Klosterareal in Willebadessen: Das ist das größte Hindernis bei der Entwicklung

Willebadessen. Viele Köche verderben den Brei, sagt der Volksmund. Das Sprichwort eignet sich auch als Fazit für das Gutachten zur Entwicklung des Willebadessener Klosterareals. Jetzt hat die renommierte Iserlohner Landschaftsarchitektin Ina Bimberg im Bauausschuss ihre Analyse zur Entwicklung des Klosterareals vorgestellt. Eineinhalb Jahre hatte die Erarbeitung gedauert. &bdquo;In über 30 Jahren Berufspraxis ist mir kein derart kompliziertes Projekt begegnet“, sagte Bimberg. Sie hatte vor fünf Jahren auch die Machbarkeitsstudie für die Landesgartenschau in Bad Lippspringe erstellt. Was die Entwicklung des Willebadessener Klosterareals so schwierig mache, seien die heterogenen Eigentumsverhältnisse, erklärte die Landschaftsarchitektin. &bdquo;Normalerweise gibt es einen Eigentümer, für den ein Konzept erarbeitet wird und dann wird darüber diskutiert. Aber hier ist man ja schon froh, wenn man alle Beteiligten überhaupt an einen Tisch bekommt“, berichtete Bimberg. Die partikulären Einzelinteressen würden einer ganzheitlichen Entwicklung im Wege stehen. &bdquo;Ich sehe ein Hotel ohne gastronomischen Service und eine für viel Geld ausgebaute Eventscheune, die leer steht“, sagte die Planerin. Grund sei das Fehlen einer gastronomischen Grundversorgung. &bdquo;Mit einem entsprechenden Gastroangebot würde hier jede Woche eine große Hochzeit stattfinden“, ist Bimberg überzeugt. Großes touristisches Potenzial Das Klostergebäude wie die umliegenden Wirtschaftsgebäude sind Eigentum des Großgrundbesitzers Konstantin Freiherr von Wrede. Das ehemalige Velcrea-Tagungshotel wird vom Eigentümer des örtlichen &bdquo;Jägerhof“-Hotels, Joachim Avenarius, genutzt, allerdings nur als Ausweichquartier, wenn der &bdquo;Jägerhof“ überbelegt sein sollte. Beide Anrainer hätten Betriebskonzepte, die nicht zueinander passten, befand Bimberg. Dennoch sieht die Expertin grundsätzlich in der Willebadessener Klosteranlage ein großes touristisches Potenzial. Das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster bilde noch die Strukturen vor der Auflösung im Jahre 1810 ab, was die historische Bedeutung des Ortes besonders hervorhebe. Bevor aber an eine touristische Entwicklung angedacht werden könne, müsse zunächst die Identifikation unter der Ortsbevölkerung hergestellt werden. &bdquo;Die Identifikation mit diesem einzigartigen Kulturerbe ist in Anbetracht der Bedeutung nur sehr gering“, stellte Bimberg fest. Gleichwohl gäbe es aber auch einen Weg, das Areal unabhängig von Hotel und Klostergebäude touristisch zu entwickeln. Da die Stadt Eigentümerin eines Großteils der Außenflächen rund um das historische Kloster sei und auch dort die historischen Strukturen noch nachvollziehbar seien, ließe sich das Areal touristisch reaktivieren, erklärte Bimberg. Dazu sei allerdings allerhand Arbeit notwendig. Zunächst müsse das Klosterareal von parkenden Autos befreit werden. &bdquo;Es gibt einen großen, freien Parkplatz an der Stadthalle, der genutzt werden könnte.“ Den Innenhof sollten Hotelgäste nur zum Ein- und Auschecken nutzen dürfen, ansonsten außerhalb parken. Die Torhaus-Durchfahrt sollte nur mit ausdrücklicher Sondererlaubnis von Fahrzeugen genutzt werden dürfen, forderte Bimberg. Klinkerpflaster aus den 1980ern Das Klinkerpflaster aus den 1980er Jahren im Klosterinnenhof sollte herausgerissen und durch ein passendes Natursteinpflaster ersetzt werden. Die Wege durch das Areal sollten geteilt und zur Hälfte mit rollstuhlgerechtem Steinpflaster und einer wassergebundenen Decke ausgeführt werden. Auch müsse der Pflegeaufwand des Geländes durch die Stadt deutlich erhöht werden. &bdquo;Um die Kostenneutralität zu gewährleisten, müssten an anderer Stelle Erhaltungsarbeiten verringert werden“, sagte Bimberg. Das Hotel sollte eine Außenterrasse bekommen und wenn das Buschwerk rund um die Sockelzone des Konventsgebäudes entfernt werde, wirke der Klosterinnenhof &bdquo;schon viel attraktiver“. Unbedingt sollten mehr Rast- und Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Vor allem fehle ein Rastplatz für Gruppen. Seitens des Bauausschusses wurde die Analyse insgesamt gutgeheißen. SPD-Fraktionschef Franz-Josef Kusch lobte das Konzept als gut durchdacht. &bdquo;Wir sollten das unbedingt angehen, auch wenn die Konstellation höchst schwierig ist, aber das ist uns ja schließlich seit Langem bekannt“, sagte der SPD-Fraktionschef. &bdquo;Wir waren sehr gespannt auf diese Präsentation“, sagte CDU-Fraktionsführer Markus Hagemann. Die Anregungen müssten zunächst einmal sacken. Aber es sei ein Startpunkt, auch wenn die Umsetzung sicherlich nicht leicht werde. SPD-Ratsherr Paul Arens erinnerte daran, dass vor 20 Jahren mit dem Hitgenheiermarkt bereits ein historisches Element erfolgreich wiederbelebt worden sei. Das sollte jetzt auch wieder versucht werden. Bauamtsleiter Markus Blaschek betonte, dass die Analyse einen roten Faden für die Entwicklung in den kommenden Jahren vorgebe.

Meistgelesen