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Detmold-Hiddesen. Noch völlig fassungslos steht das Team des Landesverbandes am Morgen danach vor den Trümmern der Bandelhütte. Nur ein Haufen Schutt und Asche ist von dem historischen Original am Fuße des Hermannsdenkmals übrig geblieben. Gegen 3.15 Uhr mitten in der Nacht erreichte den stellvertretenden Verbandsvorsteher Arne Brand die Nachricht über den laufenden Einsatz, seitdem ist er selbst vor Ort – und erschüttert. "Heute Nacht ist ein Stück lippische Geschichte unwiderruflich verloren gegangen", sagt er. Verlust schwer erträglich Genau das mache den Blick auf die Ruine gerade so schmerzhaft. Der materielle Wert dieser "alten Holzhütte" sei gar nicht mal so hoch, meint Brand, doch der immaterielle – die kulturhistorische Bedeutung für Lippe – mache den Verlust schwer erträglich und eben unersetzbar. Wo einst der Erbauer des Hermannsdenkmals lebte, klafft nun ein schwarzes Loch im Waldboden. "Ernst von Bandel hat hier noch mit seiner Frau die letzten Jahre vor Fertigstellung des Denkmals gehaust", sagt Dr. Michael Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums in Detmold. Obwohl das Paar eigentlich eher Stadtvillen bevorzugte, wollte Bandel zwischen den Jahren 1871 und 1874 nah an seinem Lebenswerk sein. Allein die Jahreszahlen zeigen, was hier nun Denkwürdiges in Trümmern liegt. Das Feuer hat selbst die umstehenden Bäume angegriffen und verrußt. "Mit der Hütte ist europäisches Kulturgut verloren gegangen, das macht es so bitter", sagt Dr. Zelle. Nichts habe das Feuer übrig gelassen, womit das historische Gebäude neu errichtet werden könnte. Weil bisher nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Feuer nicht möglicherweise absichtlich gelegt wurde, schwingt beim Museumsleiter ein klein wenig Wut in der Stimme mit. "Die Wut überlagert gerade noch die Betroffenheit", sagt er. Doch letztendlich sei die Brandursache momentan völlig unklar, auch ein technischer Defekt könne das lichterloh brennende Feuer verursacht haben. Schließlich sei die Hütte als kleines Informationszentrum ebenfalls mit Licht und Strom versorgt worden. Die Spurensicherung war inzwischen bereits zweimal vor Ort. "Es wird schwer sein, die tatsächliche Ursache zu ermitteln. Vom Gebäude ist kaum noch etwas übrig geblieben", sagt Polizeisprecherin Dr. Laura Merks. Der Brandermittler wolle daher den Brandort möglichst genau begutachten. Mit einem ersten Ergebnis sei wahrscheinlich erst am Mittwoch zu rechnen. "Ein Gefühl der Hilflosigkeit" Rund 35 Einsatzkräfte der Detmolder Feuerwehr hatten in der Nacht bis 5.30 Uhr gegen das Flammenmeer gekämpft, das die Hütte verschlungen hatte. "Das war ein Gefühl der Hilflosigkeit, mit an zusehen, wie sich die Flammen alles genommen haben", sagt Arne Brand. Noch bis morgens um kurz nach 9 Uhr kümmerte sich die Löschgruppe Hiddesen um übrig gebliebene Glutnester. Erst dann rückten auch die letzten Einsatzkräfte der Feuerwehr ab. Dass sich das Feuer nicht noch weiter ausbreiten und mehr Wald beschädigen konnte, ist laut der Polizeipressesprecherin wohl dem nächtlichen Spaziergänger zu verdanken, der den Brand zufällig entdeckte. "Der Zeuge war in Begleitung unterwegs und bemerkte von weitem einen Feuerschein. Dann alarmierte er sofort den Notruf", sagt Merks. Verdächtigt werde die Person nicht. Trotz einer in der Nacht eingeleiteter Nahbereichsfahndung hätten die Beamten auch keine weiteren verdächtigen Personen in der Nähe des Brandortes ermitteln können. Schaden kann nicht beziffert werden Was nun mit der Ruine der Hütte passieren soll, steht in den Sternen. Zunächst muss der Schock über den Verlust erst einmal sacken, meint der stellvertretende Verbandsvorsteher. Beziffern lasse sich der Schaden vorerst nicht. Eigentlich habe der Landesverband die Bandelhütte rund um die geplante Erlebniswelt aufwendig restaurieren wollen, nun bleibt dafür nicht mehr viel übrig. Zumindest ein Gipsmodell sei zwecks Restaurierung schon vor einigen Monaten aus der Hütte geholt worden. Bei den meisten in der Bandelhütte ausgestellten Exponaten handelte es sich zuletzt laut Dr. Michael Zelle um Kopien. "Sie hatten somit keinen großen Wert. Die Originale sind in unserer Ausstellung untergebracht", sagt Dr. Zelle. Nur wenige Exponate hatte das Team zumindest für "Dokumentations- und Erinnerungszwecke" noch bergen können, obwohl das meiste weitestgehend zerstört worden sei. In den Flammen brannte auch ein Modell vom inneren Eisengerüst des Hermannsdenkmals nieder – angefertigt von Ernst von Bandel und seinem Sohn Roderich von Bandel. "Die Hitze hat es fast komplett zerstört, wir konnten nur Reste sichern", sagt Dr. Zelle. Genauso fiel ein Kunstwerk von Jakob Wedel den Flammen zum Opfer. Personen sind bei dem Brand nicht verletzt worden. Es sind die immateriellen Wunden, die nur schwer heilen können. "Wichtiger Gedächtnisort für den Erbauer des Hermannsdenkmals" Der Erbauer des Hermannsdenkmals, Ernst von Bandel, lebte seit 1837 in Detmold. Die Hütte diente ihm in den letzten Jahren vor der Einweihung des Denkmals als Wohnstätte. Der Landesverband Lippe hatte sie als Informationszentrum genutzt. Hier drinnen fand sich Wissenswertes zu Bandel und ein Modell des Hermannsdenkmals. Auf einem Gedenkstein vor der Hütte steht: "Hier stand Ernst von Bandel vor seiner Hütte, der Stätte jahrelangen Sinnens und Schaffens am 16. August 1875 bei der Übergabe des Denkmals an das Deutsche Volk." Dort ist auch eine Büste des Erbauers zu sehen. Der Landrat des Kreises Lippe, Axel Lehmann, äußerte sich in einer Mitteilung tief betroffen von der Nachricht. "Das ist ein schwerer Verlust, nicht nur für die touristische Infrastruktur in Lippe. Die Bandelhütte war kulturell und historisch bedeutsam und ein wichtiger Gedächtnisort für den Erbauer des Hermannsdenkmals und zur Entstehung dieses lippischen Wahrzeichens, das bis heute nicht an Bedeutung verloren hat", sagte Lehmann.

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