Leopoldshöhe

3D-Druck-Unternehmen aus Leopoldshöhe feiert Jubiläum

Vor 25 Jahren haben Markus und Raphael Hoffmann ihr Unternehmen gegründet, das die Zukunft des 3D-Drucks mitgestaltet.

Die Firmengründer Raphael Hoffmann (l.) und Markus Hoffmann vor einem 3D-Drucker für kleineres Spielzeug im Firmenfoyer. Die Hermann-Statue haben sie vor einigen Jahren für die Lippe Tourismus & Marketing gedruckt. | © Birgit Guhlke

Birgit Guhlke
31.03.2021 | 31.03.2021, 08:17

Leopoldshöhe. Als sie angefangen haben, war der 3D-Druckbereich noch eine relativ neue Technik. Den Brüdern Raphael und Markus Hoffmann aber war bereits klar, dass sie sich in dem Bereich selbstständig machen wollten. Am 1. April 1996 war es dann so weit, die H&H GmbH war gegründet. Die Hoffmanns legten den Grundstein für eine Entwicklung, in der es längst nicht mehr nur um die Produktion von Teilen für die Autoindustrie geht.

„Vor 25 Jahren war es noch relativ exotisch, als wir gestartet sind“, sagt Markus Hoffmann, „aber es hat sich weiterentwickelt“. Er selbst ist gelernter Modellbauer, hat an der FH Maschinenbau studiert und sei da bereits auf den 3D-Druck gestoßen. Das Thema seiner Diplomarbeit war dementsprechend bereits „Rapid Prototyping“, die schnelle Herstellung von Musterbauteilen.

Seit dem Jahr 2000 hat die H & H Gesellschaft für Engineering und Prototypenbau mbH ihren Sitz in Asemissen. - © Birgit Guhlke
Seit dem Jahr 2000 hat die H & H Gesellschaft für Engineering und Prototypenbau mbH ihren Sitz in Asemissen. | © Birgit Guhlke

Unternehmen hat heute 110 Mitarbeiter

Sein Bruder studierte BWL in Münster, mit Schwerpunkt Marketing und Kommunikation. Er war derjenige, der den Businessplan mitgeschrieben hatte. Damals, für die ersten Schritte in einer kleinen, gemieteten Halle in Lage-Billinghausen. Seit 2000 ist das Unternehmen in Asemissen ansässig, entwickelte sich stetig weiter, hat heute 110 Mitarbeiter. Und einen Umsatz von geplant 12 bis 14 Millionen Euro in diesem Jahr. Es gibt mittlerweile eine Holding, im Unternehmensleitbild ist die Rede von „Next Level 3D-Printing“.

Es sind verschiedene Sparten, die mittlerweile auf 3D-Druck statt Guss setzten. Und die ihre Teile aus Leopoldshöhe beziehen oder die sich Prototypen für die Serienherstellung in Leopoldshöhe entwickeln lassen. Es geht um Metall- und Kunststoffteile. Etwa je zur Hälfte für die Automobilbranche und für die Branche der Hersteller der sogenannten Weißen Ware (Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kühlschränke), Elektro, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und eben auch Maschinenbau.

„Wir sind ein Spezialdienstleister“, sagt Raphael Hoffmann. „Wir entwickeln oder entwickeln mit.“ Im Gewerbegebiet Asemissen gibt es dementsprechend eine Abteilung, in der Ingenieure und Konstrukteure entsprechend der Vorgaben der Auftraggeber Prototypen entwickeln – Geheimhaltung inklusive.

Halter für Sektgläser

Es sind Mittelkonsolen für den Mercedes-Maybach mit Sekt- oder Champagnerglashalter, es sind Teile für Kassenautomaten oder auch der neue Wischmopp für einen Reinigungsgerätehersteller, die in Asemissen gefertigt, ersonnen, weiterentwickelt oder für eine Serienproduktion hergestellt werden.

Längst läuft das meiste digital. Raphael und Markus Hoffmann sind mit ihrem Unternehmen in Forschungsgruppen integriert, sind beispielsweise mit der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule Aachen vernetzt, kennen „alle 3D-Größen Deutschlands“, wie Raphael Hoffmann sagt.

3D-Druck kann ein Flugzeug eine Tonne leichter machen

Die Digitalisierung verheißt komprimiertere Werksgelände, weil sich der Datensatz, abgespeichert in einer Cloud, für die Herstellung von Ersatzteilen wie eine Kofferraumhalterung anders lagern lässt als Spritzgusswerkzeug und -maschinen. „Das ist nur ein kleiner Teil von Zukunftsvisionen“, sagt Raphael Hoffmann. Auch ein 3D-Drucker im Auto sei vorstellbar, erklärt Markus Hoffmann. Der Fahrer druckt das Ersatzteil und liefert es direkt aus.

Spritzguss und Fräsen sind in Asemissen auch noch ein Thema. Die Technologie aber entwickele sich weiter, Teilbereiche werden bereits vom 3D-Druck übernommen, „aber nicht alles“, erklärt Raphael Hoffmann. Es sei auch eine Kostenfrage. Beispiel Flugzeugbau. Mit 3D-Druck könne ein Flugzeug „eine Tonne leichter werden – und Gewicht ist beim Flugzeug alles“. Weniger Gewicht, weniger Treibstoff nötig, aber das 3D-Druckverfahren sei noch kostspieliger. Dass es seinen Weg in die industrielle Serienfertigung findet, davon sind die Hoffmanns überzeugt, alles eine Frage der Zeit und der Kosten-Nutzen-Abwägung. Einen Sinn für besondere Serien aus dem 3D-Drucker haben sie in Asemissen. 1.500 Hermann-Figuren wurden hier mal gedruckt für die Lippe Tourismus & Marketing. Eine Kleinigkeit, klar, aber eben eine besondere.

Die Jubiläumsfeier muss in diesem Jahr coronabedingt ausfallen. Sie soll aber nachgeholt werden.