Kollision zweier ICE: Katastrophenfall wird in Willebadessen geübt

Willebadessen. Wer die Warn-App NINA auf dem Handy hat, wusste bereits am Samstagmorgen Bescheid. Kreisbrandmeister Stefan Nostitz hatte um 8.15 Uhr die Bevölkerung über die &bdquo;Durchführung einer Katastrophenschutzübung“ informiert. 150 Einsatzkräfte und Helfer waren dazu auf dem Vorplatz der Stadthalle in Willebadessen zusammengekommen. Hintergrund der Übung ist die Fußball-Europameisterschaft, die vom 14. Juni bis zum 14. Juli an verschiedenen Stationen in Deutschland und Nordrhein-Westfalen ausgetragen wird. Dazu werden auch über 200 Feuerwehrleute und Einsatzkräfte von Hilfsorganisationen aus dem Kreis Höxter im Einsatz sein. Nun ging es darum, wie bei einem Katastropheneinsatz mit vielen Verletzten die Einsatzkräfte koordiniert werden müssen. &bdquo;Unser Szenario ist, dass zwei ICEs zusammenstoßen und in kürzester Zeit ein zentrales Feldlazarett zur Aufnahme von Verletzten organisiert werden muss“, erläutert Kreisbrandmeister Nostitz. In der Realität würden sich verfügbare Mitarbeiter des Rettungsdienstes des Kreises Höxter, von DRK, Johanniter und Malteser unter der Koordination der Feuerwehr dann an einem zentralen Ort treffen und von dort aus zum Unglücksort fahren. Gleichzeitig geht es aber auch darum, Verletzte in den Kreis Höxter zu bringen und zu versorgen. &bdquo;Im Grunde geht es darum, möglichst schnell ein möglichst gut funktionierendes Feldlazarett aufzubauen“, erklärt Einsatzleiter und Stadtbrandinspektor Jürgen Schmits (54). Der stellvertretende Kreisbrandmeister und Höxteraner Wehrleiter zeigte sich mit dem Ergebnis der Übung zufrieden. &bdquo;Wir hatten vor einigen Wochen ja bereits eine Trockenübung in Nieheim – und diesmal hat alles schon bedeutend besser funktioniert. Es ist einfach so, dass Einsätze umso besser laufen, je mehr Routine vorhanden ist“, sagte Schmits. Die besondere Herausforderung für die Helfer Im Gegensatz zur Trockenübung wurde diesmal mit Verletzten-Darstellern gearbeitet. Mitglieder aus den Jugendfeuerwehren im Kreis Höxter wurden genau definierte Verletzungsbilder zugeordnet. Damit aber nicht genug, es gab auch eine besondere Erschwernis. &bdquo;Wir haben zusätzlich einige dynamische Verletzungsopfer, bei denen sich der Zustand ändert, die aber von erfahrenen Kräften der Willebadessener Feuerwehr gespielt werden“, verrät Kreisbrandmeister Nostitz. Sie bilden eine besondere Herausforderung für die Ersthelfer von DRK, Johanniter und Malteser. Das Schwierigste sei, nach der Erstversorgung und Stabilisierung einen freien Platz in einem Krankenhaus zu finden, erläuterte Sören Krelaus, hauptamtlicher Koordinator vom Rettungsdienst des Kreises Höxter: &bdquo;Bei einem solchen ICE-Unglück kann man sich ja vorstellen, dass in weitem Umkreis alle Krankenhausbetten im näheren Umfeld schnell belegt sind und Patienten überall in NRW verteilt werden müssen.“ Das Fazit der Übung in Willebadessen war ausgesprochen positiv. &bdquo;Vor allem auch die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen hat sehr gut geklappt“, sagte Nostitz. &bdquo;Ergänzen kann man auch, dass die Standzeiten der Tragen sehr kurz waren, was einen verlässlichen Indikator für einen reibungslosen Ablauf darstellt“, erklärte Einsatzleiter Schmits. Schon lange keine Großübung mehr im Kreis Großübungen zum Aufbau eines medizinischen Behandlungsplatzes hatte es im Kreis Höxter lange nicht gegeben. Die Letzte lag noch vor den Corona-Jahren. Aktueller Anlass, doch einmal wieder die Abläufe zu testen, war die kommende Fußball-EM. Auf das Sportgroßereignis will man in NRW vorbereitet sein. &bdquo;Konzepte in der Schublade zu haben, ist sicher gut, aber sie müssen auch mal geübt werden“, betonte Nostitz. Gebraucht wurde ein Verletzten-Lager in dieser Größe im Kreis Höxter glücklicherweise bisher noch nie. Beim Loveparade-Unglück 2010 in Duisburg mit 21 Toten und 652 Verletzten war das Team aus dem Kreis Höxter zwar angefordert worden und befand sich bereits auf Anfahrt, wurde dann aber doch nicht mehr benötigt.

Meistgelesen