Beste Freundinnen gehen gemeinsam auf Himalaya-Tour

Warburg. Kennengelernt hatten sie sich im Studium. In der gemeinsamen Zeit in der Wohngemeinschaft im Hamburger Stadtteil Ottensen: Valerie Menke (33) und Kristin Hollmann (35) sind seitdem &bdquo;beste Freundinnen", wie sie betonen. Als sich ihre Wege trennten, haben sie dem Thema Freundschaft einen außergewöhnlichen Film gewidmet. Am Ende ihrer gemeinsamen zehn Jahre in der Hamburger WG brechen sie im April 2018 zu einer besonderen Reise auf: &bdquo;In den Himalaya, um dort auf einer Wanderung nur zu zweit dem Geheimnis unserer tiefen Freundschaft auf den Grund zu gehen", sagt Valerie Menke. Heute lebt die promovierte Geo-Wissenschaftlerin im kalifornischen Santa Barbara. Warburg kennt die gebürtige Holtheimerin aus Jugendtagen. Da ging ihr Vater, der vor fünf Jahren verstarb, im Stadtwald bei Scherfede als Jagdpächter auf die Pirsch, häufig von Tochter Valerie begleitet. Am Runden Berg in Warburg schneidet sie, um sich das Taschengeld aufzubessern, in der vom Vater angelegten Tannenbaum-Schonung die Bäume frei, zu Familienfeiern lädt der Warburger Teil der Verwandtschaft auf die &bdquo;Alm" zwischen Alt- und Neustadt ein. Daran erinnert sie sich gern. "Wir wollten Abenteuer erleben" Vor gut einem Jahrzehnt hatte sich Vater Bernhard Menke mit einer Himalaya-Tour einen Lebenstraum erfüllt und immer wieder begeistert davon erzählt. &bdquo;Das gab den Anstoß, uns für das Dach der Welt als Ziel unserer Reise zu entscheiden", sagt Valerie Menke. &bdquo;Wir wollten als Abschluss unserer gemeinsamen WG-Zeit Abenteuer erleben und unserer Freundschaft, die wir uns erhalten wollten, nachgehen", nennt sie den Anlass der vier Wochen in der Hochgebirgsregion. Menke und Kristin Hollmann nehmen die Kamera mit, &bdquo;ohne Ahnung vom Filmemachen gehabt zu haben", sagt Menke. Entstanden sei ein Film, der die Bedeutung von Freundschaften unterstreiche und auch Mut mache, Dinge auszuprobieren und sich etwas zu trauen. &bdquo;Eine Ode an die Freundschaft und ein Appell, Freundschaften im Leben Prioritäten einzuräumen." &bdquo;Die Familie, in die man hineingeboren wurde, die Familie, die man sich wählt" Was zeichnet eine Freundschaft aus? &bdquo;Das Zusammenspiel von tiefen Bekenntnis zueinander und sich auch trotz unterschiedlicher Lebenswege nicht auseinanderzuleben zu wollen", sagt Menke. Eine so verstandene Freundschaft erlaube jedem die Freiheit, sich in eigene Richtungen zu entwickeln. Echte Freundschaft sehe sie auf einer Stufe mit Familien-Beziehungen. &bdquo;Die Familie, in die man hineingeboren wurde, die Familie, die man sich wählt", versucht Menke einen Vergleich zum gewachsenen Vertrauen unter Geschwistern. Sich langfristig für einen besten Freund, eine beste Freundin zu entscheiden, &bdquo;die ähnlich ticken wie man selbst, ist ein Glück". Unter fünf Dutzend Bewerbern hatte sich International Business-Studentin Kirstin Hollmann, die damals bereits in der Wohnung in Hamburg lebte, auf dem hart umkämpften Studentenzimmer-Markt für Menke als Mitbewohnerin entschieden. Die Chemie habe von Anfang an gestimmt, sagt sie. Für eine Zeit zieht auch Menkes Verlobter in die WG ein. Die beiden Frauen fragen sich, warum ihre Freundschaft so anders ist – und warum Freundschaften oftmals weniger wertgeschätzt werden als Liebesbeziehungen. "Da wurde es schwer, den anderen in seinem Alltag zu verstehen" Mit der Auswanderung Menkes in die USA wird die Freundschaft allerdings auf eine harte Probe gestellt. Um die Freundschaft zu erhalten, wird vor allem in Zeit füreinander investiert. Auch der Arbeitsprozess an ihrem Film, der sich mit der Schnittarbeit und der Kommentierung über eineinhalb Jahre hinzieht, hilft über die Entfernung. Gespräche werden über das Internet geführt. Zur stärksten Belastung wird die Coronazeit. &bdquo;Als wir zusammenwohnten und dem ersten Jahr, als wir uns noch gegenseitig besuchen konnten, war alles ein bisschen leichter", sagt Menke. Das Leben in der Pandemie und mit den jeweiligen Einschränkungen in Kalifornien und Hamburg gestaltet sich unterschiedlich. &bdquo;Da wurde es mitunter schwer, den anderen in seinem Alltag zu verstehen." Ein Lernprozess, fügt Menke an, und – &bdquo;wir haben es geschafft." 28 Tage durch das mächtige Himalaya-Gebirge 28 Tage durch das mächtige Himalaya-Gebirge: Beim Aufstieg über einsame kleine Dörfer auf nepalesischer Seite am Fuß der Berge sind sie oft in den Hütten die einzigen Touristen. Die Route hatten sie selbst geplant, doch sich auch dafür entschieden, einen Guide mitzunehmen. Zwischen sechs und acht Stunden wird am Tag gewandert, &bdquo;rund zwei Stunden benötigten die Filmaufnahmen", berichtet Menke. Bis zum Base-Camp am Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, über drei Höhenpässe (&bdquo;um die 5.300 Meter") und zwei Berge führt sie der Weg. Gut vorbereitet gehen sie die Route im Hochgebirge langsam an. Dennoch erkrankt Valerie Menke an der lebensgefährlichen Höhenkrankheit. &bdquo;Schlimm", berichtet sie. Drei Tage, in denen die beiden Frauen überlegen müssen, die Tour abzubrechen. Die körperliche Grenzerfahrung, &bdquo;eine Extremsituation", bekennt Menke. Doch die &bdquo;intensive Erfahrung" stärkt das in die Freundin gesetzte Vertrauen weiter. &bdquo;Eine Ebene, die weitere Tiefe in unsere Freundschaft gebracht hat", sagt sie im NW-Gespräch. Menke erholt sich, es geht weiter. Wunderschöne Bilder einer gigantischen Natur und das Dokument einer sehr tiefen Freundschaft. Nach der Premiere in Hamburg sind die Menke und Hollmann derzeit auf Kinotour. Im Van von Stadt zu Stadt: am Montag in Chemnitz, am Mittwoch in der Hansestadt an der Diemel. Das Warburger Cineplex-Kino habe zu den ersten gehört, &bdquo;auf das wir Lust hatten", sagt Valerie Menke. Die beiden Freundinnen werden sich und ihren Film vor der Leinwand im Cineplex am Oberen Hilgenstock vorstellen und sich den Fragen der Besucher stellen. &bdquo;Zum den Themen Himalaya und echte Freundschaft über Kontinente hinweg." Das Geheimnis einer guten Freundschaft? &bdquo;Bereit zu sein, sich wie in einer Partnerschaft für jemanden zu entscheiden, den anderen mit ganzen Herzen zu wollen und sich für ihn Zeit zu nehmen", fasst Menke zusammen. &bdquo;Dann lebt man sich nicht auseinander."

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