
Warburg. Das Glöckchen um Hugos Hals bimmelt laut, als er rennend die Gruppe wieder erreicht. Die Blätter am Busch waren auch einfach zu lecker, sodass der braun-weiße Ziegenbock kurz stehenblieb und einen Snack nahm. Dann geht’s weiter mit dem Spaziergang. Hugo trägt wie seine etwas kleinere vierbeinige Kollegin Lissy ein olivfarbenes Hundegeschirr mit Namensschild und Taschen an den Seiten, das Kai Weigt im Vorderteil mit einer zusätzlichen Schnalle so umgearbeitet hat, damit die beiden Ziegen auch ihre Hörner da durchbekommen. Hunde haben so was ja nicht.
Spaziergänge mit Ziegen – was viele schon als Angebot mit Alpakas kennen, das bieten Kai Weigt und Sonja Rudolff mit Hugo und Lissy an. Ihren Desenbergziegen. Für alle Interessierten bis zu Gruppen von 10 bis 15 Personen. Aber es gibt – außer der Größe der Tiere – einen großen Unterschied.
Morgens um 9 Uhr in der Diemelaue: Lissy und Hugo sind aus dem Anhänger ausgestiegen und schauen sich neugierig um. „Hier waren sie noch nicht“, sagt Kai Weigt, Inhaber des gleichnamigen Garten-, Landschafts- und Grabpflegebetriebs in Warburg. Er lacht, als die beiden Tiere neugierig das Areal um die Parkfläche erkunden und schon mal den ein oder anderen Blätter-Happen von den Büschen rechts und links nehmen. Zum Glück gebe es hier keine Rosen, sagt Weigt und lacht. Die würden sonst weggefuttert.
Ziegen laufen bei der Wanderung ohne Leine mit
Dann geht’s los zum Spaziergang. „Wir waren schon viel am Desenberg unterwegs, ganz toll“, erzählt Sonja Rudolff. Ziegen und Berge, das sei doch ganz passend. Am Areal des Warburger Sportvereins vorbei geht’s Richtung neuer Halfpipe. Lissy und Hugo immer mit dabei. Kai Weigt und die elfjährige Neele haben zwar die langen Leinen mit dabei, aber bislang nur locker umgehängt. Die beiden Ziegen laufen nicht weg, bleiben bei ihrer Herde. Mal ein paar Meter voraus, mal ein paar Meter zurück, weil was interessant ist oder ein paar Blätter wohlschmeckend sind. Und schon sind sie wieder da.
„Nur wo viele Menschen unterwegs sind oder viele Hunde, da nehmen wir die Tiere an die Leine.“ Weigt hat ein paar Eicheln und einen Beutel mit Kraftfutter für die Ziegen dabei. Auch die locken immer wieder zurück. „Sie dürfen kein trockenes Brot“, mahnt Sonja Rudolff. „Auch keine Weizenprodukte, sonst gibt’s Koliken.“ Aber mal ein Möhrchen oder ein Apfel, das schmeckt den wiederkäuenden Paarhufern.
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Ziegen leben seit Frühsommer in Warburg
Wie sie auf die Idee mit den Ziegenwanderungen gekommen sind? „Im Internet haben wir mal darüber in Eberschütz gelesen, das auch mal ausprobiert.“ Auch mit Alpakas seien sie mal gelaufen. „Aber die kann man so nicht laufen lassen – und für Kinder sind zwei Stunden mit Leine in der Hand zu lang.“ Seit dem Frühsommer sind Lissy und Hugo in Warburg zu Hause – eigentlich als Rasenmäher angeschafft. „Wir pflegen auch Naturschutzflächen, das passte.“ Aber schnell merkten Weigt und Rudolff, dass die beiden sehr zahm und menschenbezogen sind. Und Spaß am Spaziergehen und Entdecken haben.
Plötzlich bleibt Hugo stehen, schaut in den Busch neben dem Weg: Ein Vogel hat die Aufmerksamkeit des kastrierten Ziegenbocks erregt. Die Nackenhaare stellen sich auf. Sonja Rudolff lacht: „Wie bei einem Hund.“ Es geht weiter über den Diemeldamm. Zwischendurch begegnen wir zwei frühen Spaziergängern. „Dürfen wir mal Bilder machen“, fragen die mit einem breiten Lächeln. Mit solch einer tierischen Begegnung hatten sie sicher nicht gerechnet. Spaziergang mit Ziegen, da fällt man auf. Klar dürfen sie fotografieren. Einmal kraulen, dann geht’s weiter.
Ganz gemütlich. Tiere und Spaziergängern passen sich im Tempo an. Entspannung pur. Grundsätzlich könne jeder das Angebot nutzen, sagt Weigt. Besonders natürlich Familien mit Kindern. Aber auch Kindergärten oder Schulen, Behinderteneinrichtungen oder Seniorenheimen und die Tagespflege können Hugo und Lissy besuchen. „Es ist doch beruhigend, ihnen einfach nur zuzuschauen“, sagt der Garten- und Landschaftspfleger mit einem breiten Lächeln.
Ziegenwanderungen können gebucht werden
Vorn entdecken wir plötzlich einen Hund mit Spaziergängerin. Auch die schaut erstmal ein wenig erstaunt. Der Hund ist an der Leine. „Machen Sie ihn ruhig los“, ruft Weigt der Besitzerin zu. Der Kleine stürmt auf die deutlich größeren Ziegen zu. Die bleiben ganz gelassen stehen und schauen sich den anderen Vierbeiner einfach nur an. Es geht zurück Richtung Parkplatz. „Wenn sie den Weg nicht kennen, dann blieben sie ganz dicht bei der Gruppe“, sagt Weigt. Der gern weitere Ziegen anschaffen und das Angebot ausweiten möchte.
Welche Rasse Hugo und Lissy sind? „Das wissen wir nicht“, sagt Sonja Rudolff. „Scheint ein bisschen Thüringer Waldziege drin zu sein.“ Ist ja auch egal, Hugo und Lissy sind eben Desenbergziegen. Punkt. An den Ziegenwanderungen Interessierte können sich melden über Instagram desenbergziegen_warburg oder per E-Mail an: Desenbergziegen@web.de
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