Arbeiten am Gedenkplatz für Emil Herz in Warburg haben begonnen

Warburg. Von einem Tag auf den anderen: Ihnen wurde mitgeteilt, die Koffer zu packen. Am Nachmittag der Befehl, am nächsten Morgen die Abreise. Als Gepäck waren pro Person 50 Kilo erlaubt. Zur Aussiedelung, wie es hieß, hatten sie sich in der Turnhalle, die damals auf dem Gelände des heutigen Busbahnhofs stand, einzufinden. Verladen auf Lkw-Pritschen ging es dann zur Sammelstelle nach in Bielefeld, im Güterwaggon weiter ins Ghetto nach Riga, später auch ins Vernichtungslager Auschwitz, ins Konzentrationslager Theresienstadt oder nach Minsk. Die Wege verlieren sich. Frauen, Männer, Kinder. Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde in Warburg und der Börde. An das Leid der todbringenden Deportationen erinnert in der Stadt der Emil-Herz-Platz zwischen der Dodiko-Grundschule und dem Jüdischen Friedhof. Die Aktionsgruppe, die vor den Häusern in der Hansestadt, in denen vormals Jüdinnen und Juden lebten, 111 Stolpersteine verlegt hat, möchte das Gedenken erweitern und den Platz zu einem Gedenkplatz für Flucht und Vertreibung werden lassen. Er soll auch an die Menschen erinnern, die vor den Nazis und dem geifernden braunen Mob flüchten konnten. Die Stolperstein-Initiative wollte dem Areal insgesamt mehr Würde geben und schlug der Stadt eine Neugestaltung vor. Koffer-Skulpturen sind als Mahnung gedacht Der &bdquo;Stein der Gerechten“ in der Mitte des 2007 als Gedenkstätte eingerichteten Platzes stand, sollte erhalten bleiben und mit einem Zitat des Propheten Amos versehen werden. &bdquo;Mögen die Wasser der Gerechtigkeit das Land durchströmen, Wahrhaftigkeit wie eine nie versiegende Quelle sein“, heißt es in den Schriften des jüdischen Talmuds und des Alten Testaments. Dazu sollten drei Koffer-Skulpturen aus Stein Mahnung sein und zum Nachdenken anregen. Über das Schicksal der deportierten, vertriebenen oder in aller Hast geflohenen Menschen jüdischen Glaubens. Die unansehnlichen Gabionen werden Sitzgelegenheiten weichen, eine adäquate Beleuchtung den Ort erhellen. In der vergangenen Woche hatten die Bauarbeiten begonnen. Mitarbeiter des Steinmetzbetriebes Bächt aus Elbenberg in der Nähe der nordhessischen Kleinstadt Naumburg richteten das Areal, auf dem nun in den kommenden Wochen nach und nach die Gedenkstätte entstehen soll, ein. Lesen Sie auch: Der Emil-Herz-Platz in Warburg soll würdiger gestaltet werden Uwe Bächt ist Spezialist für die Gestaltung mit Naturstein. Von der ersten Idee über die politische Diskussion in Ausschüssen und Stadtrat bis zum Baubeginn lag ein gutes Jahr. Die finanzielle Umsetzung des Konzepts war von einem gebürtigen Warburger als Spender zugesagt worden. Lehrerstelle wird Herz wegen jüdischer Herkunft verwehrt Emil Herz, der Mann, dessen Namen der Platz trägt, war Verlagsleiter beim Berliner Ullstein-Verlag und lebte, 1877 in Essen geboren, bis zu seinem Studium in Warburg. Eigentlich möcht er Lehrer werden, doch bleibt ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft eine Anstellung als Lehrer verwehrt. Er beginnt in Hamburg eine Verlagslehre, tritt 1903 beim Ullstein-Verlag eine Stelle an, steigt zum Verlagsleiter auf und bleibt es für rund 30 Jahre. Nach der Enteignung des Verlags bleibt Herz vorerst noch in Deutschland. Seine Frau Gabriele wird 1936 interniert, kommt jedoch wieder frei. Die Familie entschließt sich, zu fliehen. Über die Schweiz, Italien und Kuba in die USA, wo sie sich in Rochester im Staat New York niederlässt. Der vierfache Vater stirbt dort im Alter von 94 Jahren 1971. &bdquo;Warburg war das Paradies meiner Jugend“, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen.

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