Von Warburg nach New York: Trauer um Reinhard Humburg

Warburg. Er war ein Mensch, der die Menschen um sich herum liebte, die Geselligkeit rund um den Altstadtmarktplatz. Der gern lachte. Der gern diskutierte. Der sich einmischte. Der Dinge hinterfragte. Der sich engagierte für diese Menschen. Für seine Heimat. Für deren Geschichte und ihren Erhalt: Auch in seinem anderen Zuhause in New York hatte der Anwalt aus der Altstadt nie den Bezug und die Beziehungen nach Warburg verloren. Und er liebte das Leben. Das ist nun viel zu früh zu Ende gegangen: Am frühen Freitagmorgen ist Reinhard Humburg in der Altstadt im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. &bdquo;Es ist sein ausdrücklicher Wunsch, in Warburg auf dem Burgfriedhof im Familiengrab beigesetzt zu werden“, sagt sein jüngerer Bruder Christoph. Update: Die Gedenkfeier für Reinhard Humburg ist am Freitag, 27. Oktober, um 14 Uhr in der Friedhofskapelle Am Stiepenweg in Warburg, anschließend findet die Beisetzung auf dem Burgfriedhof statt. &bdquo;Sein Lächeln bleibt – dann ging die Sonne auf“, ergänzt er. &bdquo;Er war mein großer Bruder und mein engster Vertrauter.“ Ihr Vater Lorenz Humburg war Oberstudiendirektor und Kunstlehrer am Gymnasium Marianum gewesen. Dort machte Reinhard Humburg auch sein Abitur. Als Schüler habe er ein Lieblingsbild gehabt: Es zeigte eine Auswanderung nach Amerika. &bdquo;Er hat es geliebt. Man konnte nicht ahnen, dass er Ende der 1980er-Jahre selbst diesen Weg ging.“ Mit zarten 21 Jahren schon wieder ausgetreten Zuvor aber brachten Humburg, Elmar Nolte, Johannes Wasmuth und Co. frischen Wind in die Altstadt: &bdquo;Wir waren Mitglieder der JU, sogar im Vorstand“, erinnert sich Wasmuth, der ihn von frühester Kindheit kannte. Aber: &bdquo;Wir waren die interne Opposition, haben uns für den Denkmalschutz, die Diemelaue, die Einrichtung des Jugendzentrums, den Erhalt alter Gebäude eingesetzt.“ &bdquo;Gegen den Strich gebürstet“, ergänzt er mit einem Lächeln. Mit zarten 21 seien sie schon wieder ausgetreten. Ein politischer Mensch sei Reinhard Humburg aber immer geblieben, sagt Wasmuth. Zuletzt als stellvertretender Sachkundiger Bürger der Grünen unter anderem im Bezirksausschuss seiner Heimatstadt Warburg. Deren Ortsverbandsgründung Mitte der 1980er-Jahre hatte Humburg gemeinsam mit Wegbegleitern wie Christian Holtgreve auf den Weg gebracht. Die beiden waren die ersten Ratsmitglieder für die Grünen im Warburger Stadtrat. Humburg kandidierte zuletzt bei der Bundestagswahl 2021 für die Grünen. &bdquo;Im besten Sinne unbequem“ sei sein großer Bruder gewesen, sagt Christoph Humburg mit einem leisen Lächeln. Studium für US-amerikanisches Recht Nach der Bundeswehrzeit – &bdquo;Reinhard hat nachträglich verweigert, das war ihm ganz wichtig“ – ging es nach Regensburg und Bonn zum Studieren. Jura. In Bonn traf er Maxine Neuman. Die Weltklasse-Cellistin aus New York wurde seine Frau, New York 1987 sein weiteres Zuhause. 1985 und 1989 wurden die Kinder Julia und Mark geboren. Reinhard und Maxine pendelten immer wieder nach Warburg, hatten auch dort weiter eine Wohnung. In New York arbeitete Humburg zunächst in einer großen Anwaltskanzlei, nachdem er ein weiteres Jura-Studium – diesmal für das US-amerikanische Recht – abgeschlossen hatte. 250 Anwälte waren dort tätig. Ab 1990 übernahm er viele Fälle für die Familien enteigneter Juden für die Jewish Claims Conference. &bdquo;Er hat es geschafft, Freundschaften über Kontinente hinweg zu halten“, erinnert sich sein Bruder Christoph. Stapelweise kamen schon in der Vor-E-Mail- und Handy-Zeit die Fotos der Enkel und vom Leben in der Metropole bei der Familie an der Diemel an. Viele Warburger erlebten die Gastfreundschaft im Hause Humburg/Neuman in New York. Mehrfach im Jahr waren beide in Warburg. Dort engagierte sich Reinhard Humburg im Verein für Geschichte und Denkmalschutz, den er mitgegründet hatte und dessen zweiter Vorsitzender er war. Er holte den Petitionsausschuss nach Warburg, um das Pennig-Haus zu retten. Zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs Seine Liebe zur Musik – er spielte einst Geige und Bratsche – konnte er über seine Frau Maxine (gestorben im Dezember 2022) erleben, die er bei ihren Konzerten und in ihrer Karriere unterstützte. In der Region Warburg, der Welt, in den USA, beispielsweise bei der Vermont Music Conference. &bdquo;Er hat das geliebt.“ Ebenso die klassische Musik, erzählt der Bruder. Und das Entdecken der Heimat: So war Reinhard Humburg in Warburg mit Freunden wandern oder radfahren, besichtigte Kirchen und Kulturorte der Region. Und er engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und in der Friedensbewegung. Das, so sagt Christoph Humburg stolz, das habe die Haltung seines großen Bruders gezeigt.

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