
Oerlinghausen. Ein ständiges Räuspern gehört mittlerweile zum Schulalltag von Claudia Hädrich. Feuchtigkeit und Schimmel sind nicht erst seit den jüngsten Starkregenfällen die ständigen Begleiter. Den ersten großen Wasserschaden, an den sich die Schulleiterin des Grundschulverbunds Lipperreihe/Südstadt am Standort Lipperreihe erinnern kann, hat es bereits im Januar 2015 gegeben. Weitere folgten. Der Ursache auf den Grund gegangen, sei die Stadt lange nicht, beklagt Hädrich.
Immer und immer wieder hat sie zum Telefonhörer gegriffen, hat Schäden gemeldet, auf die untragbare Situation hingewiesen. Konsequenzen habe es nicht gegeben. „Ich habe kein Gehör gefunden“, sagt Hädrich. „Ich fühle mich nicht ernst genommen.“
Den Vertretern der politischen Parteien im Schul- und Kulturausschuss trug Claudia Hädrich den chronologischen Ablauf der baulichen Mängel an beiden Grundschulstandorten vor. Betroffenheit und betretenes Schweigen waren die Reaktion.
Regale verdecken die Flecken
Im Januar 2015 war ein Wasserschaden im Lehrerzimmer aufgetreten. Der Raum wurde leergeräumt. „Jetzt ist die Chance, genauer zu untersuchen“, so hatten Claudia Hädrich, die Kolleginnen und Kollegen sich das vorgestellt. Selbstverständlich, hatten sie gedacht, müsse etwas getan werden.
Doch es passierte nichts. „Die neuen Möbel wurden einfach auf den zuvor durchfeuchteten Stellen platziert.“ Der Teppich blieb, die Flecken an den Wänden sind von Regalen verdeckt. „Für Farbe und neuen Teppichboden war nach Auskunft der Stadt kein Geld da.“
„Immer wieder kam es unter den Fenstern her“, schildert Hädrich das ständige Eindringen von Feuchtigkeit. Erst in den Osterferien seien die Fenster zumindest von außen verkleidet worden. Im Juni 2017 war das Büro der Schulleiterin von einem Wasserschaden betroffen. Seither stand ihr Fenster auch bei großer Kälte offen, während unter dem Schreibtisch der Heizlüfter lief. „Schon von Anfang an ist mir eine deutliche Beule in der Wand aufgefallen.“ Hädrich meldete ihre Bedenken frühzeitig bei der Stadt. Außer, dass übertapeziert wurde, passierte nichts.
Eimerweise Wasser herausgeholt
„Ein Jahr später habe ich noch einmal drauf hingewiesen.“ Die Reaktion: „Stört Sie das?“ Sehr wohl störte es sie, „denn ich wusste ja nicht, was dahinter ist“. Nach den jüngsten Starkregenfällen weiß sie es. „Der Hausmeister hat eimerweise Wasser rausgeholt.“ Seither steht ein Trockengerät dort. Diesmal reagierte die Stadt sofort.
Tom Wormuth von Haustechnik Brüntrup hat bereits ein Rohr in der Wand freigelegt, schaut sich mit einer Kamera das Innere an. Was er sieht, ist alt und kaputt. „Das muss schon lange undicht gewesen sein“, bestätigt der Fachmann den Eindruck von Claudia Hädrich. Unterhalb der defekten Stelle verläuft ein Kabelkanal. Ein Kanalprüfer werde wohl hinzugezogen werden müssen, „und dann müssen wir sehen, wohin die Reise geht“, sagt Wormuth.
Er will den Teufel nicht an die Wand malen, aber „das könnte durchaus größere Ausmaße haben“. Wormuth weist zudem darauf hin, dass der entstandene Schimmel nicht unterschätzt werden dürfe. Die Chronologie gehe einher mit Krankheiten im Kollegium, auch diese Folgen führt Claudia Hädrich den Ausschussmitgliedern vor Augen. Ständig habe jemand Bronchitis. „Ich habe noch nie so viele Vertretungspläne geschrieben.“
Grube im Rasen
Das Wasser sprudelte auch im Flurbereich, der mittlerweile nicht mehr genutzt werden soll. Überall stehen die Fenster offen. Schwarze Stellen sind deutlich zu erkennen. Ein Klassenraum musste geräumt werden. Die Küche ist ebenfalls betroffen. Dort sind Möbel erhöht worden. Neuestes Problem: Vor der Sporthalle hat sich eine Grube im Rasen gebildet. Baken sichern den Ort.
An der Südstadtschule gibt es ebenfalls Probleme. Durch das Gefälle zum Eingangsbereich stehe der Bereich oft unter Wasser, berichtete Claudia Hädrich, die sich fragt, „was sich der Architekt dabei gedacht hat“. Die Türen zu den Umkleidekabinen seien verzogen. Im Schulgebäude gebe es offensichtlich extremen Tierbefall.
Im Schulausschuss wurde der Antrag gestellt, einen Bausachverständigen zu beauftragen. Claudia Hädrich hofft, dass er auch kommt, denn „den Ursachen muss endlich auf den Grund gegangen werden“.