Eifrige Maulwürfe sorgen für Ärger auf Friedhof in Warburg

Warburg. Überall sind kleine, frische Erdhügel: Zwischen den Gräbern bahnt sich auf den freien Rasenflächen das Leben einen Weg. Für die aufgeworfenen Haufen ist ein pelziger Geselle verantwortlich – zum Ärger manch eines Friedhofsbesuchers, der angesichts des Ortes den Anblick für unwürdig erachtet. Die Stadt, der die Verwaltung der 15 Ruhestätten in der Kommune obliegt, weiß von dem Problem. Sie kann aber kaum etwas dagegen tun. Beim Blick über den Burgfriedhof in Warburg werden die Hinterlassenschaften der unterirdischen Maulwurfsaktivitäten schnell augenfällig. Auch auf der Wiese vor der Erasmuskapelle hat sich aktuell einer der schwarz gewandeten Gesellen breit gemacht. &bdquo;Eher ein ästhetisches Problem“, bemerkt der Borgentreicher Biologe Burkhard Beinlich. Bekomme den fleißigen Wühler kaum jemand zu Gesicht, &bdquo;so sind es seine Entsorgungen, die ins Auge stechen und als störend empfunden werden“. Der Maulwurf darf nicht direkt bekämpft werden Entsorgungen, die sich aus den langen Gangsystemen des Tieres ergeben: &bdquo;Das Bodenmaterial muss ja irgendwo hin“, bemerkt Beinlich, &bdquo;und kommt oben heraus“. Werden die Hügel mit der Harke eingeebnet oder auf der Rasenfläche verteilt, stört dies den Maulwurf keineswegs. Doch darf der Maulwurf nicht direkt bekämpft werden.Talpa europaea, so der zoologische Name, steht unter strengem Artenschutz. Das Bundesnaturschutzgesetz verbiete es in Paragraf 44, diesen Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten, sagt Beinlich. Aber auch bei Gartenbesitzern hält sich die Begeisterung über die ökologische Bedeutung des Maulwurfs sehr in Grenzen. Die von dem Tier aufgeschütteten Erdhaufen sehen im Blumenbeet nicht schön aus und durchkreuzen das geschniegelte Bild eines perfekt gepflegten Rasens. Zudem können sie den Rasenmäher beschädigen, wenn der Hobbygärtner mit dem Gerät über etliche Hügel hinweg rollt. Und der blinde Maulwurf ist hartnäckig.&bdquo;Guter Boden“ Durch das Aufwerfen der Erde sorge der Maulwurf für eine lockere Struktur und gute Belüftung des Gartenbodens, erklärt Beinlich. &bdquo;Die feinkrümelige Erde kann als Anzuchtserde verwendet werden“, weiß der Biologe und hebt den generellen Schutz als bedeutend fürs Ökosystem hervor. Für die Bodengesundheit müsse der Haufen eben in Kauf genommen werden, sagt Beinlich.Gut abgetragen eigene sich das feinkrümelige Erdmaterial ausgezeichnet als Anzuchtserde für die Pflanzen im Frühbeet. &bdquo;Guter Boden“, nennt Burkhard Beinlich ostwestfälisch karg das Stichwort. Um artenarmes Grünland anzureichen, werde die ausgeworfene Erde beispielsweise in der Landschaftspflege gern genutzt. &bdquo;Wir nehmen die Häufchen, glätten sie und säen Pflänzchen auf“, sagt der Biologe. &bdquo;Initialen setzen“, so der Fachbegriff, um im Sinne der Artenvielfalt neue Lebensräume zu schaffen."Das ist vollkommen normal“ Zurück auf dem Burgfriedhof. Dass auf dem mehr als 18.000 Quadratmeter großen Areal täglich Erdhaufen aufgeschüttet werden, &bdquo;liegt in der Natur der parkähnlichen Anlage“, erklärt Jürgen Thonemann. &bdquo;Maulwurfshügel zwischen und auf den Gräberfeldern, das ist vollkommen normal“, sagt der Leiter des Warburger Baubetriebshofes und bleibt trotz des ein oder anderen eingehenden anderslautenden Anrufes gelassen. Das sei Natur und einfach hinzunehmen. &bdquo;Wir werden nicht tätig, auch wenn sich einige am ungepflegten Eindruck stoßen.“ Der Maulwurf treibe sich in Unterboden herum und lüfte ihn, &bdquo;eine wertvolle Arbeit“, ergänzt Biologe Beinlich. Dass die possierlichen Tierchen die Wurzeln der mühevoll auf dem Grab gepflanzten Blumen abfressen, ist unwahrscheinlich. Maulwürfe zählen wie Igel und Spitzmaus zu den Insektenfressern, ernähren sich von Würmern, Käferlarven, Engerlingen. &bdquo;Auf der Jagd nach Schädlingen, die an den Wurzeln knabbern“, sagt Beinlich. &bdquo;Dann ziehen wir die Haufen gerade“ Der Winter war nicht allzu kalt. Da nutzen die Maulwürfe derzeit die Zeit, in der nicht gemäht werde, und auch ihre alten Gänge. Im März werden sich die Mitarbeiter des Bauhofs wieder dem Grün auf den Friedhöfen der Stadt widmen. &bdquo;Dann ziehen wir die Haufen gerade“, kündigt Thonemann an. &bdquo;Die Grünflächen werden geeggt und eingeebnet.“ Das störe den dunklen Alltag der Maulwürfe kaum. Thonemann weist besonders auf den Gottesacker in Menne hin, der zwischen den Feldern liege. Doch wühle der Maulwurf auch gern auf dem Stiepenweg-Friedhof auf der Hüffert oder dem Antoniusfriedhof in der Altstadt. &bdquo;Uns sind die Hände gebunden“, sagt der Warburger Baubetriebshofleiter und wünscht sich ebenso wie der Biologe aus Borgentreich von den Besuchern eine gewisse Sensibilität für den Naturschutz. Auch wenn es am Ort der letzten Ruhe sicherlich schwer falle.

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