Oerlinghausen/Leopoldshöhe. Die Warnungen sind eindeutig. Der Deutsche Wetterdienst geht in seinen Vorhersagen von unwetterartigem Schneefall sowie Glatteis am Wochenende aus. Die westlippischen Bauhöfe haben sich darauf eingestellt, und ihre Teams sind entsprechend vorbereitet. In einem Fall geht es jetzt ums Pökeln.
Thomas Kronshage ist Leiter des Bauhofes in Oerlinghausen. Er hat seine 14 Mitarbeiter bereits über den zu erwartenden Wintereinbruch informiert. „Die Bereitschaft beginnt am Samstag um 4 Uhr und endet am Montag um 7 Uhr.“ Zur Verfügung stehen den Bauhofmitarbeitern zwei 18-Tonner, zwei Schmalspurschlepper, ein SUV mit Räumschild und eine Fußtruppe, die mit Schneeschiebern und Salz in Eimern loszieht.
Was die Satzung sagt
Entgegen der Ansicht mancher Bürger, mit den Steuern, die sie zahlen, auch den Winterdienst des städtischen Bauhofes bezahlt zu haben, besteht kein Rechtsanspruch auf eine von Schnee und Eis geräumte Straße. In der Satzung über die Straßenreinigung in der Stadt Oerlinghausen steht: „Die Durchführung... des Winterdienstes erfolgt im Rahmen der Zumutbarkeit und Leistungsfähigkeit der Stadt Oerlinghausen.“
„Zuerst werden die Hauptdurchgangsstraßen des Stadtgebietes geräumt“, sagt Kronshage. Das sind beispielsweise die Lämershagener Straße, die Holter Straße bis zur Tunnelstraße oder die Dalbker Straße bis zur B 68. Die zweite Priorität haben dann die Straßen, auf denen die Busse des ÖPNV fahren und erst dann sind die Wohnstraßen dran. „Den Brachtshof aber räumen wir schon recht früh, damit die Anwohner überhaupt aus den oberen Bereichen wegkommen.“
Schwierig wird es für die Fahrer der Räumfahrzeuge, wenn die Straßen zugeparkt sind. „Mit einem Pkw mag man noch durchkommen, aber wir brauchen für unsere Fahrzeuge mindestens eine Breite von drei Metern, die wir befahren können“, sagt Kronshage.
Treppen und Tweten sollen begehbar bleiben
Die Fußtruppen des Bauhofs sind im Stadtgebiet unterwegs. Sie räumen vor öffentlichen Gebäuden – „das, was jeder Anwohner machen muss, müssen wir natürlich auch machen“, sagt Kronshage. Außerdem sorgen sie dafür, dass Treppen begehbar sind, und dass auch die Tweten gefahrlos benutzt werden können.

200 Tonnen Salz hat Kronshage noch im Lager. Teilweise ist es vermischt mit Split, um auf den Straßen in Hanglage einen besseren Grip zu bekommen. Die Arbeitsweise der Schneeräumfahrzeuge ist: vorne schieben, hinten streuen. Denn der Schnee wird nicht komplett von der Straße entfernt. Der zurückbleibende Rest ist aber sehr glatt, weshalb dort Salz aufgebracht wird, etwa zehn Gramm pro Quadratmeter. Dem Wintereinbruch am Wochenende sieht Kronshage entspannt entgegen: „Wenn es nicht wieder zu besonderen Situationen kommt, wie dem Eisregen am vergangenen Wochenende, sind wir gut gerüstet.“
Leopoldshöhes Bauhofleiter Andreas Glatthor kommt just aus einer Besprechung mit seinen Kollegen, in der sie ihre Strategie für das Wochenende ausgearbeitet haben. „Ja, wir bereiten uns darauf vor“, sagt Glatthor. Es sei schon mit einer besonderen Situation zu rechnen, aber damit haben die Leopoldshöher Erfahrung.

„Wir werden schon Samstagnachmittag rausfahren, um vorbeugend einzugreifen“, erklärt der Bauhof-Chef. „Vorpökeln“ nennt er das. „Wir fahren dann bereits auf den Straßen Salz und Sole aus.“ Die Sole hat er aus der Nachbargemeinde Bad Salzuflen bekommen. 1.000 Liter sind in zwei flachen Behältern auf einem der Lkw untergebracht. Verteilt wird die Sole durch Düsen, die auf den Prallteller gerichtet sind, der auch das Salz verteilt.
Wenn die Straßen bereits zugefroren seien, sei es schwieriger, das Glatteis in den Griff zu bekommen, deshalb das Vorpökeln. „Wir haben damit schon gute Erfahrungen gemacht“, sagt Glatthor. Die Kollegen in den Nachbarkommunen würden das ähnlich praktizieren, „Bielefeld macht das auch“. Wenigstens die Hauptstraßen sollen so möglichst rutschfrei bleiben.
Ein Kollege, der Bereitschaft habe, werde die Teams am Samstag informieren. „Wir haben ja vier Gruppen.“ Etwas erschwert werde die Sache wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen. „Es dürfen ja nicht alle in einem Wagen fahren, aber wir haben das geregelt.“ Je nach weiterem Schneefall und Glatteisbildung werde auch weitergefahren und gestreut. „Wir sind vorbereitet.“
INFORMATION
Vorbereitungen im Kreisgebiet
Auch der Rettungsdienst und die Feuerwehren im Kreis Lippe sind vorbereitet. „Eine Wettervorhersage ist immer nur eine Prognose – aber für den Fall, dass die Unwetterlage kommt, haben wir die Ressourcen aufgestockt und sind vorbereitet“, erklärt Jens Knaup von der Feuerschutz- und Rettungsleitstelle Kreis Lippe. So wurden weitere Rettungsmittel organisiert, unter anderem werden vier weitere Rettungswagen zur Verfügung stehen. Außerdem wird das Personal in der Leitstelle aufgestockt, um auch für vermehrte Anrufe über den Notruf gewappnet und für die Bürger erreichbar zu sein. Alle Kollegen sind für das Wochenende zudem in Alarmbereitschaft versetzt. Die Leitstelle stehe zudem weiterhin in engem Kontakt mit den lippischen Feuerwehren und dem Kreisbrandmeister: Auch die Feuerwehren treffen entsprechende Vorbereitungen und die Kameraden sollen ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt werden.