Warburg Ukraine-Krieg verschärft Probleme der Warburger Bauern

Hardehausen. Jeden Tag, wenn wir an einer Tankstelle vorbeifahren, erleben wir mit eigenen Augen, wie die Rohstoffpreise für Energie explodieren. Was wir nicht sehen, ist die Preisexplosion an den Börsen für Lebensmittel und Getreide. Der Krieg in der Ukraine ist schlimmer als die schlimmste Dürre, denn in Folge des Krieges ist die Arbeit auf den Feldern fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das wird sich auf die heimische Landwirtschaft auswirken. &bdquo;Auch bisher schon haben steigende Preise für Energie und Futtermittel die Milcherzeuger belastet, diese Problematik wird sich angesichts der Kriegssituation weiter verschärfen“, sagte Agrarsoziologin Karin Jürgens aus Eslohe, eine von acht Referentinnen und Referenten der seit 35 Jahren stattfindenden traditionsreichen Milchtagung der Landvolkshochschule.&bdquo;Auch wenn der Krieg in der Ukraine bei der Planung dieser Tagung nicht abzusehen war, überschatten die Folgen natürlich auch diese Veranstaltung“, sagte Tagungsleiter Josef Jacobi, Biolandwirt aus Körbecke und Gründer der Upländer Bauernmolkerei und Initiator der Tagung. &bdquo;Der Hunger in der Welt wird zunehmen“ Im Dreieck von Sankt Petersburg, Odessa und Irkutsk befindet sich eine drei Millionen Quadratkilometer große Agrarregion. Hier werden riesige Mengen Getreide, Zuckerrüben, Mais und Sonnenblumen angebaut. Die ertragreichsten Böden innerhalb dieser Zone – bekannt für ihre fruchtbare schwarze Erde – liegen auf europäischem Boden in der Ukraine.Diese Kornkammer ernährt längst auch viele von Instabilität und Lebensmittelknappheit geprägte Länder des Nahen Ostens und Ostafrikas. Mit dem Krieg in der Ukraine werden Produktionsausfälle und ein starker Rückgang der Exporte gefürchtet.Bereits jetzt steigen die Weltmarktpreise, wachsen die Sorgen um die Nahrungsversorgung in Afrika und Asien. &bdquo;Der Hunger in der Welt wird zunehmen“, sind sich die Experten der Milchtagung sicher. &bdquo;Durch den Austausch von jungen Bäuerinnen und Bauern aus der Ukraine mit deutschen Kolleginnen und Kollegen oder durch Arbeitsverhältnisse auf den Höfen sind seit Jahren freundschaftliche Beziehungen zwischen Familien entstanden“, betont Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die die Tagung mitorganisiert. Ukraine ist der weltgrößte Exporteur Im Vorjahr hat die Ukraine eine Getreideernte im Volumen von 85 Millionen Tonnen eingefahren. 50 Millionen Tonnen wurden exportiert. Für dieses Jahr gehen die Experten im besten Fall von einem Ertrag in Höhe von 20 Millionen Tonnen aus. Das reiche nur mit Mühe für die Eigenversorgung des Landes. Der Weltmarkt werde sich damit abfinden müssen, auf Getreide aus der Ukraine zur Gänze verzichten zu müssen.Die Ukraine ist weltgrößter Exporteur von Sonnenblumenöl, viertgrößter Exporteur von Mais und siebentgrößter Exporteur von Soja und Weizen. Brechen Ausfuhren der Ukraine ein, könne dies auch zu einer Verknappung von Fleisch führen, da Futtermittel rar würden. Globale Rahmenbedingungen, die umso mehr nach Effizienz verlangen. &bdquo;Mehr Kraftfutter führt nicht automatisch zu mehr Leistung, sondern es geht darum, die optimale Balance zu finden“, betonte Agrarsoziologin Jürgens. Das führt zur der These von Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, der bei der Milchtagung auf die positive Bedeutung der Weideviehhaltung auch für das Klima hinwies. &bdquo;Auch bei der Erzeugung veganer Lebensmittel sind Dreiviertel des Gesamtvolumens nichtessbare Biomasse, die in der Tierfutterverwertung sehr gut aufgehoben sind“, sagte Windisch.Ganz praktisch passiert das auf dem Bio-Bauernhof von Milchbäuerin Kristina Schmalor aus Sundern. &bdquo;Unser Schwerpunkt ist die Milcherzeugung und Schweine halten wir vor allem als lebendige Biotonnen“, erzählt die Landwirtin. Auch wenn das Fleisch, das dabei anfällt nur ein Nebenprodukt ist, leiste es in seiner synergetischen Funktion einen wichtigen Beitrag zu wirtschaftlichen Gesamtbilanz des Hofes. Unsicherheiten in globalen Agrarsystemen Gerade die große Unsicherheit in globalen Agrarsystemen verlange nach einer systematischen Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, forderte Sven Lorenz, Vorsitzender der Upländer Milcherzeugergemeinschaft. &bdquo;Leider ist es den Betreibern nicht gelungen, die notwendigen Voraussetzungen zum Weiterbetrieb zu leisten, aber das Beispiel aus Mengeringhausen zeigt, wie wichtig vor allem für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe eine ortsnahe Infrastruktur ist“, sagte er.Im Schlachthof Mengerinhausen bei Bad Arolsen, der zum Jahresende geschlossen worden war, wurden bislang wöchentlich rund 350 Tiere geschlachtet. 2021 hatte die von der katholischen Landjugendbewegung, der Universität Kassel und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ausgerichtete Tagung nur online durchgeführt werden können. Jetzt fand die Tagung in der Landvolkshochschule Hardehausen als Hybrid-Konferenz statt. Josef Jacobi: &bdquo;Es sind 40 Teilnehmer vor Ort dabei und noch einmal genau so viele sind online zugeschaltet, was dank der guten technischen Ausstattung der Landvolkshochschule hervorragend funktioniert.“

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