Besitzer der gesperrten Waldwege in Willebadessen sieht sich klar im Recht

Willebadessen. Der Streit um gesperrte Waldwege am Pascheberg in Willebadessen zwischen der Vitus-Kapelle und den Fischteichen geht in die nächste Runde: Der Eigentümer des Privatwaldes interpretiert einen Grundbuch-Eintrag aus dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts anders als die Stadtverwaltung und widerspricht damit dem Bürgermeister. Auch vertritt Konstantin Freiherr von Wrede in der Frage nach der Legitimität seiner getroffenen Maßnahme eine eigene Rechtsauffassung. Der Waldbesitzer verweist dabei auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs. Aus Sorge um das Wohlergehen der Wanderer und Radfahrer hatte Gutsbesitzer Konstantin Freiherr von Wrede die Wege in Teilen seines Privatwaldes kurz vor den Pfingstfesttagen für die Öffentlichkeit gesperrt. Er habe lediglich einen Risikobereich markiert, erklärt von Wrede. Die Waldfläche sei weiterhin betretbar. In die Mitte der Zuwegungen habe er Bauzäune mit Warnschildern aufgestellt, "die darauf hinweisen, dass die Benutzung der Alleen- und Wege lebensgefährlich ist". Initiative der CDU dem Wahlkampf geschuldet Allerdings standen die Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer in Willebadessen vor den Absperrungen und empfanden diese auch als solche. Die Mitglieder der örtlichen CDU wurden initiativ und wiesen auf Infotafeln einen alternativen Rundwanderweg aus. Das Handeln der Christdemokraten sei "fahrlässig und dumm", bemerkt von Wrede und betont die Gefahr, die in den Waldstücken südlich der Ortslage von der Vitus-Kapelle, der Lindenallee über das Steinkreuz bis zu den ehemaligen Klosterteichen am Rande des Kurparks reichen. "Eine trügerische Schönheit", sagt von Wrede. Viele der Buchen und Linden seien nahezu abgestorben, macht er zur Vorsicht und mit Blick auf mögliche Haftungsfragen im Schadensfall auf die "direkte und tatsächliche Gefahr" brechender Äste aufmerksam. Dagegen sei die Orts-CDU allein auf Wahlkampf aus und "möchte sich als Anwalt der Erholungssuchenden positionieren". Nach dem Landesforstgesetz bedarf ein Waldbesitzer der vorherigen Genehmigung seitens der Forstbehörde, wenn er den Zutritt ausschließen, untersagen oder einschränken möchte. Von Wrede hatte das Regionalforstamt, das die Beseitigung einer nicht genehmigten Sperrung anordnen kann, aber nicht von seinem Vorhaben informiert. Der Eigentümer wurde um Stellungnahme gebeten. Derzeit werde der Fall "mit Sorgfalt und in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Höxter" bearbeitet, heißt es seitens des Forstamtes. Haftung nur für atypische Gefahren In Bezug auf die Verkehrssicherungspflicht des Waldbesitzers verweist von Wrede auf ein Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Oktober 2012, wonach für waldtypische Gefahren im Waldbestand und auf Waldwegen keine Verkehrssicherungspflicht bestehe. "Eine Haftung kommt demnach nur für atypische Gefahren, das heißt nicht durch die Natur oder durch die Art der Bewirtschaftung vorgegebene, sondern vom Waldbesitzer selbst geschaffene gefahrbegründende Umstände in Betracht", zitiert der Gutsherr einen juristischen Kommentar. Das Fazit des Juristen: "Eine zusätzliche Aufbürdung umfassender Verkehrssicherungspflichten würde Waldgrundstückseigentümer und Nutzungsberechtigte hingegen in unzumutbarer Weise belasten". Auf das Urteil des VI. Zivilsenats werde er sich berufen, wenn eine Entsperrung angeordnet werde, sagt von Wrede. Seines Erachtens sei die Verantwortung für Schäden an Leib und Leben von Waldbesuchern von der Behörde zu tragen, die die Entsperrung veranlasse. "Die Menschen durften damals nicht in den Wald" Bürgermeister Hans Hermann Bluhm hatte in der Frage gegenüber der Neuen Westfälischen aus dem Grundbuch zitiert und auf die Verpflichtung des Eigentümers hingewisen. In einem Eintrag aus dem Jahr 1913 werde &bdquo;den Eingesessenen von Willebadessen" das Recht eingeräumt, die Wege zwischen der Vitus-Kapelle und den Fischteichen zu begehen und Prozessionen abzuhalten. Damit sei auch klar, "dass der Eigentümer des Gutes verpflichtet ist, diese Wege instandzuhalten". Diese Verpflichtung hält Gutsherr von Wrede für überkommen. "Das im Grundbuch zu meinen Lasten eingetragene Recht zur Nutzung des Waldweges für die Prozession stammt aus einer Zeit, in der es kein freies Waldbetretungsrecht gab", erklärt er. "Die Menschen durften damals nicht in den Wald, weder in den privaten, noch in den staatlichen." In Unkenntnis dieser Hintergründe aus dem Grundbucheintrag eine Forderung zu formulieren, "um sich mit der Stadt seiner Verpflichtungen für den Waldzustand und Touristik zu entziehen, ist krass", bewertet von Wrede die Aussage des Bürgermeisters.

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