Überraschung in Bielefeld: Grünes sprießt wieder aus uralter Blutbuche

Bielefeld. An einem schönen Sommermorgen vor sechs Jahren wurde der mächtigen Blutbuche auf dem Alten Friedhof an der Friedrich-Verleger-Straße der Garaus gemacht. Mit der Motorsäge wurde das Bielefelder Baudenkmal in aller Frühe lautstark zerkleinert – das abrupte Ende eines Hunderte Jahre währenden Daseins, das gleichwohl seit langem von kleinsten Pilzen bedroht gewesen war. Nun aber regt sich neues, grünes Leben in dem alten Holz. Treibt die abgesägte Buche plötzlich wieder aus? Oder haben sich doch der gefährliche Brandkrustenpilz und der holzzersetzende Lackporling, der sich ebenfalls an dem Uralt-Gewächs gütlich tat, durchgesetzt? Die winzigen Parasiten hatten der Blutbuche, die am Zaun stand, der sich die Friedrich-Verleger-Straße entlangzieht, schon lange zugesetzt, erklärte Arnt Becker vom Umweltamt damals, der bei der Fällung dabei war. Vor rund zehn Jahren sei der Baum schon einmal stark eingekürzt worden, um die Windlast zu reduzieren. Nun habe sich die Fäulnis im Holz so weit verbreitet, dass es nicht mehr gegangen sei und die Fachleute um die Standsicherheit des riesigen Gewächses fürchteten. Bitte lesen Sie auch: Zwei riesige Blutbuchen müssen am Johannisfriedhof gefällt werden .responsive23-3skrPudUYyMMdsCo-map-der-alte-friedhof-in-bielefeld { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-3skrPudUYyMMdsCo-map-der-alte-friedhof-in-bielefeld { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-3skrPudUYyMMdsCo-map-der-alte-friedhof-in-bielefeld { padding-top: 142.86%; } } Pilze überleben Hunderte von Jahren Stehen blieb als &bdquo;Insekten-Zuhause“ ein rund vier Meter hoher Baumstumpf, der jetzt aber auch schon wieder durch Drahtseile gesichert werden musste. Da die ausladende Krone oben nicht mehr da sei, würden auch im Erdreich die Wurzeln nach und nach absterben, die sie versorgt hatten, erklärte Hans-Jörg Krauß, Geschäftsführer der Friedhofs GmbH, auf NW-Anfrage. Zudem seien die Pilze im Holz weiterhin aktiv. &bdquo;Die Sporen überleben Hunderte von Jahren.“ Auch interessant: Eine der anrührendsten Bielefelder Grabstätten ist wieder vollständig Für die frischen grünen Blättchen oben am Stumpf der Buche gebe es zwei Erklärungen, erläuterte der Fachmann weiter. Entweder habe die Buche in der Tat genügend Lebensenergie, um neu auszuschlagen – was er aber für ziemlich unwahrscheinlich hielt. Und wenn sich dort wirklich ein Kronenansatz entwickeln würde, müsste auch der wieder eingekürzt werden – zu groß sei die Gefahr, dass durch den umfallenden Baum am Ende ahnungslose Spaziergänger verletzt werden könnten. Krauß tippte eher auf einen grünen Neubewohner, der es sich in dem Kompost – der sich aus dem zersetzten Holz bildet – gemütlich eingerichtet hat. Denn Buchen seien, anders als etwa Weiden, keine Überlebenskünstler und vermehrten sich hauptsächlich über Samen. Ein Kontrolltermin hat Klarheit gebracht. &bdquo;Die Buche selbst trocknet ein“, berichtet Krauß und verweist auf die sich lösende Rinde. &bdquo;Aber das Leben findet dort trotzdem statt – nur nicht in Form einer Buche. Die Natur sucht sich immer einen Weg.“ In diesem Fall habe sich seitlich des Stamms ein kleiner Holunder angesiedelt. Oben wächst der toten Rotbuche eine Brombeere aus der Spitze. Blutbuchen sind in der freien Natur selten Auf Blutbuchen, die in der freien Natur im Gegensatz zu ihren &bdquo;wilden Verwandten“, den Rotbuchen (mit rötlichem Holz, aber grünem Laub), eher selten vorkommen, müssen die Bielefelder trotzdem nicht verzichten. Auf dem Alten Friedhof gedeiht eine zweite Fagus sylvatica Purpurea, ähnlich alt, mit prächtiger dunkelroter Laubkrone, sogar 22 Meter hoch – und gesund. Weitere prächtige Exemplare finden sich im gesamten Stadtgebiet: an der Musik- und Kunstschule etwa, an der Sparrenburg, im Botanischen Garten, in Jöllenbeck, Heepen, Senne, Theesen, Ummeln oder Ubbedissen.

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