Missbrauch in Warburger Behinderteneinrichtung: Milde Strafe dank eines Geständnisses

Warburg. Uta A. (Namen geändert) gehört mit zu den Menschen, die besonders schutzbedürftig sind. Das wird die heute 18 Jahre alte Frau ihr Leben lang sein. Denn sie ist nicht nur Autistin, sondern zudem ist ihre Intelligenz leicht gemindert. Vor etwa fünf Jahren wurde Uta A. Opfer zweier sexueller Übergriffe – durch einen Mann, der als Erzieher eigentlich für ihr Wohl, für ihren Schutz sorgen sollte. Jetzt musste sich der 52-Jährige vor dem Paderborner Landgericht verantworten. Dort macht Harald V. sofort reinen Tisch. &bdquo;Die Vorwürfe werden uneingeschränkt eingeräumt, genauso wie es da steht“, lässt der Warburger seinen Verteidiger Kay Hofheinz erklären. Zuvor hat Staatsanwalt Schüssler die Anklage verlesen. Diese ist nicht umfangreich, aber bedrückend. Demnach nutzte Harald V., der selbst drei mittlerweile erwachsene Kinder hat, seine Position als Mitarbeiter in einem Warburger Therapiezentrum, in dem vor allem geistig beeinträchtigte Menschen ihr Zuhause haben, aus, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Zwischen 2019 und 2020 suchte der 52-Jährige zwei Mal das junge Mädchen in dessen Zimmer auf, als schon längst Schlafenszeit war. An einem Abend forderte er Uta A. auf, mit ihm zusammen völlig unbekleidet zu duschen, um dort ihren gesamten Körper einzuseifen. Dass das junge Mädchen mehrfach seine Abneigung äußerte, ignorierte Harald V. Bei einer zweiten Gelegenheit erschien er erneut im Zimmer des Mädchens, das bereits im Bett lag, um intensiv ihre Brust anzufassen – erneut trotz deutlich geäußerter Ablehnung. Behinderteneinrichtung: Mitarbeiter soll junge Bewohnerin im Intimbereich berührt haben Warburger soll seinem Opfer gedroht haben Weil Harald V. seinem Opfer &bdquo;Ärger“ prophezeite, behielt Uta A., die nach kurzer Zeit in eine andere Wohngruppe wechselte, die Geschehnisse für sich. Außerdem habe sich die Teenagerin in dieser Zeit ganz anderen Herausforderungen stellen müssen, weiß eine Psychologin, die Uta A. jahrelang betreut hat, den Richtern der 8. Großen Strafkammer zu berichten. Die Expertin war im Juni vergangenen Jahres zusammen mit anderen Mitarbeitern der Einrichtung sofort Hinweisen auf den Grund gegangen, nachdem Uta A. einer Freundin von den Vorfällen berichtet hatte. &bdquo;Hier hat das System in der Einrichtung funktioniert“, konstatiert nach Ende der kurzen Beweisaufnahme Nebenklagevertreterin Jutta Klaus. Niemand habe auch nur den Versuch gemacht, etwas zu verschleiern. &bdquo;Professionell“ sei reagiert worden, sagt die erfahrene Anwältin. Tatsächlich war Uta A. trotz ihrer Einschränkung bei der Polizei in der Lage, die Geschehnisse detailliert und konstant zu schildern. Vor Gericht blieb ihr eine erneute Aussage dank des umfassenden Geständnisses von Harald V. erspart. Sein Mandant wolle vermeiden, dass die mittlerweile 18 Jahre alte Frau noch weiter belastet werde, erklärt Verteidiger Hofheinz. Täter leidet ebenfalls unter seinen Taten Auch für den 52-Jährigen seien die Taten eine psychische Bürde, sagt er. &bdquo;Er hat nicht damit gerechnet, dass er in der Lage ist, so etwas zu tun.“ Dann ergreift der Angeklagte selbst das Wort und erzählt von der Verhaltenstherapie, mit der er bereits begonnen hat. Einen Platz bei einem Sexualtherapeuten habe er bislang nicht bekommen können, erklärt Harald V., der zuvor niemals strafrechtlich aufgefallen ist und in der Warburger Einrichtung als guter Mitarbeiter bekannt war. Aber er wolle doch unbedingt wissen: &bdquo;Woher kommt das? Wann bin ich vom Weg abgekommen.“ Worte, die die Richter unter dem Vorsitz von Anne Zacharias gern hören. Nach der kurzen Beweisaufnahme finden sie zu einer 22-monatigen Freiheitsstrafe, die sie, wie von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung unisono beantragt, zur Bewährung aussetzen. &bdquo;Ganz erheblich“ müsse man das Geständnis des Angeklagten positiv berücksichtigen, sagt Richterin Zacharias. Denn so könne auf Uta A. als Zeugin verzichtet werden. Diese habe nämlich sehr große Angst gehabt, Harald V. zu begegnen. Als Auflage muss der 52-Jährige, der den sozialen Bereich als Arbeitsfeld verlassen hat und ins Handwerk gewechselt ist, weiterhin in Therapie bleiben und 3.000 Euro an eine Einrichtung zahlen, die sich dem Wohl von Kindern widmet. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

Meistgelesen