Baum stürzt auf RRX-Zug: Strecke zwischen Warburg und Altenbeken weiterhin gesperrt

Willebadessen. Am Tag danach ist Durchpusten angesagt bei Einsatzleiter Jochen Behler und den Einsatzkräften von Freiwilliger Feuerwehr und Rettungsdienst: Bis etwa 20.45 Uhr habe die Evakuierung des Zuges am Donnerstag gedauert, sagt er im Gespräch mit der &bdquo;NW“ Warburg. &bdquo;Das hat alles sehr gut geklappt. Wir haben mehrere Abschnitte gebildet und Hand in Hand gearbeitet.“ Die 220 Fahrgäste im RRX, der zwischen Borlinghausen und Willebadessen von einem umstürzenden Baum getroffen worden war, der wiederum die Oberleitung herunterriss, waren mit Plattformen aus dem Zug und über das matschige Gleisbett und dann mit Mannschaftstransportwagen im Shuttle-Verkehr zum Betreuungsplatz in die Stadthalle Willebadessen gebracht worden. Von dort ging’s weiter zu anderen Bahnhöfen, wurden sie von Angehörigen abgeholt oder übernachteten in Zimmern vor Ort. Die Halle, wo das DRK heiße Getränke und Verpflegung bereitstellte, war am Abend bereits wieder leer. &bdquo;Wir haben mächtig Glück im Unglück gehabt“, sagt Behler. &bdquo;Es ist wirklich glimpflich abgegangen.“ Er schmunzelt: &bdquo;Und wir waren alle ziemlich nass und durch.“ Weiterhin Zugausfälle Derweil gibt es weiterhin Zugausfälle auf der Strecke: ICs und ICEs fallen dort komplett aus, teilt die Bahn auf ihrer Homepage mit. Auch der RRX (R11) fällt aus, der RE 17 ist bis auf weiteres eingestellt, bei der RB89 sind Verspätungen oder Totalausfälle angezeigt. Zum Teil sind Busse eingesetzt, die aber weite Umleitungen fahren. Die Bahn empfiehlt, sich vorab unter www.bahn.de/aktuell oder unter Tel. 0800 0996633 zu informieren. Die Deutsche Bahn gibt &bdquo;eine Prognose“ ab, wann die Strecke wieder frei ist: Die liege &bdquo;aktuell bei heute Abend“, erklärte eine Sprecherin auf &bdquo;NW“-Anfrage am Freitagnachmittag. Und was passiert mit dem RRX auf freier Strecke? &bdquo;Der Zug kann nicht aus eigener Kraft weiterfahren und soll mit Hilfe eines weiteren Fahrzeugs abgeschleppt werden.“ Die DB sei mit schwerem Gerät im Einsatz, um die betroffenen Strecken im gesamten Bundesgebiet schnellstmöglich wieder freizubekommen. &bdquo;Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren“, erklärt die Sprecherin. Und das war drei Tage vor Weihnachten passiert Die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge zucken zwischen den Bäumen hindurch. Es sind viele Lichter. Der Wind hat deutlich zugenommen. Rechts und links des Wirtschaftsweges in der Egge: tiefe Matsche. Und da vorn: ein Zug auf den Gleisen. Der RRX, der von Warburg in Richtung Willebadessen unterwegs war und hier auf freier Strecke kurz hinter Borlinghausen gestrandet ist. Drinnen: 220 Passagiere. Im Trockenen. Aber: ohne Strom. Das heißt, irgendwann kühlt es aus. Vorn an der Front ist die Beschädigung zu erkennen. Der Sturm hat einen Baum erst um- und dann auf den Zug geworfen. Und dann auf die Oberleitung, die abgerissen ist und schlabberig auf die Gleise herunterhängt. Folge der Baum-Kollision: Vollbremsung. Heißt: Großeinsatz der Einsatzkräfte von den Feuerwehren aus dem Südkreis, dem Katastrophenschutz des Kreises, dem Rettungsdienst, der Polizei. Und: Stillstand auf der Bahnstrecke zwischen Altenbeken und Warburg. Wohl bis weit in den Abend hinein oder länger. Denn: Der Zug muss vermutlich abgeschleppt, die Oberleitung repariert werden. Bis dahin wolle man wohl einen Schienersatzverkehr organisieren, so der Notdienst, der vor Ort ist. Gegen 14.30 Uhr ging der Einsatz los, den der Einsatzleiter Jochen Behler, stellvertretender Willebadessener Feuerwehrchef, nach eigenem Bekunden &bdquo;in diesem Umfang zum ersten Mal erlebt“ hat, wie er am Rande der mehrstündigen Hilfsaktion erklärt. Es läuft. Die Oberleitung ist geerdet, die standardisierten Abläufe sind in Gang gebracht worden. Der Notdienst auch von National Express aus Hamm, der den RRX betreibt, koordiniert das Geschehen auf der Schiene. Zugführer sorgt sich um seine Passagiere und bleibt bei ihnen Einsatzleiter Behler mit der Freiwilligen Feuerwehr und die Kollegen vom Rettungsdienst kümmern sich zusammen mit den Zugbegleitern um die Passagiere. Eine von ihnen ist schwanger – aber alles Okay, heißt es nach Rücksprache. Und: Der Zugführer selbst sei bei der Vollbremsung drinnen aufs Cockpit geprallt, wolle aber nicht in den Rettungswagen, weil er sich um seine Passagiere sorge und bei ihnen im Zug bleiben wolle. Kurz nach 16 Uhr – die Anzahl der blauen Lichter hat noch einmal deutlich zugenommen – kommt der Plan für die Evakuierung. Statt Bussen, wie zunächst angedacht und dann angesichts der engen und schlammigen Feldweg-Zufahrten wieder verworfen, kommen die Mannschaftstransportwagen der Freiwilligen Feuerwehren zum Einsatz. Sechs bis acht Passagiere sollen dort jeweils einsteigen und dann zur Stadthalle nach Willebadessen – &bdquo;so zwei bis drei Kilometer in die Richtung“ – gebracht werden, wo sie mit heißen Getränken versorgt werden sollen. &bdquo;Betreuungsplatz“ heißt das in der Feuerwehr-Sprache. Von dort soll sich der Zugbetreiber um die Weiterfahrt der 220 in der Egge Gestrandeten kümmern. Zu den nächsten Bahnhöfen. Oder Angehörigen können sie abholen. Gesagt, getan. Dass es weiter regnet und stürmt, macht die Sache für alle Beteiligten nicht einfacher. Denn die Passagiere müssen nun auf offener Strecke erstmal aus dem Zug geholt werden. Und der Weg kann ohne Bahnsteig vor der Tür bis hinunter ins Gleisbett mächtig hoch oder – aus Perspektive der Passagiere – mächtig tief sein. Also werden Leitern, Rampen und Plattformen, mit denen normalerweise Lkw geboren werden, herbeigetragen und Richtung Gleise und Zug gebracht. Dazu muss alles vom Technischen Hilfswerk ausgeleuchtet werden, denn an diesem trüben, nassen Dezember-Tag ist es schnell dunkel geworden. Landesstraße 828 wird von der Polizei gesperrt Und die Polizei hat zusammen mit den Feuerwehren mittlerweile die L828 gesperrt, wo die Feuerwehr-Mannschaftstransportwagen zwischen Zugstrecke und Stadthalle im Shuttleverkehr mit den Passagieren kreisen. Folge: Verkehrsbehinderungen auch auf der Straße. Genau wie an der Stadthalle Willebadessen, das meldet die Polizei. Rund 60 bis 80 Einsatzkräfte kümmern sich dort, rund 60 sind es direkt oben in der Egge, sagt Einsatzleiter Jochen Behler am frühen Abend. Ob solche Einsätze häufiger vorkommen? Der Mann vom Notdienst der Deutschen Bahn, Ralf Markus aus Paderborn, nickt. &bdquo;Die vergangenen Sommer waren sehr trocken – es gibt viele abgestorbene Bäume entlang der Strecken.“ Er kümmert sich nun darum, &bdquo;dass die Menschen im Eisenbahnverkehr geschützt sind“. Nach der Evakuierung der Passagiere soll die Oberleitung von einem Spezialfahrzeug repariert werden. Und dann? Ob der Zug noch fahren kann, das müssten Techniker entscheiden. In jedem Fall wird’s für alle ein langer Donnerstag. Bis weit in die Abendstunden.

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