Im Scherfeder Repair-Café läuft’s

Warburg-Scherfede. Repariert werde alles, was unter den Arm passe, gibt Dirk Bartels die Richtung vor. &bdquo;Du weißt nicht, wer und was da durch die Tür kommt“, bemerkt der Mechatroniker. Als Teamkoordinator arbeitet der Scherfeder bei Benteler. Jetzt freut er sich auf Kundschaft im Repair-Café. Ehrenamtlich. Letztens sei eine Schlagbohrmaschine auf seinem Tisch gelandet. Die bohre nur in die Decke, nicht in die Wand. Des Rätsels Lösung: ein Knick im Kabel. Der hatte für den Stillstand der Maschine in der Waagerechten gesorgt. Der Makel an der Maschine war schnell behoben. Zum dritten Mal hatte das Café am Dienstagabend die Türen im Gebäude der Bezirksverwaltungsnebenstelle geöffnet. Schrauben statt schrotten: Die NW war dabei. Pünktlich um 18 Uhr stellt sich Bernhard Hoppe vor und möchte sich auf die Seite der Schrauber schlagen, wenn er denn gebraucht werde. Der 67-Jährige fragt freundlich an. Er wird. Es dauert nicht lange und Diplom-Ingenieur Hoppe sitzt an seinem ersten Fall. Ein Kopfhörer. Die linke Ohrmuschel muckt. Doch so leicht ist der Grund des Ausfalls nicht zu orten. &bdquo;Meist sind es die beweglichen Teile“, sagt der gelernte Elektrotechniker. Irgendetwas wackelt. Upcycling und Reparatur: Das Angebot der &bdquo;Zukunftswerkstatt Scherfede“ wolle sensibilisieren, sagt Bartels. Denn nicht alles, was streike, müsse auf dem Müll landen. Auch habe manches Gerät für den Besitzer einen emotionalen Wert. Wie die 40 Jahre alte Heckenschere, um die er sich bei der Premiere des Cafés kümmerte. &bdquo;Das Erbstück aus der Hand des Schwiegervaters“ hatte an Kraft verloren. Vollständig. &bdquo;Eines der ersten Akkuscheren“, entfacht sich unter den Experten am langen Tisch schnell die Diskussion um den bestellten energiegebenden Ersatz. Moderne Lithium-Ionen oder alte Nickel-Cadmium? Inzwischen verboten? Und der Auflader? Begriffe, für den Besucher Fachchinesisch, für die Experten täglich Brot, drehen die Runde. Ein Spezialist aus der Textilbranche Auch Reinhard Müller, ein Meister seines Fachs aus Bonenburg, bietet seine Künste an. Und die sind schon ziemlich speziell. Als Bestrickeinrichter sei er jahrzehntelang in der Textilbranche unterwegs gewesen, sagt der 78-Jährige. Alte mechanische Haushaltsnähmaschinen sind sein Ding. Da kennt sich er sich bestens aus. Und wenn die ein oder andere Dame da ein Problem habe, könne er weiterhelfen. Johannes Herbold, Elektroniker und Ingenieur, nimmt derweil einen lädierten Laptop und einen Espresso-Automaten, den er Elektrotechniker Michael Wedemeier überlässt, in Empfang. Am Rechner ist das Scharnier kaputt, die Kaffeemaschine löst beim Einschalten einen Kurzschluss aus. Daheim beim Steckereinstecken. Jetzt passiert das nicht, sie funktioniert einwandfrei. Wedemeier greift zum Multimeter, misst den Durchgangswiderstand. Vermutlich reagiere der Schutzschalter im Eigenheim wohl allzu empfindlich auf Fehlerströme, gibt Wedemeier einen Tipp. Mittlerweile herrscht arge Betriebsamkeit im Obergeschoss. Der Kabelbruch an einem Massagekissen muss an der Tür noch warten. &bdquo;Da bilden sich Schlangen“, scherzt Bartels. Er werkelt an einer Kühlbox. Beim Zelten bleiben im mobilen Kühlschrank die Getränke warm. &bdquo;Wahrscheinlich der Sensor“, bemerkt Dirk sofort und setzt den Schraubendreher an. &bdquo;Ich hätte nicht gewusst, wohin mit dem Gerät“, sagt Besitzer Jörg Dierkes. Er hatte vom Termin aus der Zeitung erfahren. Die wenigen Kilometer aus Großeneder nach Scherfede versprachen Rettung. Es müsse nicht alles &bdquo;durch China-Ware ersetzt werden“, sagt Dierkes. &bdquo;Die Limo, der Killer Nummer eins“ Das Scharnier des Laptops rebelliert weiterhin. &bdquo;Die Limo, der Killer Nummer eins“, weiß Wedemeier und begibt sich auf die Suche nach einem Lappen. &bdquo;Bauen wir auch die Display-Leiste ab“, berät er sich mit dem Kollegen Hoppe. &bdquo;Wenn wir schon einmal dabei sind“, setzt Hoppe ein messerähnliches Werkzeug an. Der treue Nass-Trocken-Sauger: Der Motor harrt in einer Kiste der Dinge. Während Bartels an der Platine des Kühlgeräts schraubt, heißt er den nächsten Cafébesucher willkommen. &bdquo;Er wird ein Problem am Kabel haben“, analysiert er schon mal mit kurzem Kennerblick ins Innere der Schachtel. &bdquo;Ein Acht-Zentimeter-Schlauch, den Durchmesser kriegst du heute nicht mehr“, sagt Winfried Reimer aus Daseburg. Die Nachfolgemodelle der Firma brächten nicht mehr die Leistung, &bdquo;wie der hier“. Doch bereite der Antrieb Probleme. &bdquo;Da müssen wir ein bisschen frickeln“ Am Ende liegt es am Schalter. &bdquo;Da müssen wir ein bisschen frickeln“, sagt Experte Herbold, legt die Kabelenden in die Anschlussbuchsen und wünscht sich sinnierend eine Lüsterklemme. Dann blättert er im dicken Katalog, sucht nach den perfekten Ersatz fürs defekte Teil. &bdquo;Fünf Euro.“ Beim nächsten Mal wird eingebaut. &bdquo;Möchtest Du etwas trinken?“ Rinat Albrecht, Steuerberater aus Scherfede, greift in den Limokasten. Der junge Vater bringt &bdquo;einen Beschäftigungskasten“, den Eigenbau eines Tüftlers aus der Verwandtschaft, mit. Die eingedrehten Glühbirnchen hält er für den Sohn zu gefährlich und fragt nach Ideen. Dinge wiederverwenden sei ein großes Thema und komme in Mode, sagt er. Seine Generation sei mit Plastikkram aufgewachsen, die der Großeltern habe immer repariert. Mal geht's, mal nicht Der Akkusauger der Schwiegermutter: &bdquo;Ohne den ist sie nicht glücklich“, weiß Michael Ladage. &bdquo;Vielleicht eine kalte Lötstelle, schnell repariert“, mutmaßt er. Irgendwie sei er auch eine Art Elektriker. Ladage plant Oberleitungen für die Bahn. Hochspannungsenergieanlagenmonteur. &bdquo;Das fängt ab 15.000 Volt an, sieben Zentimeter dicke Kabelstränge.“ Michael und Dirk seien &bdquo;begnadete Fummler und Erfinder“. Man kennt sich. In der Ecke gegenüber preist eine Dame die Vorzüge ihres Waffeleisens. &bdquo;Doch wenn’s gebraucht wird, geht’s mal, mal nicht“, erzählt Hiltrut Lages von der vergehenden Lust am Backen. Der Vorführeffekt: Stecker in die Dose, die Flächen werden heiß, es riecht ein wenig nach Gummi. &bdquo;Jetzt funktioniert er“, staunt die Rimbeckerin, packt und verabschiedet sich. Nicht ohne ein paar Euro im Spendenglas zu hinterlassen. Bartels schraubt die Box wieder zusammen. Ein neuer Temperatursensor muss her. Der Bestellauftrag wird an Arno Menne gehen, Organisator des Repair-Cafés. Wedemeier fotografiert schnell noch das Typenschild des Herstellers. &bdquo;Das läuft“, holt Bartels Luft.

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