
Oerlinghausen. Die seit Jahren anhaltenden Wasserschäden und möglicherweise Krankheiten auslösender Schimmelbefall an der Grundschule Lipperreihe haben nach der Berichterstattung in der NW ein breites Echo hervorgerufen. Eltern sind besorgt und enttäuscht, „sie fühlen sich alleine gelassen und sind in ganz großem Maße verunsichert", berichtet Dennis Thon, Vorsitzender des Fördervereins, von Reaktionen, die er in den vergangenen Tagen wahrgenommen hat.
Schulleiterin Claudia Hädrich hatte im jüngsten Schulausschuss eine Chronik der Wasserschäden und deren Auswirkungen seit dem Jahr 2015 vorgetragen. Sie berichtete von einem hohen Krankenstand der Lehrkräfte und dass sie sich von der Stadt als Schulträger nicht ernstgenommen fühle. „Nun steht im Raum, dass die Kinder teilweise schon seit Monaten und Jahren etwaigen krankmachenden Schimmelsporen ausgesetzt sein können", sagt Dennis Thon. Er berichtet von einem Beispiel, das an ihn herangetragen worden ist: Ein Kind leidet seit einem halben Jahr an einer verstopften Nase, derzeit werde eine Cortisonbehandlung ausprobiert. „Was ist", fragt Thon, „wenn die Schimmelsporen in der Schule dafür verantwortlich sind?"
»Niemand konnte Rede und Antwort stehen«
Eine Untersuchung der Raumluft und des entdeckten Schimmels sei unbedingt notwendig, „damit Eltern Gewissheit haben und Ärzte eine gezielte Therapie durchführen können, denn dafür müssen sie die genaue Ursache kennen". Dieser Meinung ist auch die SPD. „Schäden müssen unverzüglich und umfassend aufgenommen und umgehend behoben werden, damit gesundheitliche Folgen für Kinder und Kollegium vermieden werden." Von der Schulleiterin hätten sich die Sozialdemokraten aber eine andere Vorgehensweise gewünscht.
Thon, der im Schulausschuss im Zuschauerraum saß, und andere hatten in den sozialen Netzwerken auf eine veröffentlichte Stellungnahme der SPD geantwortet. Die Sozialdemokraten weisen darauf hin, dass der Tagesordnungspunkt „Aktuelles aus den Schulen" eigentlich als Möglichkeit gedacht ist, über die Highlights der schulischen Arbeit zu berichten.
Claudia Hädrich jedoch, so der Eindruck, habe daraus „eine Klagemauer gemacht". Frust und Enttäuschung, so die Vermutung, „werden sie dahin getrieben haben, mögliche Versäumnisse der Stadt als Schulträgerin von 2015 bis zu den Folgen des Tiefs Alex aufzuzeigen". Dass Hädrich die Situation monologisch und aus ihrer Sicht geschildert habe und „weder Mitarbeiter der Verwaltung noch der Vorsitzende oder gar Mitglieder des Ausschusses über das Anliegen vorab informiert" gewesen seien, ist aus Sicht der SPD sehr unglücklich. „Niemand konnte Rede und Antwort stehen, so ergab sich ein betretenes Schweigen."
Die SPD wendet sich in ihrem Schreiben dann persönlich an die Schulleiterin. „Liebe Frau Hädrich, wir haben in Oerlinghausen das Glück, einander zumeist persönlich zu kennen – anders als zum Beispiel in der Großstadt Bielefeld." Bevor eine Situation derart eskaliere und Missstände zwischen den Beteiligten sich hochschaukelten, könne doch ein Gespräch im Vorfeld helfen, Lösungen für ein Problem zu finden. „Möge uns eine solche Situation im Ausschuss zukünftig erspart bleiben."
Dennis Thon kann eine solche Reaktion in keiner Weise nachvollziehen. Er fragt sich umgekehrt vielmehr, warum die politischen Vertreter nicht direkt nach der Ausschusssitzung das Gespräch gesucht und sich zumindest die in Lipperreihe gewählten Ratsvertreten nicht längst ein Bild von den Zuständen vor Ort gemacht hätten. Schließlich seien Missstände bereits seit 2015 bekannt. Thons Kritik richtet sich insbesondere an die Stadt. Der sei der Sachverhalt bekannt gewesen, die Ursachen aber seien nicht beseitigt worden. Thon wirft der Stadt deshalb sogar Vorsatz vor. „Alle entstandenen gesundheitlichen (Folge-)Schäden bei Lehrpersonal und Schülern könnten schadenersatzpflichtig sein."
Flachdach wird über innenliegende Fallrohre entwässert
Helmut Holthöfer, bis vor Kurzem Technischer Leiter des Fachbereichs „Bauen, Ordnung, Umwelt", kann den entstandenen Ärger „vollkommen verstehen". Die Sache sei aber komplex. Kanäle wie die im 60er-Jahre-Bau der Grundschule Lipperreihe seien für extreme Starkregen nicht ausgerichtet. Die Schule habe zudem ein Flachdach. Entwässert werde über innenliegende Fallrohre. Eines dieser Rohre läuft in die Wand des Lehrerzimmers. Die Rohre verlaufen dann unter der Betonsohle in die Grundleitungen, die dann teilweise in Versickerungsschächten laufen. „Und die sind bei Starkregen schnell voll", sagt Holthöfer. „Wir werden uns zusammensetzen, und nach Lösungen suchen", verspricht er.
Das Ganze sei aber aufwendig. „Zunächst müssen wir eine Bestandsaufnahme machen und schauen, wo die Kanäle liegen." Bestandspläne gebe es nur zum Teil. Ein Dach auf das Gebäude zu setzen, um mehr Gefälle zu bekommen, könnte eine Lösung sein, die aber sei kostenintensiv. Erst vor zwei Wochen sei das Flachdach saniert worden. In der kommenden Woche, das kündigt Holthöfer an, soll es Schadstoffmessungen geben. Sollten sich dort bedrohliche Werte ergeben, werde ein Bausachverständiger hinzugezogen. Falls nicht, sollen die vorhandenen Schäden beseitigt werden. Beim entstandenen Loch vor der Sporthalle sei eine Leitung abgesackt, informiert Holthöfer. Er verweist darauf, dass es auch bei anderen städtischen Gebäuden immer wieder einmal Wasserschäden gibt. An allen Schulen sei es zudem „in den vergangenen 20 Jahren immer wieder zu einer Mäuse- und Rattenplage gekommen".