Vormarsch der Asiatischen Hornissen im Kreis Höxter könnte Ökosystem gefährden

Warburg/Kreis Höxter. Die Asiatische Hornisse: Mit einer Schiffsladung Tonwaren sei eine einzelne Königin eingeschleppt worden. Das ist mit Blick auf den Eindringling immer wieder zu hören. &bdquo;Vor gut zwei Jahrzehnten“, bestätigt Uwe Lohe. In Frankreich seien die ersten Sichtungen des als sehr aggressiv geltenden Insekts aufgetreten, merkt der erfahrene Imker aus dem Warburger Land an. &bdquo;Die Asiatische Hornisse breitet sich derzeit rasend aus“. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie erste Nester in der Region bauen werde. Die heimischen Imker befürchten, dass sie zu einer ernsthaften Gefahr für das Ökosystem werden könnte. Die Asiatische Hornisse habe sich nach und nach in Europa ausgebreitet und sei 2020 erstmals in NRW nachgewiesen, sagt Imker Lohe. &bdquo;Eine aggressive Hornisse, die Honigbienen an ihrem Stock auflauert und sie im Flug tötet.“ Mit den heimischen Bienen, &bdquo;eigentlich mit allen Insekten“, würden die Asiatischen Hornissen kurzen Prozess machen. Wildbienen, Schmetterlinge, Spinnen, zählt er kurz auf. Uwe Lohe ist nicht nur ein kundiger Imker und Bienenweide-Fachberater, sondern auch Vorsitzender des Warburger Imkervereins, Obmann des Kreisimkervereins Höxter, des Zusammenschlusses von sieben Imkervereinen aus dem Kreis Höxter, und Dozent des Landesverbandes westfälisch-lippischer Imker (LV-WLI). Als Bienensachverständiger ist der 60-Jährige auch im Auftrag des Kreisveterinärs unterwegs. &bdquo;Die Bienenvölker werden sterben“, macht er eindrücklich auf die Bedrohung durch das invasive Insekt aufmerksam. Mitglieder im Warburger Verein informiert Information und Austausch: Als Referent hat er mit weiteren Expertinnen und Experten aus den Fachabteilungen des Landesverbandes einen Vortrag erarbeitet, der über die invasive Spezies informiert. In drei Multiplikatorenschulungen hat er bereits andere Imker aufgeklärt, hat auf Fragen Antworten gegeben. Zuletzt gut drei Stunden lang in Daseburg. &bdquo;Sie werden die Infos in ihren Vereinen weitergeben“, beschreibt Lohe das Prinzip. Bei der ersten Veranstaltung hatten sich 50 Bienenzüchter informiert, die beiden nächsten mussten auf 25 Teilnehmende beschränkt werden. Zu groß das Interesse, zu klein der Raum. &bdquo;Allein 74 Imker aus der Region sind Mitglieder im Warburger Verein“, erklärt Lohe. Ebenso viele wie in der entsprechenden Verbindung in der Stadt Höxter. &bdquo;Aber mit mehr Völkern“, betont er. &bdquo;Mehr als 800“, nennt er deren Anzahl. Die Asiatische Hornisse frisst sie alle Da sich die Spezies rasend schnell vermehrt, hat die Hornissen-Art bereits große Teile Europas erreicht. Erobert, sagt Lohe. &bdquo;Sie hat hier keine natürlichen Feinde und frisst fast alles“, sagt Lohe. Auch in Nordrhein-Westfalen breitet sie sich immer weiter aus. Im vergangenen Jahr seien 1.385 Beobachtungen gemeldet worden, teilte jüngst das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW mit. 2023 seien es knapp 400 und 2022 erst neun Sichtungen gewesen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres habe es bereits 26 bestätigte Beobachtungen der Asiatischen Hornisse gegeben. Zahlen, die auch Lohe kennt. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) werde meist verharmlost und höchstens als Problem für die Imkerei und die Honigbiene dargestellt, sagt der Vorsitzende des Warburger Imker-Vereins. Und macht sich Sorgen. Lesen Sie auch: Umwelt-Alarm in Bielefeld: Erstes Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt &bdquo;Die Völker stammen alle von dieser einen Königin ab“, betont Lohe. Jedes Volk erzeuge zwischen 250 und 500 neue Königinnen im Jahr. &bdquo;Von denen es aber nur gut 25 schaffen, im kommenden Jahr ein neues Nest zu bauen“, beschwört er den Horizont. Nest der Hornisse ist bis zu einem Meter hoch Die Insekten, etwas kleiner als die geschützte heimische Art (vespa crabro), bauen die ersten Nester zwischen April und Juni in Bodennähe. &bdquo;Die sogenannten Primärnester können in einer Höhe bis zu drei Meter entdeckt werden“, erklärt der Fachmann. &bdquo;Drei runde Teller, die untereinander hängen, in der Außenhülle befindet sich seitlich ein Flugloch“, beschreibt Lohe. Nach kurzer Zeit werde dann ein Sekundärnest in einem Baum gebaut. Das Gebilde könne bis zu einem Meter hoch und bis zu 80 Zentimeter breit sein und bis zu 30 Meter sehr hoch im Baumwipfel hängen. &bdquo;In einem Nest leben bis zu 6.000 Hornissen, die darin geboren wurden.“ Und die seien sehr verteidigungswillig. &bdquo;Ab fünf Meter greifen sie an“, sagt Lohe. Doch verlassen würde er sich nicht auf den Zentimeter, sagt er. Der Angriff aus dem Nest: &bdquo;Nicht eine, sondern 500 Exemplare zusammen“. Sie stechen und verspritzen Gift, das beispielsweise die Augen bis zur Entzündung reize, merkt der Sachverständige an. Für den Menschen ist die Asiatische Hornisse mit Ausnahme von Allergikerinnen und Allergikern ungefährlich. Der Stich ist vergleichbar mit der einer Biene oder Wespe. Warburger Imker denkt an volkswirtschaftlichen Ausfall Laut Studien habe ein Volk der Asiatischen Hornisse einen Jahresbedarf von elf Kilogramm Insektenmasse. Durch die rasante Ausbreitung der Hornissenvölker sei der Verlust in Frankreich bereits erheblich. &bdquo;Durch die Vernichtung so vieler Insekten ist die Biodiversität im Bereich des Nests gefährdet“, steht in der Präsentation. Und die sei eh arg rückläufig, die Natur werde weiter geschädigt, blickt Lohe auf die Artenvielfalt. Die Lage sei ernst. Asiatische Hornisse in OWL: Das müssen Sie zum eingewanderten Insekt wissen Der Imker denkt aber auch an den volkswirtschaftlichen Ausfall und fürchtet, dass mehr und mehr Bestäuber von Pflanzen und Früchten ausfallen. &bdquo;Bienenvölker werden sterben“, wiederholt Lohe und ist sich sicher. Die Honigbiene sei in den weitverbreiteten Monokulturen der Hauptbestäuber. Da könne mit einer Abnahme der Bestäubungsleistung gerechnet werden. &bdquo;Dies bedeutet weniger Ertrag und womöglich höhere Kosten für den Endverbraucher.“ Lohe fürchtet gar den gänzlichen Ausfall mancher Ernte. Imker im Kreis Höxter bitten um Meldungen Um eine weitere unkontrollierte Ausbreitung der eingeschleppten invasiven Art zu verhindern, brauchen die Imker alle Augen der Bevölkerung. Im vergangenen Sommer sei in Paderborn ein erstes Nest gesichtet worden. &bdquo;Das Problem ist in unserer Region angekommen“, weist Imker Lohe auf die Verbreitungsreichweite, die zwischen 50 und 80 Kilometer liege hin. Hintergrund: Erste Sichtungen im Kreis Paderborn: Asiatische Hornisse bedroht Bienen Dass die Asiatischen Hornissen wieder verschwinden, ist nach seiner Überzeugung nicht zu erwarten. Als leise Hoffnung nennt der Experte, dass sie aufgrund der Inzucht scheitern könnten. Doch nach so vielen Jahren hält er alle Zweifel für beseitigt. Wer Asiatische Hornissen beobachtet, sollte dies mit einem Fotobeleg im Neobiota-Portal unter neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de im Menü Fundpunkte melden. Alternativ geht auch eine Meldung bei der Unteren Naturschutzbehörde. Infos gibt es beim Warburger Imkerverein, dessen Vorsitzender Uwe Lohe unter Tel. 0151 72675414 zu erreichen ist.

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