
Warburg-Ossendorf. Den rheinischen vom westfälischen Karneval zu unterscheiden, ist nicht immer ganz leicht. Grob könnte man sagen, der rheinische Karneval ist mehr etepetete und der westfälische irgendwie derber. In Ossendorf auf jeden Fall, wird westfälischer Dorfkarneval in seiner Reinform gefeiert. Brauchtumsforscher hätten sicher ihre helle Freude am Ossendorfer Karneval.
Drei Säulen zeichnen den westfälischen Dorfkarneval aus: Eine Halle, die eigentlich viel zu klein für die vielen Besucherinnen und Besucher ist, kleine Missgeschicke des örtlichen Geschehens werden kräftig aufgeblasen und in der karnevalistischen Mühle des Humors gemahlen und fürs Auge werden zu guter Letzt tänzerische Anmut und Schönheit an den Tag gelegt, die man einem Dorf vielleicht gar nicht zutrauen würde.
Das alles bot die Ossendorfer Prunksitzung, die im übernächsten Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feiert. Rappelvoll mit mehr als 500 bunt kostümierten Besucherinnen und Besuchern präsentierte sich die Heinberghalle am Vorabend zum Rosenmontag. Höhepunkt war die Verleihung des Cochumer-Ordens. Der ging in diesem Jahr an den Ossendorfer Polizeioberkommissar Markus Overbeck (57), im Dorf „Hagen“ genannt.
Kurioser Grund für Cochumer-Ordensehre
Als er beim vergangenen Warburger Oktoberfest in Ausübung seines Berufes den Festumzug absichern wollte, hatte er mit seinem Dienstwagen ein parkendes Auto angerempelt und musste sich selbst eine Unfallanzeige schreiben. Das Schöne ist, dass Overbeck, selbst auch ein begeisterter Karnevalist, bis er auf die Bühne gerufen wurde, keine Ahnung hatte, warum er der neue Ordensträger ist.
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Als aber dann das Datum genannt wurde, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Auf der Bühne war auch Vater und Karnevals-Ehrenpräsident Bernd Overbeck, der als Hobby-Restaurator seit Jahrzehnten die Orden der Karnevalsgesellschaft gestaltet. Auch er hatte keine Ahnung, als er eine Polizeisirene auf den Orden malen sollte.
Darüber hinaus wurde örtliches Geschehen erneut von dem Bütten-Trio der Rot-Weißen Lumpen aufs Korn genommen. Bestehend aus Thomas Fuest, Matthias Fischer und Christoph Engemann, hatte sich in diesem Jahr für den erkrankten Christoph Engemann Prinzessin Verena Thonemann in den rot-weißen Lumpenfrack geworfen. Gemeinsam verliehen sie mit dem Lumpi als kleinem Bruder des Cochumers, weitere Orden des Missgeschicks.
Brand macht zwei Handwerker Pechvögel des Jahres
Als Pechvögel des Jahres mussten sich zwei Handwerker auf die Bühne rufen lassen, die versehentlich bei Schweißarbeiten die Nörder Schützenhalle in Brand gesetzt hatten, was fast zum Ausfall des Stadtschützenfests geführt hätte. Man muss dazu wissen, das Ossendorf und das Nachbardorf Nörde eine liebevolle Feindschaft pflegen, ähnlich wie Köln und Düsseldorf. Das gab natürlich Anlass für mannigfaltige karnevalistische Spekulationen.
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Aber auch positives Engagement wird gewürdigt. So wurde der frühere Schützenvereinsvorsitzende Heiner Geilhorn (60) für sein jahrzehntelanges Wirken in vielen Vereinen und zum Wohl des Dorfes mit dem Hausorden der Karnevalsgesellschaft Rot Weiß Ossendorf ausgezeichnet.
Für tänzerische Einlagen sorgten Fünkchen mit ihrem Gardetanz und die Juniorgarde. Höhepunkt war der Auftritt, der seit 18 Jahren bestehenden Formation der Tanzsportgarde. Die neun jungen Damen sorgten mit ihren Garde- und Showtänzen für laute Begeisterungsstürme in der viel zu kleinen Heinberghalle.