Leopoldshöhe

Willy war’s

Manfred Burkamp zieht eine Bilanz seiner politischen Arbeit im SPD-Ortsverein, als Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister.

Von außen könne man nichts erreichen, Veränderungen sind nur durch persönliches Engagement zu erreichen, lautet das Fazit von Manfred Burkamp. | © Knut Dinter

23.11.2020 | 23.11.2020, 04:11

Leopoldshöhe. Das Jahr 1968 steht für eine Zeit des kritischen Hinterfragens und des Aufbruchs. Die gesellschaftlichen Veränderungen berührten auch Manfred Burkamp, damals 21 Jahre alt. „1968 begann ich politisch zu denken“, erinnert er sich. Der Asemisser trat der SPD bei, wurde in den Gemeinderat gewählt und war stellvertretender Bürgermeister. Nach 41 Jahren bewarb er sich nicht mehr um ein Mandat.

Ein großes Vorbild sei der damalige SPD-Vorsitzende und Bundeskanzler Willy Brandt gewesen, sagt Burkamp (73). Sein politisches Programm, das er mit dem Satz „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ formulierte, habe ihn beeindruckt. Auch von dem Aufruf „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst“, der John F. Kennedy zugeschrieben wird, fühlte er sich angesprochen.

Der Entschluss, sich zu engagieren, reifte schon bald. „Aber ich habe festgestellt, dass man von außen nichts bewirken kann. Deshalb bin ich Mitglied der SPD geworden“, sagt Burkamp. Bei den Versammlungen im Ortsverein fiel er bald auf, „weil ich ein paar Mal was gesagt habe“. 1976 wurde er in den Vorstand gewählt, lange Zeit im Amt des Kassierers. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Beiträge zu Hause abzuholen. Gespräche ergaben sich von selbst, und deshalb war er immer auf dem Laufenden, was die Mitglieder bewegte. Dieses Wissen kam ihm zugute, als er danach knapp 30 Jahre lang den Vorsitz des Ortsvereins innehatte.

Mit 32 in den Rat gewählt

„1979 wurde ich dann gefragt, ob ich bei der Kommunalwahl kandidieren wolle“, sagt Burkamp. Er wollte und gelangte im Alter von 32 Jahren als direkt gewählter Vertreter in den Rat. Zu Beginn gehörte er dem Rechnungsprüfungsausschuss an, anfangs als stellvertretender Vorsitzender, später fünf Jahre als Vorsitzender. 1989 hatte er den Vorsitz im neugebildeten Personal- und Gleichstellungsausschuss inne. „Bei allen Veranstaltungen der Gleichstellungsstelle war ich der einzige Mann“, erzählt er. „Die Begrüßung lautete immer ‚Liebe Frauen, sehr geehrter Herr‘.“

Zu Beginn sei die Arbeit im Rat recht schwierig gewesen, denn die Atmosphäre war sehr getrübt, weiß Burkamp. „In der ersten Zeit ging es noch wesentlich härter zu als heute. Das lag vor allem an den handelnden Personen, und das färbte ab.“ Dagegen sei die heutige Streitkultur sehr angenehm, in den Sitzungen gehe es stets sachlich und fair zu.

Seine politischen Themen fand er im näheren Umfeld: der Hinnarksteich, das Naherholungsgebiet Krähenholz, die Schulwegsicherung entlang der Hauptstraße und viele weitere. Als regelmäßiger Bahnfahrer war es ihm ein besonderes Anliegen, den Bahnhof in Asemissen aufzuwerten.

„Die Zeit war interessant und wichtig“

Er pendelte jeden Tag zur Universität Bielefeld, wo er in der Verwaltung beschäftigt war. Seiner Idee nach sollten mehr Busse als bisher fahren, die Zeiten sollten auf den Zugfahrplan abgestimmt sein. „Den ersten Brief zum Thema ,Umsteigebahnhof’ habe ich 1982 geschrieben“, sagt Burkamp. „Es hat dann noch viel Überzeugungsarbeit gekostet – sowohl in der eigenen Fraktion, im Rat als auch bei der Deutschen Bahn.“

1992, also zehn Jahre nach seinem Vorstoß, wurde der Verknüpfungspunkt eröffnet. Ebenso mühsam war es, bis die Bushaltestellen eine elektronische Anzeigetafel erhielten und die Busanforderungsampel Wirklichkeit wurde. „Sicher, das war jeweils ein langwieriger Prozess, aber es kommt darauf an, letztlich Erfolg zu haben“, meint Burkamp. Er habe stets versucht, fair und ausgleichend zu sein – und das direkte Gespräch zu suchen. „Mir war der Kontakt zu den Menschen wichtig“, sagt er. „Von den Busfahrern und Zugbegleitern zum Beispiel habe ich viel erfahren.“

„Wir sind keine Erwählten, wir sind Gewählte“

Dies entspreche auch dem Prinzip von Willy Brandt: „Wir sind keine Erwählten, wir sind Gewählte.“ Seine persönliche Wahlzeit sei nun beendet, sagt Burkamp.

„Die Zeit war interessant und sehr wichtig für mich persönlich, aber ich bin darauf gekommen, dass wir auch einen großen Garten haben. Der macht mir richtig Spaß.“ Außerdem muss auch noch etwas Zeit für die vier Enkel bleiben.