Bauen in neuer Form: Start-Up aus Warburg nutzt Blähglas und Hanfbeton

Warburg/Eissen. Sie sind kurz vor der Markteinführung, kurz vor der Patentfreigabe für die USA, mittendrin in ersten Verkaufsgesprächen und mittendrin einem internationalen Förderprogramm als eines von 14 jungen Unternehmen weltweit: Es ist gerade sehr spannend bei der Kohlschein Modulbau GmbH. Das wird auch im Gespräch mit Franz-Axel Kohlschein deutlich. Mit viel Sachverstand, Know-how und Leidenschaft bringt der 50-Jährige die Idee vom neuen und nachhaltigen und effizienten Bauen mit neuen Baustoffen im Gespräch rüber. Kohlschein? Ja, einer der beiden Geschäftsführer der Warburger Brauerei realisiert gerade etwas, das vor mehr als zehn Jahren mit einer Idee und einer Skizze begann. &bdquo;Ich bin Geschäftsführer und Mentor im Hintergrund“, so definiert er seine Rolle in dem Unternehmen, das derzeit sechs Mitarbeiter hat. &bdquo;Ich bleibe Bierbrauer“, sagt er auch. Was er dennoch machen will? Mit vorgefertigten sogenannten Frawo-Modulen ein innovatives Bausystem etablieren, um massive und klimapositive Wände für Gebäude zu errichten. Und zwar mit vorgefertigten Modulen auf mineralischer Basis für die Wände, in das – andersherum als normalerweise – das Tragskelett nachträglich eingesetzt wird. Kohlschein Modulbau fährt dabei zweigleisig beim Material. Blähglas – ein aufgeblähtes Granulat auf Basis von Altglas – in kleinen Kügelchen wird in einem Zementleim gebunden und damit als Blähglasbeton zum &bdquo;vollwertigen Wandbaustoff“. Zweites Material: Hanfbeton. Der sei in Deutschland weitgehend unbekannt und entsteht als Abfallprodukt in der Hanffaserproduktion. Sonst als Tierstreu verwendet, habe es aber tolle Wärmedämmeigenschaften und werde mit mineralischen Bindemitteln zum neuen Baustoff Hanfbeton. &bdquo;Ein damit gebautes Gebäude ist in der Gesamtbilanz sogar klimapositiv“, sagt der Warburger. Manko: Anders als beim Blähglasbeton, für dessen Herstellung Kohlschein in der Firma Lücking einen Auftragnehmer gefunden hart, wird Hanfbeton bislang nur in Holland hergestellt. Kohlschein Zwischenschritt: Eine Manufaktur in der Warburger Region, wo das Material für die Module hergestellt werden kann. &bdquo;Klein“ sagt er. Eine Werkhalle von 400 bis 500 Quadratmetern werde zunächst ausreichen. Und dann wird noch Material gebraucht: &bdquo;Zwei Hektar Hanffeld ergeben ein Einfamilienhaus.“ &bdquo;Zwei Hektar Hanffeld ergeben ein Einfamilienhaus“ An der Kuhlemühle im Büro zeigt er einen gepressten Block aus Hanf – Grundlage für die Wände. In Eissen am alten Bahnhof entsteht bereits ein Gebäude aus dem anderen Material, Glasblähbeton: Die Wand selbst, erklärt Kohlschein, benötige keine Dämmung mehr, denn das Material der Module sei selbst schon der Dämmstoff. Das Schöne an beiden Varianten: Sie seien neben wärmedämmend auch noch atmungsaktiv, sprich: sorgten für ein tolles, gesundes Wohnklima. Das eine Material sei kostenmäßig auf dem einen normalen Massivbauhauses, die Hanfbauweise sei noch fünf Prozent teuer. Franz-Axel Kohlschein ist überzeugt von der Idee, vom Material und der Zukunftsfähigkeit. Und das, sagt er, das sei in den vergangenen Jahren wissenschaftlich untersucht und belegt worden: Die Kohlschein Modulbau GmbH arbeitet mit den Technischen Universitäten in Aachen und Dresden zusammen. Aus letzterer Stadt kommt auch sein Entwicklungsingenieur Philipp Ende. Vertriebsingenieur Maxim Vermeer ist derzeit in Wuppertal. Denn: Dort läuft derzeit ein Förderprogramm namens &bdquo;Circular Valley“, das junge Unternehmen mit Wissen fürs Wachsen und Durchstarten versorgt und mit Partnern aus der etablierten Wirtschaft zusammenbringt. Der Name erinnert an das Silicon Valley - mit Absicht Der Name ist angelehnt an die Idee der Kreislaufwirtschaft, die im Fokus steht, und erinnert an das &bdquo;Silicon Valley“. Mit Absicht. Höhepunkt ist der sogenannte Demo-Day am Donnerstag, 16. November, in der Stadthalle Wuppertal mit mehr als 1.000 Besuchern – potenziellen Investoren. Dort präsentieren sich die Start-ups mit ihren Ideen und Geschäftsmodellen. Auch die Kohlschein Modulbau GmbH ist dabei. Als eines von deutschlandweit vier Start-up-Unternehmen. Nur 14 sind es insgesamt. Weltweit angesiedelt.

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