Die geheimnisvoll strahlenden Schönheiten eines jungen Warburgers

Warburg. Kleine Taschenlampen liegen am Eingang des mit schwarzer Folie ummantelten Kubus’ aus. Die gehöre eigentlich aufs Dach, sagt Museumsleiter Alexander Schwerdtfeger-Klaus. Als Dampfsperre. Der &bdquo;Cube“, wie er ihn liebevoll englisch nennt, steht mitten drin in der Gemäldegalerie des Stadtmuseums und beherbergt in seiner eigenen Mitte Geheimnisvolles. In der Vitrine stehen Ziergläser, Wein- und Trinkgläser, Vasen, Schalen, Flacons, Schüsseln. Annagelb und eleonorengrün: Das sind die charakteristischen Farben der gläsernen Exponate. Farben, die erst unter Schwarzlicht so richtig zur Geltung kommen und ihre Pracht entfalten. &bdquo;Dann strahlen sie“, sagt der Sammler, der noch bis Ende Februar hier ausstellt. Oliver Moellers sammelt und zeigt Uranglas. Er sei schlichtweg fasziniert von der besonderen Aura, die diese strahlenden Kostbarkeiten erzeugen könnten, sagt der 31-Jährige. Und, dass er begeistert sei vom Nuklearzeitalter. Ein Begriff, den der Zeitgeist der späten 1940er und frühen 1950er-Jahre prägte. Die meisten Menschen gehen achtlos vorbei &bdquo;Um das Uranglas von üblichem Glas zu unterscheiden, hält man es unter Schwarzlicht“, erklärt Schwerdtfeger-Klaus, die kleinen Taschenleuchten vom Eingang in der Hand. &bdquo;Die Uran-VI-Oxid-Verbindungen beginnen dann in hellgelben bis hellgrünen Farbtönen zu fluoreszieren“, sagt er. Um die für diesen Effekt nötige Dunkelheit zu schaffen, sei der Cube errichtet worden. &bdquo;Im ihm befinden sich die besonderen Exponate, die die Besucherinnen und Besucher, ausgerüstet mit einer Schwarzlichtlampe, selbstständig erkunden können“, kündigt der Museumsleiter an. Die Zeit der aktiven Verwendung von Uranglas zur Produktion von Glasobjekten aller Art reiche etwa von 1820 bis in die 1970er, sagt Moellers. Biedermeier, Historismus, Jugendstil, Art Deco bis zum Gelsenkirchener Barock. Brockwitz, Walther, Villeroy und Boch nennt Moellers die Namen bekannter Unternehmen, die Uranglas zumeist aus Pressglas, aber auch mundgeblasen und geschliffen, fertigten. Noch heute gebe es einige Manufakturen, die diese Glasart herstellen würden, sagt Moellers. Uranglas ist für den Betrachter ungefährlich Uranglas enthält als Farbstoff Uranoxidverbindungen und hat eine hellgelbe bis hellgrüne transparente Färbung. Unter Schwarzlicht beginnt es fluoreszierend zu leuchten. Die Intensität schwankt zwischen einem leichten Glimmen, das man schnell übersehen kann bis hin zu grell-starker Leuchtkraft. Das Betrachten der Exponate sei ungefährlich, beruhigt Moeller mit Blick auf die Radioaktivität. Eine Sammlung zum Atomzeitalter sollte es sein, merkt er ergriffen vom Element Uran an. Weil es ein Element sei, &bdquo;das unsere moderne Gesellschaft verändert und unglaublich beeinflusst hat“, weist er auf Energiegewinnung, Kernkraftwerke und den Glauben an die Atomkraft hin. Auf Anhieb ist Uranglas kaum zu erkennen Im Zuge der Nachforschungen habe er erfahren, &bdquo;dass es Uran im Glas gibt“. Mittlerweile umfasst seine Sammlung mehr als 150 Objekte. Dazu uranhaltige Keramik und Steine. Auch Strahlenmessgeräte, &bdquo;Geigerzähler modern und historisch“. Physik und Chemie habe ihn schon immer beschäftigt. Als Hobby. Beruflich arbeitet der gebürtige Volkmarser in einem Warburger Gartenbaubetrieb. Moellers eignet sich Hintergrundwissen an, korrespondiert mit Studenten der Uni Köln, von denen er sich seine Erkenntnisse bestätigen lässt, und postet zum Thema auf einem eigenen Instagram-Kanal. Kontakt und Kompetenz, das ist dem Warburger Autodidakten wichtig. Auf Flohmärkten in der Region wird er fündig. Manches komme aber auch so ins Haus, sagt Moellers. &bdquo;Die meisten gehen achtlos an den Gläsern vorbei.“ Denn auf Anhieb sei Uranglas kaum als solches zu erkennen. Häufig werde es wegen des grünlichen Touchs für besseres Altglas gehalten. Objekte sind eher was für Liebhaber &bdquo;Keine Kunst, eher eine Antiquität aus Omas Zeiten“, hält der Sammler fest. &bdquo;Dinge, die bei Haushaltsauflösungen oftmals weggeschmissen werden.“ Aus Unkenntnis. Dabei befänden sich Exponate ausgestellt selbst in Museen. Wie im bayerischen Passau. Auch das Museum Uranbergbau im ostdeutschen Bad Schlema behandele das Thema. Lesen Sie auch: Das Warburger Stadtmuseum wird umgestaltet Die Fangemeinde des speziellen Glases sei klein und komme zu 99 Prozent nicht aus Deutschland. Moellers spricht von Liebhabern und nicht vom materiellem vom Wert. Doch sei manch Schnäppchen in seiner Sammlung. &bdquo;Wie bei allem“, sagt er dann, &bdquo;Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis“. Meistens seien es einfach Liebhaberpreise, die gezahlt werden, ungeachtet des Wertes. Die Frage nach dem Lieblingsstück Ein Viererset Weingläser taxiere er auf 70 bis 90 Euro, nennt er ein Beispiel. Bei Jugendstilvasen erreichten die Preisvorstellungen mehrere Hundert Euro. &bdquo;Je nach alter und Beschaffenheit.“ Seltene Ausnahmen seien Gegenstände aus der Anfangszeit der Uranglasfertigung. &bdquo;Gläser mit Goldrand verziert gehen im Set auch mal in die Tausende.“ Moellers selbst nennt als besonderes Stück seiner Sammlung eine Karaffe aus der Gründerzeit. &bdquo;Etwa um 1860, leider beschädigt“, gibt er ehrlich zu. Doch falle es nicht auf. Extrem teuer, wahnsinnig selten in makellosem Zustand zu bekommen. &bdquo;Das Sahnehäubchen in der Vitrine“, sagt er. Sein Lieblingsstück? Nein, sagt Moellers, ein solches habe er nicht. Allerdings suche er nach einer bestimmten Jugendstiluranglasvase. Die Ausstellung &bdquo;Strahlende Kostbarkeiten“ ist noch bis zum 23. Februar in der Galerie des Museums im &bdquo;Stern“ zu sehen. Das Museum ist täglich (außer montags) von 14.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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