
Von
Karin Prignitz
22.03.2018 | 22.03.2018, 07:00
Oerlinghausen
Jörg Czyborra von der Buchhandlung Blume und Christoph Kubus von der Altdeutschen Bierstuben servieren einen vorzüglichen Mix aus Literarischem, Musik und Menü
Bewährte Zusammenarbeit: Christoph Kubus (l.) von der Altdeutschen Bierstuben hat ein vorzügliches Menü gezaubert. Jörg Czyborra hat Gedichte, Geschichten und Lieder zum Thema Essen und Trinken beigesteuert. Bei seinen Auftritten bezieht er auch Buchhändlerin und Lebenspartnerin Martina Lange mit ein. | © Karin Prignitz
Oerlinghausen. Welch Konfliktpotential ein viereinhalb Minuten nach Gefühl gekochtes Ei auslösen kann, das ist seit Loriots „Frühstücksei" bekannt. Er betrachtet die Sache analytisch, sie fühlt sich komplett missverstanden. Jörg Czyborra und Martina Lange sind jetzt in die Rollen des genervten Paares geschlüpft und haben damit den gelungenen Übergang zum ersten Gang des Abends gefunden.
Jeweils 52 Gäste haben es sich am Dienstag- und Mittwochabend „in der ehrwürdigen Halle des kulinarischen Genusses", wie Jörg Czyborra die „Altdeutschen Bierstuben" nennt, an fein gedeckten Tischen gemütlich gemacht und sind gespannt auf das, was sie erwartet. „Kochen und kochen lassen", so ist der literarisch-musikalisch Abend mit Drei-Gänge-Menü, zu dem die Buchhandlung Blume gemeinsam mit Christoph Kubus von der „Altdeutschen Bierstuben" erneut eingeladen hat, diesmal überschrieben.
Seit vielen Jahren besteht die Kooperation. Einmal im Jahr wird Genuss auf künstlerisch-kulinarische Weise verbunden. Noch bevor das Bärlauchschaumsüppchen mit Wachtelei-Einlage serviert wird, stöbert Jörg Czyborra mit „Nochn Toast, nochn Ei" tief in der Hitkiste der Gebrüder Blattschuss und bringt, ehe schweigend und genüsslich gelöffelt wird, auch noch das berühmte Ei des Kolumbus in Erinnerung.
Dem Hauptgang, einem exquisiten Sauerbraten mit Rosinen und Schokolade, Wirsing, Macairekartoffeln (Kartoffelkuchen) und dem dazu passenden Rotwein nähert sich Jörg Czyborra mit Joachim Ringelnatz „Was Topf und Pfann erzählen kann".
Was essen wir heute? Eine bekannte Frage. Mascha Kaleko hat die literarische Antwort gefunden: „Wir wäre es mit Borschtsch?" Sieben Wochen auf kleiner Flamme kochen, dieser Zeitraum wäre wohl selbst Spitzenkoch Christoph Kubus deutlich zu lang. Jörg Czyborra versucht es mit seinem Lieblingsgericht aus der Kindheit: „Spaghetti mit ganz viel Ketchup." Dass die Zubereitung in Wahrheit eine Wissenschaft für sich ist, weiß nicht nur Kubus, auch der japanische Autor Haruki Murakami hat seinem „Jahr der Spaghetti" eine Geschichte gewidmet, die im Buch „Kochen und kochen lassen" nachzulesen ist.
„Wer einen guten Braten macht, hat auch ein gutes Herz", da hält es Jörg Czyborra ganz mit Wilhelm Busch. Gedichte und Geschichten von Thomas Mann, Eugen Roth, Pascale Hugues, Lieder von Reinhard Mey, Udo Jürgens und anderen werden ebenfalls zwischen den Gängen serviert. Darunter auch Axel Hackes „Wein oder nicht Wein", das besonders gut ankommt. Und nach der vorzüglichen Joghurt-Limettenmousse im Glas als Nachspeise, da besingt Jörg Czyborra die berühmte Currywurst und beschließt den Abend im Duett mit Martina Lange und dem Oerlinghausen-Lied.
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