Bei Utti Kloid war immer was los: Abschied von legendärem Gasthof im Kreis Höxter

Willebadessen-Peckelsheim. Der ehemalige Gasthof Kloid im Peckelsheimer Zentrum ist abgerissen worden. Die Stadt hatte das leerstehende Gebäude von seinem aktuellen Eigentümer erworben und abreißen lassen. In den kommenden Wochen wird der Bauschutt sortiert. Danach sät die Stadt dort eine grüne Wiese ein. Das rund 1.000 Quadratmeter große Areal soll als Potenzialfläche für eine Neuansiedlung für Investoren bereitstehen. Die längste Zeit war der Gasthof im Besitz der Peckelsheimer Familie Kloid, die dort bis 2008 über zwei Generationen 91 Jahre lang eine Gastwirtschaft betrieben hat. &bdquo;Hier war immer was los. Denn hier im Haus waren nicht nur Hotel und Gastwirtschaft, hier gab es auch eine Deckstation und einen Tanzsaal mit Kinovorführungen – und zeitweise hat hier sogar das Arbeitsamt die Unterstützungsleistungen ausgezahlt“, erinnert sich Ursula Kloid (82) an die Blütezeit der Peckelsheimer Bürgerstuben, wie der Gasthof mit offiziellem Namen hieß. Sogar Roulette wurde dort gespielt, gelegentlich wurden sogar Gerichtsprozesse abgehalten. &bdquo;Es war schon eine sehr turbulente Zeit“, sagt Ursula Kloid, die alle nur Utti nannten und die die gute Seele des Gasthofs war. Nach dem großen Brand von 1905, der große Teile der Peckelsheimer Innenstadt zerstört hatte, war der Gasthof 1906 durch die jüdische Familie Asshauer erbaut worden. Das Hotel Asshauer war lange Zeit das erste Haus am Platz. &bdquo;Das markante Erkertürmchen war das Zeichen der jüdischen Baukultur in dieser Zeit. Es gibt dafür eine ganze Reihe Beispiele in Peckelsheim“, weiß Willibert Schröder (63), Schwiegersohn von Utti Kloid. Peckelsheim hatte im 18. und 19. Jahrhundert eine florierende jüdische Gemeinde. Rund zehn Prozent der Einwohner waren jüdischen Glaubens. Lesen Sie auch: Ende einer Ära: Traditions-Gasthof im Kreis Höxter wird abgerissen Für den Gasthof fühlte sich in Peckelsheim niemand zuständig Die Familie Asshauer hat das Hotel nicht selbst betrieben. Ab 1936 haben Uttis Schwiegereltern Johann und Maria Kloid die Gastwirtschaft geführt. Bis Johann Kloid in den Krieg eingezogen wurde. Er geriet in russische Gefangenschaft und kehrte erst 1955 nach Peckelsheim zurück. Der Gasthof war noch da. Aber niemand, der sich zuständig fühlte. Die Familie Asshauer war vor den Nazis ins Ausland geflohen. Johann machte sie ausfindig. Weil sie mit Deutschland gebrochen hatten, verkauften sie das Haus an Johann und Maria Kloid, die den Betrieb wieder in Schwung brachten. 1970 übernahm Sohn Josef mit seiner Frau Utti den Betrieb. Tochter Annette Schröder (57), geborene Kloid, ist in dem Betrieb aufgewachsen. &bdquo;Meine Schwester Sabine und ich mussten immer mit anpacken und helfen, wenn viel los war. Und hier war praktisch immer viel los“, erinnert sich die gelernte Gärtnerin. Der Gasthof war das größte Haus am Platz, auch die Hotelzimmer waren immer gut belegt. Urlauber waren es nicht, die dort abstiegen. &bdquo;Es waren vor allem Geschäftsleute und Monteure oder eben Verwandtschaft, wenn hier große Familienfeste gefeiert wurden“, erzählt Utti Kloid. Warum das Gebäude in Peckelsheim nicht zum Denkmal wurde Mit Beginn der 2000er-Jahre wurde das Geschäft immer kleiner. Josef und Ursula Kloid kamen dem Rentenalter immer näher, so dass sie sich schließlich 2008 zur Schließung des Betriebs und dem Verkauf des Hauses entschlossen. Danach gab es verschiedene Eigentümer. Im vergangenen Jahr erwarb schließlich die Stadt das Grundstück und verfügte den Abriss, da eine wirtschaftliche Sanierung als aussichtslos verworfen worden war. Riesiger Supermarkt geplant: Edeka baut moderne Filiale in Peckelsheim Zuvor war das Haus 1995 vom LWL begutachtet worden. &bdquo;Der Landschaftsverband kam damals zu der Auffassung, dass es vor allem auch wegen seiner jüdischen Geschichte als erhaltenswert und ortsbildprägend einzustufen sei“, erklärt Willibert Schröder. Als Denkmal sei das Haus aber wegen zahlreicher Umbauten nicht auszuweisen. Nun ist es bis auf einige historische Fotos Geschichte. Willibert Schröder: &bdquo;Ich persönlich würde mir wünschen, dass man darüber diskutiert, auf dem Grundstück eine Einrichtung für Senioren zu bauen, denn die Lage im Zentrum wäre ideal.“ .responsive23-a6iKNf4405FgWSxr-map-250527-gasthof-peckelsheim { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-a6iKNf4405FgWSxr-map-250527-gasthof-peckelsheim { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-a6iKNf4405FgWSxr-map-250527-gasthof-peckelsheim { padding-top: 142.86%; } } Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

Meistgelesen