Oerlinghausen

Wie das Oerlinghauser St.-Hedwigs-Haus hilft, Sprachbarrieren zu überwinden

Im St.-Hedwigs-Haus wird an einem Europa-Projekt gearbeitet, das jungen Flüchtlingen mit der Sprache der Mathematik hilft, besser zu verstehen

Wollen Sprachbarrieren beseitigen: Ahmet Yasin Ayik (v. l.) aus der Türkei, Theresa Nerlich und Ina Stroisz von der Heimvolkshochschule St.-Hedwigs-Haus, Maryna Manchenko aus Italien sowie Laura Przybyla, Projektleiterin in Oerlinghausen. | © Gunter Held

Gunter Held
31.07.2019 | 31.07.2019, 17:23

Oerlinghausen. Die Welt ist in Bewegung. Millionen Menschen sind auf der Flucht – vor Krieg, vor politischen Potentaten, vor wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit. Ziel vieler Flüchtlinge ist Europa. Und wenn sie es denn dann hierher geschafft haben, lösen sich die Schwierigkeiten nicht in Luft auf. Die fremde Sprache ist eine der größten Barrieren. Nicht umsonst wird sie seit etlichen Jahren als Schlüsselkompetenz bezeichnet.

Das Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen, die Heimvolkshochschule St.-Hedwigs-Haus, beschreitet jetzt neue Wege, Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 6 und 15 Jahren in die Lage zu versetzen, sich in der neuen Lernumgebung zurechtzufinden. Die Sprachbarriere im Schulalltag erschwert das Stellen von Fragen sowie den Ausdruck von Bedürfnissen und der emotionalen Lage der Kinder.

Das Projekt dazu wird von Erasmus und der Europäischen Kommission finanziert. Es nennt sich ULM, was für Universal Language of Mathematics steht, also universelle Sprache der Mathematik. Außer dem Hedwigs-Haus sind an dem Projekt beteiligt, das Europäische Zentrum für Studien und Initiativen in Italien (CESIE) und die Turkey Youth Clubs Federation (YCC) in der Türkei.

Plus bleibt Plus

Das Projekt läuft über zwei Jahre und wurde im Herbst 2018 begonnen. Das erste Treffen von Koordinatoren fand im Frühjahr in Ankara statt. Nach Oerlinghausen sind am Montag Ahmet Yasin Ayik aus der Türkei und Maryna Manchenko aus Italien gekommen. Bis Mittwochnachmittag haben sie unter der Leitung von Laura Przybyla von der Heimvolkshochschule und den Mitarbeiterinnen Theresa Nerlich und Ina Stroisz sich Gedanken über den Fortgang des Projektes gemacht. Wie Przybyla erklärt, sind die beiden Länder auch deshalb mit dabei, weil viele Flüchtlinge in diesen Ländern zum ersten Mal europäischen Boden betreten.

Um die sprachlichen Barrieren zu überwinden, wurde die Mathematik gewählt, deren Sprache in allen Ländern gleich ist. Das Plus-Zeichen etwa hat in Europa die gleiche Bedeutung wie in Afrika oder Asien.

Ziel des Projektes, erklärt Przybyla, sei, Schülerinnen und Schülern den Einstieg in die nationalen Schulsysteme zu erleichtern. Und über die Schüler würden die Eltern erreicht. Auch Lehrer, weiteres Schulpersonal, Schulbehörden, politische Entscheidungsträger und nicht zuletzt die Zivilgesellschaft sind Zielgruppen des Projektes.

Im St.-Hedwigs-Haus haben die Teilnehmer an einer Informationsbroschüre zu den nationalen Schulsystemen gearbeitet, die sich laut Laura Przybyla „erheblich voneinander unterscheiden“. Zudem sind pragmatische Beispiele für Kinder, Eltern und Lehrer enthalten. Weiterhin wurde an einem Übungsbuch mit mathematischen Aufgaben und Übungsplänen gearbeitet. Das soll helfen, die Sprachbarrieren im Rahmen des Lehrens und Lernens zu überwinden. Und letztlich soll das Ganze natürlich auch nachhaltig wirken. Dafür wird eine Online-Plattform eingerichtet.