Volksfesttage an der Diemel Weniger Besucher, aber mehr Körperverletzungen auf Warburger Oktoberwoche

Warburg. Rund 260.000 Besucherinnen und Besucher. Diese Zahl gaben Veranstalter und Polizei am Montag für die 73. Auflage der Warburger Oktoberwoche bekannt. Eine erste Schätzung nach dem Ende der fünften Jahreszeit an der Diemel. Und weit entfernt von den Rekordzahlen vergangener Jahre. Mit Rekorden hatte im Vorfeld der neun Volksfesttage aber auch niemand ernsthaft gerechnet. Trotz der Ausfälle in der Coronazeit und einer festzuhaltenden Sehnsucht nach vergnüglich-entspannten Stunden. Denn die Erfahrungen der großen Kirmesevents und Schützenfeste in der Region hatten im Sommer gezeigt, wie groß die Zurückhaltung angesichts der Corona-Pandemie immer noch ist. &bdquo;Im Schnitt waren die Besucherzahlen gegenüber der Vor-Coronazeit um 15 bis 20 Prozent gesunken“, bemerkt Bürgermeister Tobias Scherf. Dennoch zeigen sich die Veranstalter, Stadt- und Stadtwerke, mit der Resonanz zufrieden. &bdquo;Erschöpft aber glücklich“, sagt Scherf, froh, &bdquo;dass alles gut geklappt hat“. Jetzt werde man sich die Dinge im Detail anschauen müssen. Jahrmarkt Die meisten der Fahrgeschäfte auf dem Festplatz waren am Montagmorgen bereits abgebaut. Nur das Riesenrad ragte noch hinauf in den blauen Himmel über der Stadt. Autoscooter und Breakdancer hatten in der Nacht zusammengepackt, Gondeln, Kassenhäuschen und Karussellgestelle auf die Transporter verladen und den Platz verlassen. &bdquo;Nicht zu kalt, nicht zu heiß“, sagte am Abend Juri Angelowski. &bdquo;Es ist super gelaufen“, bilanzierte der Händler aus Gifhorn, der mit einem Tee-, Gewürz- und Kräuterstand erstmals auf dem Warburger Jahrmarkt vertreten war. Besonders an den Nachmittagen hätten ihm die zahlreich über den Rummel bummelnde Familien gute Umsätze beschert, weiß er zu berichten. An den Abenden dann allerdings die Leere in der Kirmesgasse. Das schöne Wetter habe Schaustellern und Händlern in die Karten gespielt. Gewerbezelt Knapp 30.000 Besucher wurden im Ausstellungs- und Gewerbezelt gezählt. &bdquo;Weit weniger als die Jahre zuvor“, hält Rathauschef Scherf bescheiden fest. Vor der Pandemie waren es mitunter bis zu 60.000 Interessierte gewesen, die sich an den Ständen über die Produkte und Dienstleistungen der heimischen Wirtschaft informiert hatten. Dennoch berichtet Organisatorin Kristina Imhoff von positiven Rückmeldungen der 40 Aussteller. Sie bauten jetzt auf das Nachmesse-Geschäft wie Jens Fiege, Autohändler aus Hofgeismar, bestätigt. Ebenso wie die Aufstellung der Karussells auf dem Festgelände waren die Stände etwas anders konzipiert worden. Die Reihen lichter, die Zwischenräume aufgeweitet. Daher hätten sich wohl viele dem Gefühl, die Wirtschaftsshow sei diesmal nicht so gefragt, nicht entziehen können, versucht der Bürgermeister eine Erklärung. Zumal auch die Ausstellungsfläche gegenüber früheren Jahren auf annähernd die Hälfte geschrumpft war. 2020 und zur &bdquo;Oktoberwoche light“ im vergangenen Jahr war die Gewerbeausstellung gänzlich ausgefallen. Festzelt Auch Brauerei-Geschäftsführer Michael Kohlschein spricht mit Blick auf den Umsatz im Festzelt bislang von einem &bdquo;zufriedenen Grundgefühl“. Mehr könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Urtypfässer, Zapfhähne und Bierleitungen kehren nach und nach in die Lagerhallen des Betriebsgeländes an der Kuhlemühle zurück. Noch werde abgerechnet, was unterm Strich dabei herauskomme, müsse abgewartet werden, sagt Kohlschein. Polizei Mehr Körperverletzungsdelikte als in der Oktoberwoche vor einem Jahr, dafür eine geringe Anzahl an Eigentumsdelikten, meldet die Polizei. Das Einsatzgeschehen auf der Festwiese könne als &bdquo;unruhig bezeichnet werden“, bilanziert Georg Arendes, Leiter der Warburger Polizeiwache. Insgesamt seien 22 Strafanzeigen wegen Körperverletzungen, darunter fünf gefährliche Körperverletzungen, zur Anzeige gebracht worden. Bei den Eigentumsdelikten und sonstigen Straftaten verzeichnete die Polizei, die mit einer eigenen Wache auf dem Festplatz vertreten war, mit vier Strafanzeigen allerdings ein Rückgang zum Vorjahr. &bdquo;Es kam zu insgesamt zwei Widerstandshandlungen, bei denen ein Polizeibeamter leicht verletzt wurde“, berichtet Arendes. In 17 weiteren Fällen hatten Besucher um Hilfe gebeten oder Fundsachen übergeben. Wie der neun Jahre alte Junge, der auf dem Platz eine gefüllte Brieftasche gefunden hatte und sie zur Festplatzwache brachte. &bdquo;Dort konnte die Eigentümerin die Brieftasche entgegennehmen“, freut sich Arendes über den ehrlichen Finder, &bdquo;der belohnte wurde“. Arendes zeigt sich äußerst zufrieden mit denen zu Nachtzeiten erstmalig durchgeführten gemeinsamen Streifen mit dem städtischen Ordnungsamt und lobt &bdquo;die gute Zusammenarbeit von Stadt, DRK, Feuerwehr und Polizei“. Oktoberwochen-Manager Die Warburger Oktoberwoche habe ihre besonderen Momente, fasst Bürgermeister Scherf die neun Tage zusammen. &bdquo;Ein identitätsstiftende Veranstaltung, die die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Stadt und der Region stärken.“ Der Mix aus Jahrmarkt, Party, Kultur, Sport und der Information habe wieder die &bdquo;unglaubliche Vielfalt, die Land und Leute bieten“ gezeigt. &bdquo;Das Große macht die Vielzahl des hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mittuns aus“, bedankt sich Scherf auch bei Oktoberwochen-Manager Norbert Hoffmann und seinem Team. Für Hoffmann war es die letzte Oktoberwoche, die der 64-Jährige mit verantwortet. Ende des Jahres wird der Touristikchef aus der Warburger Stadtverwaltung in den Ruhestand treten. Zwei Jahrzehnte lang lag die Organisation der Volksfestwochen in der Hansestadt maßgeblich in seinen Händen. Er machte sie zu einer Marke. &bdquo;Ihm und seiner Mannschaft gebührt hoher Respekt“, sagt Scherf anerkennend. Neue Ideen 1949 war die Oktoberwoche erstmals an der Diemel gefeiert worden. Der damalige Bürgermeister wollte durch die Festwoche auf den wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Region aufmerksam machen. Zu den Höhepunkten gehörte auch damals bereits ein fröhlicher Umzug durch die Stadt, der diesmal rund 900 Teilnehmer auf die Beine brachte. Unter dem Strich falle nach dem Ende der 73. Auflage die erste Bilanz &bdquo;sehr positiv“ aus, sagt Bürgermeister Scherf. Doch weiß auch er, dass neue und frische Ideen nötig sind, &bdquo;um sie am Laufen zu halten“. Der Termin fürs kommenden Jahr steht bereits: Vom 30. September bis zum 8. Oktober soll wieder gefeiert werden.

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