Willebasessener radelt im flotten Straßenflitzer rund um Deutschland

Willebadessen-Helmern. Entlang der Grenzen der Republik: &bdquo;Rund um Deutschland“, sagt Fritz Horsthemke. Eine verrückte Idee, die ihm auf seinen langen Fahrten im Velomobil &bdquo;aus lauter Langeweile“ gekommen sei. Eine Herausforderung, die der 62-Jährige suchte und sich stellen wollte. &bdquo;Um zu schauen, ob ich es in zwölf Tage schaffe“, nennt der Helmeraner ehrgeizig den sportlichen Aspekt. Dabei habe er nicht gedacht, &bdquo;dass Deutschland so vielfältig und schön ist“, sagt er. RAD, &bdquo;Rund um Deutschland oder auch Race around Deutschland“, so hat er seine Tour, auf die er mit zwei Mitstreitern aus München und dem lippischen Kalletal gegangen war, genannt. Von der Garage in Helmern aus zunächst gen Norden zur niederländischen Grenze, über Aachen auf öffentlichem Asphalt dann immer weiter nach Süden, über die Höhenroute der Vogesen mit Blick auf den Schwarzwald und am gleichen Tag noch hinauf zum Feldberg. Den Osten entdeckt er für sich neu: vom Bayerischen Wald ins Erzgebirge, an Dresden vorbei ins Zittauer Gebirge, entlang der Oder bis fast zur Mündung und anschließend über die Insel Usedom und dem Fischland Darß nach Flensburg und entlang der Nordseeküste aus dem hohen Norden zurück zum Ausgangspunkt. &bdquo;Exakt 4.579 Kilometer“, sagt Horsthemke. Im Forum hatte er seine Absicht, die Bundesrepublik in der schlanken Straßenzigarre zu umrunden, vorgestellt. Und in Stefan Hegger aus Kalletal und Ralph Würtele aus München zwei Mitstreiter gefunden. Dem Freund aus dem Lipperland schwirrte ebenfalls bereits seit geraumer Zeit die Idee im Kopf herum, &bdquo;so etwas zu machen“. Doch waren die Motivationen unterschiedlich. Horsthemke ist am Tempo interessiert. &bdquo;Ich wollte wissen, wie schnell ich die Strecke bewältigen kann“, sagt der studierte Psychologe, der als Coach für Unternehmen tätig ist. So schnell wie möglich. Lesen Sie auch: Flotte Flitzer im Carbonkostüm: Mit Velomobilen im Kreis Höxter unterwegs Jedes Gramm zählt im Velomobil 14 Fahrtage habe er benötigt, sagt Horsthemke, geplant hatte er ein Dutzend, ein wenig unzufrieden. Das Velomobil habe Probleme bereitet, besonders die &bdquo;kaputten Stoßdämpfer“ hätten Zeit gekostet. Auf Campingplätzen habe er sein Zelt immer wieder aufgeschlagen und wieder abgebaut. &bdquo;Die anderen waren schlauer“, spielt Horsthemke auf den Schlaf- und Erholungsfaktor an. Sie übernachteten in der Pension. Ob euphorisch oder aufgrund der Pannen oder vor Erschöpfung am Boden zerstört: &bdquo;Am Ende war ich trotzdem schneller“, hält er dann doch zufrieden fest. &bdquo;Zwischen fünf- und sechstausend Fahrerinnen und Fahrer“, rechnet Horsthemke die Anzahl der Velomobil-Nutzer hoch. Weltweit. Schließlich gebe es auch nur einen ernst zu nehmenden Produzenten des speziellen Gefährts. Seines ist eine Sportausführung: Grazil und daher empfindlich. Am Material wird gespart, um leichter zu sein. Dabei zählt jedes Gramm: Angefangen bei der Außenhülle aus Carbon-Verbundstoff, die nur hauchdünn lackiert ist, sind Leichtbauteile selbstverständlich. Die Radkästen windschnittig geschlossen, das Gefährt &bdquo;insgesamt etwas schmaler als das rote“, das daneben in der heimischen Garage steht. Und als robustere Version eher etwas für den Alltag, den Einkauf und die große Reise ist. Ersatzteile, Klamotten, Verpflegung, Zelt und Schlafsack: Natürlich wird auch das im Velo mitgeführte Gepäck reduziert. Alles in allem diesmal 36 Kilo. &bdquo;Da brachte mein erstes Velo vor sieben Jahren nackt ein ganzes Kilo mehr auf die Waage“, schaut Horsthemke auf den Fortschritt. Rund 17.500 Kilometer auf dem digitalen Tacho Als Organisator und Teilnehmer berichtet er von den Leistungsprüfungen auf der Jagd nach Höhenmetern, die er vor Jahren ins Leben rief: &bdquo;Die alte mit 600 Kilometer in 24 Stunden und der neuen 1.200 Kilometer langen, für die offiziell 90 Stunden Zeit sind“. Die knapp 4.600 Kilometer der Rund-um-Deutschland-Challenge, 27.500 Höhenmeter, 153 Stunden reine Fahrzeit im knapp 30-Stundenkilometer-Schnitt. Beeindruckende Zahlen. &bdquo;Mein Trainer war skeptisch und hatte auf 14 Tage getippt“ und am Ende recht behalten. In diesem Jahr hat Horsthemke bis heute rund 17.500 Kilometer auf dem digitalen Tacho gesammelt. &bdquo;Die 20.000 bekomme ich auch noch voll“, ist er überzeugt. Eineinhalb bis zwei Stunden ist der Velo-Enthusiast am Tag unter Anleitung eines Sportwissenschaftlers aus München auf den drei Rädern des fixen Liegerads unterwegs. Per Telefon und App wird das Training abgesprochen und strukturiert. Einmal die Woche kommt eine längere Strecke hinzu. Plus Krafttraining, zweimal die Woche. &bdquo;Zum Ausgleich fahr ich Kajak“, merkt er an. Jetzt beginnen die Planungen für eine transatlantische Tour Ziele gibt es immer, sagt Horsthemke. Und möchte mit dem Velomobil die USA oder Kanada bereisen. Davon träume er schon lang. Jetzt ist es ein Ziel. Denn &bdquo;meine Frau hat zugesagt“. Im vergangenen Jahr war er mit ihr bis ans nördliche Ende Europas, dem Nordkap geradelt. &bdquo;Eine gemütliche Urlaubsfahrt durch Norwegen und zurück über Finnland“. Im Winter werden die Planungen transatlantische Tour beginnen, die Reise von den beiden ausgearbeitet. Die schönsten Bilder der schnittigen Straßenzigarren &bdquo;Bereits die siebte Nummer“, freut sich Fritz Horsthemke und legt das gute Stück behutsam auf die Haube seines Velomobils. Ein großformatiger Kalender für das kommende Jahr, der Velomobile auf der ganzen Welt in landschaftlich reizvoller Umgebung und beeindruckenden Kulissen zeigt. Das war von Anfang an die Idee von Horsthemke und seiner Frau Brigitte Stammschröer. Und von Anfang an fließt der Erlös aus dem Kalenderverkauf als Spende auch an die Westfälischen Kinderdörfer. Vom 2024er Exemplar hatte der Verein in Barntrup rund 5.100 Euro erhalten. Im Internet tauscht sich die Velomobilisten-Gemeinde rege über ein eigenes Forum aus. Gern posten die Mitglieder auf der Plattform velomobilforum.de auch Fotos von Reisen und Ausflügen. Horsthemke wählt aus der Flut die zwölf schönsten Aufnahmen für den Kalender aus und bietet diesen nicht nur den Forumsmitgliedern über den Shop velomobilkalender.de zum Preis von 26 Euro inklusive Verpackung und Versand per Post zum Kauf an. &bdquo;Das ein oder andere Exemplar bringe er aber auch gern vorbei“, sagt er. &bdquo;Des Trainings wegen.“

Meistgelesen