Ausbaupläne in der Warburger City sorgen weiter für Zündstoff

Warburg. Aktuell entzündet sich in der Stadt die Debatte am Gebäude des ehemaligen Schreibwarengeschäfts Drawe an der Ecke Josef-Wirmer-Straße und Marktstraße: Die Gestaltungs- und Erhaltungssatzung für den historischen Innenstadtbereich steht in der Kritik. Wieder einmal, möchte manch Warburger, manch Warburgerin sagen. Die Paragrafen regeln, grob gesagt, was ins Stadtbild passt und was nicht. Diskutiert wird durchaus kontrovers und auf breiter Ebene. Seit April 1981 ist der Kernbereich der Stadt Warburg besonders geschützt, 2008, 2021 und noch einmal 2024 wurde das spezielle Regelwerk aufgrund aktueller Entwicklungen angepasst. Ziel der Satzung ist es, die gestalterische Qualität der City als Gesamtensembles zu erhalten. Doch mit den Veränderungen in der Gesellschaft kommt auch immer wieder Neues hinzu, das in ein historisches Stadtbild integriert werden muss. Wie zum Beispiel in den 1980er Jahren die Satelliten-Schüsseln auf den Hausdächern, später die Mobilfunk-Masten. In Zukunft wird es immer mehr um die Themen Klimaschutz und regenerative Energie gehen. Da stehen sich Klimaschutz und Denkmalschutz oft genug scheinbar unversöhnlich gegenüber. Zuletzt hatte sich der Stadtrat mit der Sonnenenergie auf den Dächern beschäftigen müssen. Die Satzung ließ Photovoltaik- und Solarthermieanlagen nur in Ausnahmen zu. Aufgrund der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) musste neu gedacht werden. Denn für alle Gebäude sollte die Möglichkeit bestehen, Solaranlagen zu installieren. So will es das Gesetz. Das historische Erbe und die Einmaligkeit der historischen Innenstadt zwischen Burggraben und Bahnhofstraße zu bewahren und gleichzeitig den Anforderungen des Klimaschutzes und einer zeitgemäßen Gebäudetechnik zu entsprechen ist ein Spagat, den die Kommunalpolitik eingehen muss. Stadt und Antragsteller sollten gemeinsam Kompromisse finden. Dabei entscheiden nicht wenige Politikerinnen und Politiker in der Furcht, Präzedenzfälle zu schaffen. Das historische Erbe Warburgs und neuer Wohnraum Ist eine grundsätzliche Neufassung der Satzung angesagt? Sicherlich macht eine Gestaltungssatzung nur dann Sinn, wenn man sich auch daran hält. Doch macht über die Stadt eine museale Käseglocke zu stülpen, auch keinen Sinn. Und so stehen sich die Meinungen gegenüber. Umbau geplant: Historischer Altbau in der Warburger Neustadt sorgt für die Diskussion &bdquo;Diese Stimmen nehmen wir ernst und prüfen sorgfältig, wie wir damit umgehen“, sagt Hubertus Kuhaupt gegenüber der NW. Im Herbst stellt sich der Vorsitzende der CDU im Stadtrat als Herausforderer von Bürgermeister Tobias Scherf den Warburgerinnen und Warburgern zur Wahl. Dabei gehe es nicht um ein Entweder-oder, sagt Rathaus-Chef Scherf mit Blick auf private Investitionen in der Kernstadt. Sondern &bdquo;um Lösungen, die das historische Erbe bewahren und zugleich neuen Wohnraum und städtebauliche Qualität ermöglichen“, so Scherf. .responsive23-AuwVFnevASmdJpPs-map-24062025-bausatzung-umbau { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-AuwVFnevASmdJpPs-map-24062025-bausatzung-umbau { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-AuwVFnevASmdJpPs-map-24062025-bausatzung-umbau { padding-top: 142.86%; } } Warburger Lokalpolitiker fordern klaren Kurs Anlass der erneut aufflammenden Diskussion ist die Bauvoranfrage eines Hauseigentümers, der Abweichungen von der geltenden Satzung durch den Bau- und Planungsausschuss genehmigen lassen wollte. Scherf warb in der Sitzung Ende Juni für den Plan. Kuhaupt forderte einen &bdquo;klaren Kurs“ und kritisiert nun den &bdquo;Schlingerkurs“ des Bürgermeisters in dieser Frage. Der Christdemokrat betont dagegen &bdquo;eine verlässliche Handhabung bestehender Regelungen“. Jeder Eigentümer habe grundsätzlich die Möglichkeit, innerhalb der Satzung zu planen, zitiert Kuhaupt in einer Stellungnahme den Bauausschussvorsitzenden Walter Güntermann. Mit Blick auf die Werterhaltung eines Gebäudes müsse dies keineswegs nachteilig sein. &bdquo;In der Regel funktioniert das System“, sagt Kuhaupt. &bdquo;Das kulturelle Erbe der Stadt sollte uns mehr wert sein als kurzfristige bauliche Interessen“, warnt er &bdquo;vor einer schleichenden Aufweichung geltenden Rechts“. Wer der Meinung sei, die Satzung werde nicht mehr gebraucht, solle den Mut haben, diese offen zur Debatte zu stellen, fordert er seinen Kontrahenten im Wahlkampf heraus. Scherf wittert parteipolitische Interessen und mahnt seinerseits einen &bdquo;verantwortungsvollen Umgang mit investitionsbereiten Hausbesitzern und Unternehmern“ an. Durch die aktuelle Diskussion im Ausschuss sei Investoren ein falsches Signal gesendet worden. Es sei falsch, sich aus Prinzip an jede einzelne Formulierung der alten Satzung zu klammern, wenn die Gesamtwirkung stimme. Warburger Rathauschef sieht behutsame Weiterentwicklung Den geplanten Umbau des Hauses Drawe wertet Scherf als ein Beispiel &bdquo;für den sensiblen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz“, der zugleich dringend benötigten Wohnraum schaffe. Der Entwurf sieht vor, das bestehende flach geneigte Satteldach über zwei Geschosse hinweg in Form eines Mansarddaches mit Gauben und im Dach integrierten Fenstern zu erneuern. Um 1,20 Meter werde das Gebäude in die Höhe wachsen, die Fassade bleibe bestehen, hatte Architekt Christof Nolda, früherer Stadtbaurat in Kassel, bei der Vorstellung der Pläne, Maße genannt.&bdquo;Eine behutsame Weiterentwicklung unter Wahrung der Identität der Innenstadt“, sieht Scherf die Chance. Ein Ansatz, wie es das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorsehe. Auch interessant: Jetzt zieht die Warburger Tourist-Info ins Haus Pennig ein Debatte um Warburgs Stadtkern: Modernisierung oder Historie? Als CDU-Ratsfraktionschef fordert Kuhaupt eine grundsätzliche Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Innenstadtsatzung. &bdquo;Unter Einbindung der Oberen Denkmalbehörde sowie der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne NRW.“ Auch Scherf betont seine Gesprächsbereitschaft. In einigen Städten des Landes gibt es Gestaltungsbeiräte, die, mit Fachleuten besetzt, eine beratende Funktion für die politischen Gremien haben und bei gestalterischen Änderungen und Bauanträgen Empfehlungen aussprechen. Ein Instrument, um Gestaltung so zu steuern, dass die Identität und Harmonie nicht verloren geht, heißt es im Selbstverständnis.

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