Großeneder. Trauer in Menne und Großeneder: Wie jetzt bekannt wurde, ist Anne Schäfers am Silvestertag im Alter von 89 Jahren gestorben. Schäfers lebte in Menne und war fast ihr gesamtes Berufsleben als Lehrerin und Leiterin an der Volks- und späteren Grundschule in Großeneder tätig.
Ihr Berufsweg begann 1958 in Unna, 1961 kam Schäfers nach Großeneder. Mit gemischten Gefühlen, denn habe sie vor der Ortschaft gewarnt, hatte Schäfers einmal gesagt. Doch habe sie sich im Dorf immer wohlgefühlt und später auch Lütgeneder und Rösebeck in ihr Herz geschlossen.
Es war die Frau des damaligen Schulleiters, die ihren Mann gebeten hatte, auf die neue Lehrkraft besonders achtzugeben. Sie sei doch so klein und zart. Die Anforderungen waren nicht einfach: Vier Jahrgänge waren in nur 22 Wochenstunden in einem Klassenraum zu unterrichten. Weitere acht Stunden lehrte Schäfers in der Oberstufe. Schäfers’ pädagogische Engagement endete jedoch nicht mit dem Klingeln zum Unterrichtsende. Regelmäßig fuhr sie nachmittags nochmals nach Großeneder, um den nächsten Schultag vorzubereiten oder ihrer großen Passion, der Musik, in der Schule Raum zu geben. 14 Jahre lang hat sie interessierten Kindern unentgeltlich Flötenunterricht erteilt und lehrte das Musizieren auf Orff’schen Instrumenten, die sie von ihrem eigenen Geld angeschafft hatte. Auch leitete sie eine Gesangsgruppe. Vom Engagement profitierte auch der Spielmannszug, da Schäfers den Kindern Noten beibrachte.
Die Anfänge des Heimatmuseums
Mit ihrer Flötengruppe gestaltete sie zahlreiche Feste für die Senioren- und Frauengemeinschaft, Erntedank und Karnevalsfeste sowie Gottesdienst zu St. Martin, St. Nikolaus, im Advent und zu Weihnachten. Zu den anspruchsvollen Darbietungen gesellten sich auch Tänze und Theaterstücke, die die Kinder unter ihrer Anleitung aufführten. Zu Erntedank bereitete sie mit den älteren Schülerinnen Wannen voller Pommes vor, buk Waffeln und Lebkuchen. Als 1963 auf dem Dachboden der Schule das erste Erntedankfest für die Senioren gefeiert wurde, hatte sie die Idee, dort ein Museum einzurichten. Es sollte Begeisterung wecken, alte Gerätschaften zu sammeln und für künftige Generationen die Tradition erlebbar zu erhalten.
Bereits ein Jahr später hatte es Schäfers geschafft und zeigte in der Schule die erste Ausstellung. Auf zahllosen Dachböden, in Schuppen und Scheunen war sie selbst stöbernd unterwegs und hatte im Dorf vielfach das Interesse geweckt, zur Museumsgründung beizutragen. Mit Gründung des Heimatvereins übernahm sie die Aufgabe der Vize-Vorsitzenden. Eine engagierte Förderin des Heimatmuseums. Seit Beginn war sie unermüdlich im Einsatz.
Ein besonderes Credo
Auf Initiative der Verstorbenen war 1964 Großeneder einer der ersten Ortschaften, in denen die Sternsinger durch das Dorf zogen. Als Pädagogin war sie 36 Jahre lang an der Grundschule tätig. „Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln“, so ihr Credo, das sie den Kindern vermittelte und vorlebte.
Der christliche Glaube und der Gottesdienst waren ihr wichtig. Davon zeugen meterweise Bücher und Noten, die sie erstanden und meistens vom eigenen Geld bezahlt hatte, um neue Gebetstexte, Fürbitten, Lieder und Theaterstücke einzuüben. In ihrer Heimatgemeinde Menne war sie Lektorin an der Pfarrkirche St. Antonius. 1978 übernahm sie in Großeneder die Schulleitung, 1994 geht sie in Pension. Doch auch danach war sie immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde.
Ausgezeichnetes Wirken
Das Wirken von Anne Schäfers war der Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben. Sie ist Trägerin des Ehrenkreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice“ (für Kirche und Papst). Die Auszeichnung wird an Menschen verliehen, die für Diözese und Kirche besonderen Dienst geleistet haben, der über die berufliche Pflicht weit hinausragt. Auch wurde sie 2015 vom Westfälischen Heimatbund für ihre langjährige heimatpflegerische Tätigkeit geehrt.