Film als Gesprächsangebot: Regisseur will mit Warburgern diskutieren

Warburg/Berlin. Als in Brandenburg ein 12 oder 13 Jahre altes Mädchen ihn nach der Filmvorführung ansprach, sie habe diesen Film &bdquo;so cool gefunden“ und wolle sich nun mit den politischen Fragen auseinandersetzen: &bdquo;Da habe ich mich total gefreut und war gerührt. Auch wenn das bei 13-Jährigen eher eine Ausnahme ist.“ Simon Brückner, der Regisseur des Dokumentarfilms &bdquo;Eine deutsche Partei“ über Innenansichten der AfD berichtete im Gespräch von den Erfahrungen mit dem Film, der nach seiner Premiere im Februar 2022 nur langsam bei den Kinos in Fahrt kam. Aber nach den hohen Umfragewerten der Partei und nach dem Bekanntwerden der &bdquo;Correctiv“-Recherchen zum Geheimtreffen von AfD-Politikern, Rechtsextremisten und Unternehmern nahe Potsdam im November Anfang dieses Jahres richtig an Tempo gewann. &bdquo;Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Brückner berichtet von Filmvorstellungen vor Schülern, beim Landeskriminalamt Niedersachsen, an Universitäten oder bei Nachrichtendiensten sowie bei Gewerkschaftlern, Arbeitern und Wissenschaftlern. Am Mittwoch, 21. August, kommt er nach Warburg. Auf Einladung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Kreis Höxter sowie der Aktiven im Bunten Fest wird der Berliner im Cineplex im Anschluss an den Film (Beginn: 19 Uhr) mit dem Kinopublikum diskutieren (siehe Info-Box). Über die Art seines Filmes, über die zweijährigen Dreharbeiten 2019 bis 2021, über die Außenwirkung, die Reaktionen und Diskussionen – und über das, was ihn antrieb, &bdquo;eine deutsche Partei“ genau so und nicht anders zu machen. Simon Brückner sieht Film als &bdquo;Angebot für ein Gespräch“ &bdquo;Viel auf Tour“ sei er jetzt, sagt Brückner. Skepsis über die Darstellungsform des &bdquo;Direct Cinema“ – er filmte mit Genehmigung der AfD, die wiederum aber kein Mitspracherecht beim Schnitt hatte –, moralische Fragen wie: Gibt er der Partei eine zu große Bühne? Funktioniert das überhaupt ohne Diskussion und Einordnung? &bdquo;Wir müssen uns mit diesen Themen auseinandersetzen“, betont Brückner. Er spricht vom Film als einem &bdquo;Angebot für ein Gespräch“. Dabei, so bekennt er, schätze er die Diskussion mit den Linken, besonders aber intensiv mit den Konservativen, mit denen, die potenzielle Wähler der AfD seien. Diskussion gerade in Zeiten des Aufeinanderprallens von Weltbildern, in denen man sein Gegenüber oftmals nicht mehr ernst nehme. Eine Polarisierung, die &bdquo;ungesund“ sei. Aber er sagt auch: &bdquo;Es ist kein auffordernder Film: Weg mit der AfD. Sondern die Aufforderung: Schau hin, um es zu verstehen – und um sich dann davon abzusetzen.“ Die häufigsten Fragen, die ihm gestellt werden Die häufigsten Fragen, die ihm gestellt werden? &bdquo;Wir haben Sie das ausgehalten? Wie konnten Sie da ruhig bleiben? Wollte Sie sie nicht mal schütteln?“ Brückner verweist auf seinen Beruf: ruhig und gelassen filmen. &bdquo;Es ging nicht um mein persönliches Seelenheil. Auch nicht darum, dass ich mich selbst dabei wohlfühle. Ich wollte da sein und sichtbar machen. Und bin abends in meine Welt in Berlin zurückgekehrt.“ Ein klarer Schnitt also. Und das sei es, was die Arbeit am Film ausgemacht habe: &bdquo;Erstmal bereit zu sein, überhaupt hinzuschauen. Weil jedem sofort seine eigenen Urteile anzumerken sind. Mit dem guten Gefühl, auf der richtigen Seite zu sein.“ Brückner nennt es die &bdquo;andere Art des Sehens auf ein Phänomen in der Gesellschaft“, das nicht mehr zu übersehen ist. Doch: &bdquo;Warum finde ich das jetzt schlimm?“ Szenen aus dem Alltag der Partei – zwischen Bundes- und Ortsverbandsebene. Als unerschütterlicher Zeitzeuge dürfe man sich in dieser Aufgabe nicht abwenden – auch wenn man schockiert sei. Ob er mal Angst gehabt hat während der Dreharbeiten Ob er mal Angst gehabt hat während der Dreharbeiten? &bdquo;Eher wenig“, antwortet der Regisseur. Aber als sich die AfDler mal in Rage geredet hätten im radikalen Milieu einer Kneipe. &bdquo;Apokalyptische Stimmung“, nennt er das. &bdquo;Und ich dachte da kurz: Hoffentlich lassen sie mich wieder raus mit meinem Filmmaterial.“ Was er gelernt hat? &bdquo;Es gibt verschiedene Lager und Splittergruppen – nicht einen monolithischen Block bei der AfD. Und ihr Aufsteig hat nicht nur einen Grund.“ Aber sie hätten es geschafft, diese Gründe zu bündeln: &bdquo;Ruchlos populistisch. Offen fremdenfeindlich. Das macht aufmerksam auf die ungelösten Probleme in unserer Gesellschaft.“ Brückner: &bdquo;Es lohnt sich, genau hinzuschauen. Denn dieses Phänomen wird uns noch lange erhalten bleiben. Als eine Kraft, mit der wir rechnen müssen. Und als eine Herausforderung für alle anderen Parteien, sich wehrhaft zu zeigen.“

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