24 Stunden auf der Autoteststrecke: Willebadessener Velomobilist will den Weltrekord

Willebadessen-Helmern. Den Rekord hält seit zwei Jahren ein junger Mann aus Hamburg. Jetzt nimmt Fritz Horsthemke die Herausforderung an: die 24 Stunden von Aldenhoven. Runde um Runde auf dem Asphalt der Autoteststrecke bei Aachen. In einem dreirädrigen Liegerad aus Carbon. Ein bisschen sei es auch Alt gegen Jung, sagt der 62-Jährige aus dem beschaulichen Örtchen Helmern. Einmal rund um die Uhr: 1.256 Kilometer sind beim Rennen zu übertreffen. In der kleinen Werkstatt auf dem heimischen Grundstück schraubt er am schnittigen Velo. Macht auf die schwarzen Klappen im grauen Carbonkleid aufmerksam. Sie weisen keinen Millimeter Spalt zur Karosse auf. So fein sind sie eingepasst. Ein spezielles Gefährt. &bdquo;2,60 Meter lang, 57 Zentimeter breit“, misst Horsthemke nach. Und nur 19 Kilo schwer. Konstruiert hat es Daniel Fenn, den alle in der Szene nur &bdquo;Düsentrieb“ nennen. Für ihn werde er fahren, sagt er. Nach einem tragischen Verkehrsunfall im vergangenen Jahr sitzt Fenn im Rollstuhl. &bdquo;Querschnittsgelähmt“, schüttelt Horsthemke den Kopf. Darüber, wie schnell es vorbei sein kann. Von einer Minute auf die andere schicksalhaft aus dem gewohnten Leben und dem Alltag gerissen. &bdquo;Mit dem Unfall änderte sich alles.“ Vor drei Jahren hatte Horsthemke einen Freund bei einer Rekordfahrt begleitet und seinen jetzigen Trainer, ein Sportwissenschaftler aus München, kennengelernt. Dass er selbst gern auf Rekordjagd gehen würde, wird ihm nach und nach klar. Der Velomobilist mochte schon immer die langen Strecken und beginnt, &bdquo;strukturiert zu trainieren“. Ein Vorhaben wie der Aldenhovener Weltrekord-Event &bdquo;schien immer noch sehr fern“, denkt Horsthemke an sein Alter. Ein halbes Jahr später finden Sportexperte aus der Isar-Metropole und der Helmeraner zueinander. Martin Lux empfiehlt das polarisierte Training. Spazierfahrt: Willebadessen - Braunschweig, hin und zurück &bdquo;Zeiten mit hoher und Zeiten mit niedriger Intensität fürs Herz“. Horsthemke nutzt die kurze Strecke bis zum Fernsehturm auf dem Eggekamm bei Willebadessen, um den Puls kräftig hinauf zu treiben. &bdquo;13 Minuten bis zum Turm, zwei Minuten hinunter, durch den Kreisel und wieder hinauf, drei Mal hintereinander“, beschreibt er das Programm. Die niedrige Belastung mit weit weniger Leistung findet er auf langen Strecken. Die Herzfrequenz liegt zwischen 110 und 120 Schlägen pro Minute. &bdquo;Wie beim Spaziergang“, nennt er den Vergleich. Allerdings sitzt er dann bis zu 20 Stunden im Gefährt. Besucht zum Beispiel den Sohn in Braunschweig auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Auch hat er dann den Blick für die Schönheiten der Natur am Wegesrand. Die Entfernung zu seinem Trainer sei kein Problem, sagt Horsthemke. Die persönlichen Treffen könne er an einer Hand abzählen. Kommuniziert wird übers Handy. Über eine App auf dem Smartphone kann der Übungsleiter sogar die Werte live aus dem Cockpit des Velos einsehen. Wattzahl, Herzfrequenz, Trittfrequenz, Geschwindigkeit. Die Fitness stimmt: Horsthemkes Leistungswerte sind Spitzenwerte, die weit in den Profibereich hineinreichen. Letztendlich werden die 24 Stunden im Kopf entschieden. Auch interessant: Flotte Flitzer im Carbonkostüm: Mit Velomobilen im Kreis Höxter unterwegs Der Ehrgeiz ist geweckt, das Projekt nimmt Fahrt auf &bdquo;Kann er nicht für uns fahren?“, fragte Nicola Walde vor gut zwei Wochen an. Sie ist die Frau des &bdquo;Düsentriebs“ und selbst Weltrekordlerin. Mit 1.175 Kilometern in 24 Stunden aufgestellt im vergangenen Jahr. Der Ehrgeiz des ostwestfälischen Sportlers ist geweckt, das Projekt nahm Fahrt auf. Auch wenn er über das Angebot erst eine Nacht schlafen muss. Konstrukteur Fenn stellt den Renner, mit &bdquo;W9-Alpha“ bezeichnet. Aus der Serie fahren Horsthemke und Partnerin Brigitte Stammschröer bereits die Modelle &bdquo;Alpha 7“ und &bdquo;Alpha 8“. Die flotten Velomobile werden für den Interessierten ab Werk verkauft, produziert wird in Rumänien. &bdquo;Der Antrieb des grauen Velomobils ist dermaßen leichtgängig, als ob es geistermäßig leicht zu beschleunigen ist“, lässt Horsthemke seinen Gefühlen freien Lauf. Am Wochenende hat er das schnittige Velo in Weil zwischen Augsburg und Landsberg (Lech) gelegen, abgeholt. Vom Entwickler auf seine Länge eingestellt. Doch sitzt der Sitz nicht richtig. Er schmerzt. Horsthemke wird ihn wechseln. Das schmale vollverkleidete Dreirad werde ihm beim Weltrekordversuch &bdquo;bis zu drei Stundenkilometer mehr bringen“, schätzt er. Hochgerechnet auf die 24 Stunden &bdquo;eine ganze Menge“. Bis hoch in den Norden: Ehepaar aus Willebadessen gleitet mit Velomobilen bis ans Nordkap Im Schnitt 400 Kilometer am Tag im Velomobil Runde um Runde wird Horsthemke Tritt für Tritt auf den 2.100 Metern des Ovals der Teststrecke in Aldenhoven drehen. Am letzten Juni-Wochenende. Noch plage ihn die Versagensangst, gibt er unumwunden zu. &bdquo;Gegen sich selbst fahren, seine eigenen Grenzen ausloten“, das kennt der freiberuflich als Coach in der Personalentwicklung von Unternehmen tätige Psychologe. Im Schnitt 400 Kilometer am Tag im Velomobil: Im vergangenen Oktober war er mit zwei Mitstreitern aus München und dem lippischen Kalletal auf Deutschlandtour gegangen. Knapp 4.600 Kilometer entlang der Grenzen der Republik. In 14 Tagen. Angepeilt hatte er ein Dutzend. Die eigene Vorgabe nicht erreicht zu haben, wurmt ihn immer noch. Zwischen 1.300 und 1.400 Kilometer nimmt er jetzt am Ende für die flache Teststrecke ins Visier. Motiviert zum einen von der Leidenschaft fürs Velomobil, zum anderen von der Chance, allgemein fürs Velo fahren und im Speziellen für den querschnittsgelähmten Konstrukteur und Hersteller zu werben und zum Dritten, um Spenden zu sammeln. Lesen Sie auch: Willebadessener radelt im flotten Straßenflitzer rund um Deutschland .responsive23-8WwFauHLTQkdHTa4-map-0521-teststrecke-aldenhoven { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8WwFauHLTQkdHTa4-map-0521-teststrecke-aldenhoven { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8WwFauHLTQkdHTa4-map-0521-teststrecke-aldenhoven { padding-top: 142.86%; } } Spenden zugunsten des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes &bdquo;Für den Deutschen Rollstuhl-Sportverband“, denkt er wiederum an den verunglückten Freund. &bdquo;Wir leben als Radfahrer von unseren Beinen“, merkt er an. Zu den Zielen des DRS gehöre es, die Vielfalt im Rollstuhlsport zu fördern und weiter zu entwickeln. Von der Rehabilitation über den Breiten- und Freizeitsport bis in den Leistungsbereich, den Wettkämpfen national und international. Dabei sei dem Verband auch der Inklusionsgedanke wichtig. Fritz Horsthemke möchte das geliehene Velo noch folieren, bietet die Flanken Unternehmen und Dienstleistern aus der Region als Werbefläche an. Bilder von der Weltrekordstrecke wird es sicherlich zahlreich geben. Interessierte sollten sich per E-Mail an fh@ufoconsult.de melden. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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