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Leopoldshöhe. Von seinem Lieblingsplatz in der Gemeinde aus kann Ulrich Meier zu Evenhausen ziemlich weit gucken. Über Evenhausen, Asemissen und Greste bis zum Oerlinghauser Tönsberg, bis zu den Hängen des Teutoburger Waldes. Wenn er hier sitzt, hat er Ruhe, Muße und Zeit für besondere Dinge. Gespräche über Politik und seine Ziele als Bürgermeister, über den Gesang seiner Hühner und für einen Heiratsantrag. Zum Beispiel. Ein Porträt des Neulings in der Leopoldshöher Kommunalpolitik. Die Corona-Pandemie habe ihn dazu gebracht, sich als Bürgermeisterkandidat der FDP zur Verfügung zu stellen. Diesen Schritt will er trotz überschaubarer Chancen – &bdquo;neben den beiden großen Parteien hier in Leopoldshöhe, SPD und CDU“ – wagen. Und damit spricht er über das erste von fünf Themen, das er sich als Kandidat für das Amt des Verwaltungsleiters der Gemeinde gesetzt hat – die Wirtschaft. Den wirtschaftlichen Einschnitten als Folge der Corona-Pandemie, die auch Leopoldshöhe zu verkraften habe, will er begegnen, indem er den Wirtschaftsstandort auf der Höh stärkt. Arbeitsplätze in der Gemeinde für Leopoldshöher Bürger, weniger Berufspendelei, das ist sein Ziel. Entbürokratisierung, auf die Unternehmen zugehen, eine Art Wirtschaftskoordinator in der Verwaltung einsetzen. Er selbst sieht sich als guter Teamchef, als Leiter und Koordinator auf dem Meierhof, der in 12. Generation von der Familie bewirtschaftet wird. Fähigkeiten, die er auch als Verwaltungsvorstand beweisen will. Buchhaltung passte damals in einen Leitz-Ordner Übernommen hat er den Hof als 23-Jähriger mit einem Handschlag und einem Leitz-Ordner voller Unterlagen von seinem Vater Theo. &bdquo;Das war die gesamte Buchhaltung damals“, sagt er und lacht. Kein Vergleich zu heute – mit einem Büro voller Unterlagen, Konzepten, Dateien. Die und die Verantwortung für Hof und Landwirtschaft will er alsbald seinem jüngsten Sohn Jan (23) übergeben. Er stehe schon als Nachfolger fest, das habe die Familie so abgesprochen. Der ältere Sohn Sven ist wie sein Bruder staatlich geprüfter Landwirt, sehe sich aber eher als Spezialist für den Ackerbau. Dass sich die beiden die Aufgabe brüderlich und im Guten aufgeteilt haben, sei auch der väterlichen Vermittlung geschuldet. Tochter Ute (25) hat ihren beruflichen Schwerpunkt in der Stadtplanung gefunden. Starke Wirtschaft – gute Finanzen. Das führt ihn zu seinem zweiten Thema, der Haushaltskonsolidierung. Mit allen Beteiligten will er ein Konzept entwickeln, das helfen soll &bdquo;nicht weiter in der Schuldenfalle zu landen“. Und er will weiter an einem lebenswerten Leopoldshöhe arbeiten. Laut Kommunenranking des Instituts für deutsche Wirtschaft (Köln) schneidet die Gemeinde nicht gut ab, landete auf Platz 383 von insgesamt 396 im NRW-Vergleich. Warum sich nicht abschauen, was in anderen Kommunen besser läuft und es nachmachen? Das will er gerne angehen. Ur-Leopoldshöher und Großstadtflüchtige Die Gemeinde Leopoldshöhe sei geprägt von dörflichen Strukturen und seit Generationen ansässigen Krentrupern, Grestern, Asemissern. Aber eben immer stärker auch vom Zuzug der Großstadtflüchtigen aus Bielefeld. Das zu vereinen, sieht er als seine Aufgabe. Dabei setzt er zum Beispiel auf die verbindende Kraft von Vereinsleben, von Engagement in der und für die Gemeinde. Er selbst gehört unter anderem der Juxtruppe Evenhauser Eier-Union, dem Modellflugverein Bad Salzuflen, der Johanniter-Unfallhilfe Lippe und dem Evenhauser Dorfverein (EDV) an. Der Dorfkrug als Anlaufstelle für alle Der EDV wurde gegründet, als der Evenhauser Dorfkrug geschlossen wurde, &bdquo;und wir hier in Evenhausen keinen Anlaufpunkt mehr hatten“. Die Gaststätte als Dorftreff, als Treffpunkt für Chöre und Vereine, für Familienfeiern, als Anlaufstelle für Alt- und Neubürger, um sich kennenzulernen – mit einem Mal weg. Der EDV sucht nach einer Möglichkeit, eine Art Dorfgemeinschaftshaus zu finden. Als Bürgermeister würde er natürlich auch solche Initiativen unterstützen, auch über Evenhausen hinaus. Die Digitalisierung möchte er &bdquo;weiter vorantreiben“ und setzt damit seinen dritten Schwerpunkt. &bdquo;Corona hat gezeigt, dass die Schulen digital nicht so aufgestellt sind, wie sie es sein könnten“. Für ihn ist das ein Unding. In seinem Dorf, in Evenhausen, &bdquo;da haben wir es teilweise selbst gemacht“, den Ausbau der letzten Abschnitte zum Meierhof übernommen, sprich gebuddelt. Aber nicht jeder Bürger habe einen Bagger zur Verfügung, nicht jeder Bürger sei in der Lage oder bereit, 500 Euro für den Ausbau des Anschlusses zu zahlen. &bdquo;Da müssen wir mit der Sewikom (die Firma ist mit dem Breitbandausbau in der Gemeinde beauftragt, Anm. d. Red.) sprechen und gucken, ob es besser geht.“ Auch wenn die FDP nicht gerade für Initiativen zum Klimaschutz bekannt sei, sein Thema ist es, sagt der 54-Jährige und erklärt seinen vierten Schwerpunkt. Er zeigt auf die Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Hofladen und Scheune. &bdquo;Wir müssen es schaffen, nachhaltige Energienutzung auch für Privatbürger möglich zu machen“, sagt er. Energiekonzept aus einem Guss Demnächst werde auf seinen Hof ein Modul geliefert, mit dem er den überschüssigen Strom aus den PV-Anlagen speichern könne. Das sei dringend geboten, könnte gemeindeweit ausgebaut werden. Methangas in grüne Energie umwandeln, Wasserstoff als Antrieb, Windkraftanlagen – es sei noch viel möglich in der Gemeinde. &bdquo;Aber man muss gucken, wo was gebraucht wird“, sagt er. Ein &bdquo;Energiekonzept aus einem Guss“ mit Wind, Wasser und Sonne, das schwebt ihm vor, &bdquo;es ist ja nicht nur die Elektromobilität“. Der fünfte Schwerpunkt betrifft ihn selbst – und seine Eignung als Bürgermeister. Er will sich als Alternative zu den Parteien anbieten, die in den vergangenen Jahrzehnten das politische Geschehen bestimmt haben &bdquo;und relativ eingespielt sind“. Als Bürgermeister wolle er eine Lösung finden, &bdquo;die für alle Parteien machbar ist“ und letztendlich vor allem den Bürgern diene. Auch bei schwierigen Themen, auch wenn es widerstreitende Ansichten, auch wenn es Interessenkonflikte gebe. Der Gesang der Hühner Und dann schaut er wieder gen Tönsberg und Teutoburger Wald, zeigt auf die Wiese, auf der normalerweise seine Freiland-Hühner herumlaufen. An diesem Tag nicht, die Wiese ist frisch eingesät. Um diese Zeit würden sie anders singen als zum Beispiel morgens. Ruhiger auf jeden Fall, nicht ganz so angespannt wie direkt nach dem Eierlegen. &bdquo;Hühner haben 20 verschiedene Gesänge“, sagt er auf der Bank zwischen blauem Flieder und hoch gewachsenen Bäumen. Welchen sie angestimmt haben, als er hier, an seinem Lieblingsplatz, seiner Lebensgefährtin Adriane Siek einen Heiratsantrag gemacht hat, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass sie &bdquo;Ja“ gesagt hat. Und der Hochzeitstermin für seine zweite Ehe steht auch schon. Nach der Kommunalwahl.

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