Calenberg. Der Warburger Denkmalverein hat die Burg Calenberg mit Forsthaus, Wasserturm und Mausoleum zum Denkmal des Monats September erklärt, so Elmar Nolte. Der Verein begründet dieses mit der historischen Bedeutung der Anlage als ehemalige Grenzfestung des Hochstifts Paderborn zur Landgrafschaft Hessen, der besonderen Qualität der im Sinne bürgerlicher Burgenromantik erfolgten Rekonstruktionen und Ergänzungen in neugotischen Baustil und der beispielhaften Erhaltung und Pflege der aus mehreren Gebäuden bestehenden Burgkomplexes einschließlich Forsthaus, Wasserturm, Mausoleum und Burgkirche durch die derzeitigen Eigentümer.
Geschichte
Die Burg wurde um 1250 von den Herren von Berkule als Lehensnehmer der Paderborner Bischöfe erbaut und 1299 erwähnt. 1307 belehnte der Paderborner Bischof Otto die westfälische Familie derer von Pappenheim mit der Burg, die sich bald Rave von Calenberg nannten. 1326 wurde die Belehnung nochmals bestätigt und der Ort als Stadt bezeichnet.
Nachdem der letzte Rave von Calenberg 1464 gestorben war, entbrannte eine Fehde zwischen dem Landgrafen Ludwig II. von Hessen und dem Bischof von Paderborn um das Erbe von Calenberg. Die Hessen-Paderbornische Fehde wurde erst im Jahre 1471 beigelegt.
Calenberg blieb beim Hochstift Paderborn als wichtige Grenzfestung gegen die Landgrafschaft Hessen und wurde einschließlich einem zugehörigen Landgut auch in den folgenden Jahrhunderten an verschiedene Familien des Landadels, darunter die von Pappenheim, die von Spiegel zum Desenberg und die von Rietberg, verpachtet.
Die Familie Schuchard
Hugo Schuchard (1825-1886) war eines von elf Kindern des Textilfabrikanten, Kaufmanns und Landtagsabgeordneten Johannes Schuchard (1782–1855) und dessen Ehefrau Amalia Friederica Koelver (1793–1865). Er wuchs in Barmen (heute Wuppertal) auf, absolvierte eine kaufmännische Lehre in Brüssel und war danach kurze Zeit in der Textilfabrikation und im Textilhandel seines Vaters tätig. Im September 1849 wanderte er nach Chile aus.
Seit 1861 lebte Hugo wieder bei seiner Mutter in der Rheinprovinz, machte Reisen, und übernahm 1865 nach dem Tod seiner Mutter das elterliche Haus in Dörnen. 1868 verkauften Schuchard & Grisar ihr Geschäft. Hugo Schuchard erwarb von seinem Erlös die Burg Calenberg einschließlich dem zugehörigen Landgut. In Calenberg ließ Hugo zunächst im Felde einen neuen Gutshof, „Neu Calenberg“, errichten. Die Führung des landwirtschaftlichen Betriebes überließ er seinem älteren Bruder Otto Schuchard (1819–1889).
1880 beauftragte Schuchard den Kölner Architekten und Diozösanbaumeister Heinrich Wiethase, die Burg Calenberg im Sinne der Burgenromantik zu restaurieren und vollständig neu ausbauen. Damit folgte er einer Mode des 19. Jahrhunderts.
Den Teil des Geländes östlich der Burg ließ er als Landschaftspark gestalten, in dem 1883 ein Forsthaus und ein Wasserturm errichtet wurden. Die Abhänge des Hügels wurden mit Bäumen bepflanzt. Schuchards Witwe ließ nach seinem Tod ein heute unter Denkmalschutz stehendes Mausoleum errichten.
Heute
Die Burg wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem inzwischen auf „Neu Calenberg“ lebenden Sohn Hugo Schuchard jun., dem Erbauer und Betreiber des benachbarten Wasserkraftwerks Welda, übernommen, der sie jedoch nur partiell bewohnen ließ. Ab 1945 diente die Burg Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten als Unterkunft.
Nach dem Tod von Hugo Schuchard jr. 1969 wurde die Burg 1972 von dem niedersächsischen Kaufmann Karl-Heinz Rehkopf erworben und originalgetreu restauriert. Das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende ehemalige Forsthaus und der Wasserturm verblieben in Eigentum der Familie Schuchard und kamen im Erbgang an die Familie Matthias Wilmes und seine Frau, die sie vorbildlich im Sinne des Denkmalschutzes pflegt und alljährlich zum Tag des offenen Denkmals für das interessierte Publikum öffnet.