Warburger Kitaleiterin rät zum Osterfest zur "Lesezeit mit Kuschelfaktor"

Warburg. Jedes Kind hört gern Geschichten. Sie vorzulesen, gehört längst nicht in allen Familien zum Alltag. Nach einer Befragung der Deutschen Stiftung Lesen lesen sechs von zehn Eltern ihren Kindern regelmäßig mehrmals in der Woche vor. Die anderen Eltern gaben im Lesemonitoring 2022 dagegen an, ihren ein- bis achtjährigen Kindern eher selten oder gar nie etwas vorzulesen. Fachleute sehen darin ein Problem: Möglicherweise hätten Kinder ohne Vorlesen schlechtere Chancen in der Entwicklung. Auf althergebrachte Art und Weise jungen Menschen vorzulesen, sei &bdquo;gemeinsam geteilte Zeit“, das ist Birgit Henze wichtig. &bdquo;Kinder genießen die Zeiten, in denen sie ungeteilte Aufmerksamkeit erfahren“, ergänzt die Leiterin des Familienforums St. Vincentius in Scherfede. Vorlesen sei für Kinder &bdquo;eine Zeit des sich geborgen und Wohlfühlens.“ Und Lernen funktioniere nachhaltiger, wenn eine Beziehung da sei. Über den Beziehungsfaktor werde &bdquo;Lernen zum Kinderspiel“, bringt es Henze auf den Punkt. Vorlesen fördere das Sprachverständnis, erweitere den Wortschatz, rege das Kurz- und Langzeitgedächtnis ebenso wie die Fantasie an. &bdquo;Insgesamt verbessern sich die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder“. Klar, es gehe auch um den Wissenserwerb. &bdquo;Kinder lernen Zusammenhänge verstehen und den Umgang mit der Sprache“, den das gemeinsame Gespräch über das auf den Buchseitenseiten Gesehene und Gehörte nochmals vertiefe, sagt Henze. &bdquo;Kinder brauchen diese Zeit“ Die Beschäftigung mit Geschichten sei schon sehr unpersönlich geworden. Durch die Clips auf Online-Kanälen oder anderen digitalen Hörspiel-Medien. Auch den aktuellen Mega-Trend der Tonieboxen zählt Henze dazu. Denn es fehle die vertraute Beziehung, der Kuschelfaktor. &bdquo;Kinder brauchen diese Zeit“, betont Henze. Mittlerweile ein großes Geschenk, weiß die Erzieherin. Ein Geschenk, das von Kindern auch als solches erlebt und wahrgenommen werde. Die Erzieherteam in der Kita versuche, den Eltern immer wieder die hohe Bedeutung gemeinsam verbrachter Zeit zu vermitteln. Beim Vorlesen gehöre vor allem das Gespräch dazu, zu dem Eltern ihre Kinder anregen sollten. Als festes Ritual könne der Griff zum Bilder- oder Kinderbuch vor dem Schlafengehen eine Möglichkeit sein, rät sie. Wer es sich zutraue, auch frei zu erzählen, sollte es tun. Oder einfach die Kinder von ihren Gedanken erzählen lassen, wenn sie etwas auf den Seiten entdecken. Zusammen auf Erkundungsreise zu gehen verbinde. Manche Bücher seien darauf ausgelegt &bdquo;wie die klassischen Wimmelbücher“. Alle anderen Bilderbücher eigneten sich aber ebenso gut. &bdquo;Rica erlebt Ostern“ Eine weitere Erkenntnis der Stiftung-Lesen-Studie: Viele Eltern fangen vergleichsweise spät mit dem Vorlesen an. Mit oder nach dem zweiten Geburtstag der Kinder. Und hören zum großen Teil mit dem Schuleintritt damit wieder auf. Fühl- und Guckloch-Bücher eigneten sich bereits für Kinder ab einem halben Jahr, sagt Henze. &bdquo;Sobald die Aufmerksamkeit da ist, Gezeigtem folgen zu können.“ Je älter die Kinder werden, sollten andere Kinderbücher zur Hand genommen werden. Wie &bdquo;Rica erlebt Ostern“ von Renate Schupp zum Beispiel. In dem Vorlesebuch höre und sehe ein kleines Schaf auf der Wiese neben der Straße, die nach Jerusalem führe, immer wieder etwas Neues. So erfahre Rica von Jesus und den aufregenden Ereignissen, die am Passahfest in der Stadt geschehen. &bdquo;Vom Einzug Jesu in Jerusalem, seiner Gefangennahme, seinem Tod und der frohen Botschaft der drei Frauen“, zählt Henze auf. Eine Besonderheit: Zu jeder der 14 Geschichten gehöre ein Folienbild, das am Fenster angebracht werden könne. &bdquo;Nachhaltig einsetzbar“, bemerkt Sozialpädagogin Henze. Mit dem Effekt, am Ende ein vollständiges Fensterbild vor Augen zu haben, das die Kinder an die Geschichten im Buch erinnert. Zur Bibel biete aber nicht nur der Kaufmann-Verlag &bdquo;Ostergeschichten“ an. &bdquo;Die Oma hat Zeit zum Vorlesen“ In der Scherfeder Kita stehen den Mädchen und Jungen Bilderbücher täglich zur Verfügung. Kleine thematisch angepasste kindgerechte Bibliotheken in den Gruppenräumen. In den Ü3-Gruppen ist einmal im Monat ein Lesepate, eine Lesepatin zu Gast. &bdquo;Die Oma hat Zeit zum Vorlesen“, freut sich Henze. Sie werde belagert, die junge Runde höre gespannt zu. &bdquo;Wieder der Faktor des Zeithabens, um mit ihnen Gespräch zu kommen.“ Dies werde von den Kindern genossen. Für Ostern eigneten sich auch Geschichten wie &bdquo;Die kleine Raupe Nimmersatt“, die eine Wandlung in neues Leben auf andere Weise darstelle. &bdquo;Ostern ist das Fest der Hoffnung“, nennt Henze das Thema. Oder &bdquo;Klara Gluck“, die Geschichte vom Huhn, das beschließt, alle verwaisten Eier dieser Welt zu adoptieren, weil aus ihren eigenen bisher kein Küken geschlüpft ist. Nach der Geschichte geht’s gemeinsam weiter: &bdquo;Eier anmalen oder färben“, schlägt Henze vor, Folgeaktionen zu kreieren. Wer es gern etwas medialer möchte, könne über Suchmaschinen im Internet nach Bilderbuchkinos suchen, die Verlage kostenfrei anböten. Wer den Gang in die Bücherei oder Buchhandlung vor dem Osterfest nicht mehr schaffe, werde werde dort fündig.

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