
Oerlinghausen. Christoph Kubus sitzt an einem der Tische im vorderen Bereich der Altdeutschen Bierstube und feilt an der Tageskarte. 22 Jahre jung war er, als er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Sein Konzept war ebenso einfach wie überzeugend: „Ich habe zwei gesunde Hände und kann gut kochen.“ Hinzu kam seine Bodenständigkeit. Diese drei Voraussetzungen haben zum Erfolg geführt.
„Mittlerweile bin ich mehr als mein halbes Leben in Oerlinghausen“, sagt der 53-Jährige. Seit August 1988 betreibt der gebürtige Schlesier die Altdeutsche Bierstube an der Hauptstraße. „Ich bin längst dreiviertel Lipper, vielleicht auch schon ein ganzer“, glaubt Kubus und erzählt von den vielen Feiern und Begegnungen mit den Menschen. „Man wächst zusammen, kennt die Familien. Wenn man sich wohlfühlt, dann bleibt man auch.“

Geblieben ist über die Jahrzehnte hinweg auch die Altdeutsche Bierstube, die schnell in aller Munde war. Qualität, Ambiente, Herzlichkeit und der familiäre Charakter sprachen sich herum. Dass Christoph Kubus seine Köstlichkeiten hier zubereiten würde, war vor gut 30 Jahren keineswegs absehbar, denn eigentlich liebäugelte er mit einer anderen Lokalität. „Damals wurde mir das Stadthotel angeboten, der Vertrag war schon fertig“, erzählt der 53-Jährige und muss schmunzeln, wenn er daran denkt, welch ungeahnte Wendungen das Leben manchmal nimmt.
Die Gäste sitzen am liebsten in der guten Stube
Einen Tag vor der geplanten Unterzeichnung am 2. Mai 1988 rief ihn seine Mutter an. Sie hatte Carl-Ludwig Wachsmuth-Melm, den Eigentümer der „Altdeutschen Bierstuben“, getroffen und erfahren, dass auch dort jemand gesucht wurde. Ihr Sohn schlief eine Nacht darüber und entschied sich dafür. „Am 1. Mai habe ich sie mir angeschaut, am 1. Mai vor 40 Jahren bin ich aus Schlesien nach Deutschland gekommen.“ Dieses Datum hat seither Symbolkraft.
Kubus ließ den Küchentrakt umbauen und vergrößern. Treppe und Biergärten wurden erneuert, die Fassade gestrichen. Die Familie, insbesondere seine Frau Larissa, unterstützten Kubus und tun es nach wie vor. Überlegung sei zunächst gewesen, die Gaststube als Kneipe und Bistro zu belassen, die beiden anderen Räume als à la carte laufen zu lassen, erzählt Kubus. „Das hat sich aber nicht durchgesetzt.“ Und zwar deshalb, weil die Gäste viel lieber vorne in der „guten Stube“ sitzen wollten. „Deshalb haben wir das Konzept fallenlassen und die Altdeutsche Bierstube als komplettes Restaurant geführt.“
»Gut zu essen ist ein Lebenstil«
„Heute“, sagt Kubus, „bin ich froh darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben.“ Vor allem vor dem Hintergrund des Kneipensterbens. Ohnehin gehört seine Leidenschaft dem Kochen und der Küche. Einen Stern für seine gehobene Gastronomie zu bekommen, danach hat Christoph Kubus nie gestrebt. „Ich bin ein guter Handwerker und versuche es bodenständig zu halten.“ Alles wird frisch hergestellt, auf Hilfsmittel verzichtet, stattdessen viel mit frischen Kräutern und Feinkostprodukten gearbeitet, die möglichst aus der Region kommen, „am liebsten von Bauern“.
„Suppen und Soßen werden alle selbst hergestellt“, betont Christoph Kubus. Zu den Gerichten, die besonders oft verlangt werden, gehören Ochsenbäckchen. „Die sind der Renner.“ Am 9. November beginnt die Saison für den ebenfalls stark nachgefragten Gänsebraten. „Ich bin auch gerne in der westfälischen Küche unterwegs und koche gerne mediterran“, erzählt Kubus. Dass der Anspruch der Gäste, nicht zuletzt durch diverse Koch-Shows, merklich gestiegen ist, findet er gut. „Gut zu essen ist ein Lebensstil.“
Besonders erfreut ist Kubus, dass seine Kinder Marie-Claire (27) und Eric (18) mithelfen, wann immer sie Zeit haben. Seine Frau Larissa ist für den Servicebereich zuständig, „und meine Mutter hat in 30 Jahren schon tonnenweise Kartoffeln gepellt“. Dieser große Familienzusammenhalt sei wichtig, betont Kubus. Neben der Handwerkskunst ist er Garant dafür, dass es die Menschen seit gut 30 Jahren in die „Altdeutsche“ zieht. Und diese Gäste kommen längst nicht nur aus Oerlinghausen, sondern auch von weit her.
Haus mit Geschichte
- Das Gebäude, in dem die Altdeutsche Bierstube betrieben wird, ist im Jahr 1794 erbaut worden.
- Das Fachwerk hinter der Theke ist die erste Hauswand.
- Früher war im Haus an der Detmolder Straße ein Kolonialwarenladen untergebracht.
- Das Jägerzimmer war eine Kneipe, die Ratsstube eine Zeit lang das Rathaus.
- Mitte der 1960er Jahre ist das Haus zu seiner heutigen Form umgebaut worden.