In der Warburger Innenstadt grassiert der Leerstand

Warburg. &bdquo;Äußerst schleppend sind die Anträge auf die Novemberhilfen der Bundesregierung für notleidende Betriebe angelaufenen", kritisiert Sören Spönlein mit vornehmen Worten. Der Wirtschaftsförderer der Stadt weiß um den Frust der Gewerbetreibenden. Das gehe alles nicht schnell genug, gibt er dann doch die Zurückhaltung auf. &bdquo;Da wurde von der Politik eine Menge verpennt", wird Spönlein deutlich. Der Sommer hätte genutzt werden können, um Pläne für den Winter zu entwickeln. Doch geschehen sei nichts, stößt Spönlein in das Horn derzeit vieler Kritiker. Im Innenstadtbereich und auf den gut zwei Kilometern der Warburger Einkaufsmeile lassen sich in den Geschäftslokalen aktuell rund 25 Leerstände finden. Wie es nach der Corona-Zeit aussehen werde, bleibe eine Frage, sagt Spönlein. Trotzdem sei in der Stadt &bdquo;jede Menge Gewerbe vorhanden", bemerkt der Marketingfachmann. Er nennt Zahlen: Im Vergleich zu Vorjahren hatte im vergangenen Jahr erstmals die Zahl der Ladenschließungen, die der Neueröffnungen überstiegen. &bdquo;Im Innenstadtbereich zehn Schließungen bei sechs Eröffnungen", wird Spönlein konkret. 2019 hatte es sich in etwa die Waage gehalten: &bdquo;Neun Zugänge bei acht Abgängen". "Corona-bedingt hat noch kein Geschäft aufgeben müssen" Konkret: Neu eröffnet hatte vor einem Jahr im leer stehenden &bdquo;Kapadokia" das Restaurant &bdquo;Loni", Mitte des Jahres folgten ein Familien-Lebensmittelmarkt an der Hauptstraße 40, &bdquo;Heard of Hair" am Paderborner Tor 93 und an der Industriestraße der Fahrradhandel Saaken. Dazu aus dem Dienstleistungsgewerbe ein Versicherungsbüro an der Hauptstraße 81 und ein Anwaltsbüro im Haus Zwischen den Städten 5. Über das Pop-up-Konzept habe sich das &bdquo;Timeout" und der Verkauf im &bdquo;Erlebnisstahl" nachhaltig etabliert, sagt Spönlein. Auf der anderen Seite hatte &bdquo;Wilke Moden" gleich zu Beginn des Jahres am Neustädter Marktplatz die Türen geschlossen, die &bdquo;Quasselstrippe" am Paderborner Tor, Motyl-Modellbahn an der Hauptstraße 41, &bdquo;Yoga Helfenbein" im Haus Hauptstraße 37 folgten. Das ehemalige Juweliergeschäft Raschka hatte nochmals vor Weihnachten einen kurzzeitigen Verkauf an der Ecke Josef Wirmer- und Kalandstraße aufgenommen. Im &bdquo;Kapadokia" wurde schnell wieder gekocht, das Jabana am Paderborner Tor dagegen schloss ebenso wie das Malergeschäft Schachten. Zuletzt ging die Inhaberin des Haushaltswarengeschäfts Kettschau in den Ruhestand und drehte zu Beginn des Jahres die Ladenschlüssel um. Ein Familienbetrieb in der Hansestadt seit 85 Jahren. Dagegen scheint das Reformhaus Greiner einen Nachfolger gefunden zu haben. Das wird die treuen Stammkunden freuen. Gegenüber Kettschau steht an der unteren Hauptstraße das Ladenlokal &bdquo;Der Lederer" leer. Der Betreiber bietet sein Handwerk jetzt über das &bdquo;Schuhhaus Sprenger" an. Die Stadt müht sich Nicht nur in den Zeiten der beiden harten Corona-Lockdowns hatte die Stadt bei den Bürgern für den lokalen Einkauf geworben, um den örtlichen Handel zu stärken. &bdquo;Im Internet und auf 25.000 Flyern, die im Dezember an die Haushalte in der Region bis nach Nordhessen verteilt wurden", erinnert Spönlein an Aktionen. Mehr als 100 Warburger Unternehmen seien zudem über Remaplan auf der Homepage der Stadt gelistet. Über die Presse seien Appelle sowohl im ersten als auch im zweiten Lockdown an die Verbraucher für den &bdquo;Einkauf daheim" gesandt worden. Städtische Newsletter informierten Wirtschaft und Einzelhandel: Am Telefon wurden Firmen und Betriebe im Blick auf sich ständig verändernde Verordnungen beraten. &bdquo;Sondernutzungsgebühren für Warenaussteller, Stopper und Außengastronomie wurden komplett erlassen", fährt Spönlein fort. "Allzu lange halten wir das nicht mehr durch" Das hat die Stadt einiges gekostet: Für die Werbeaktionen zu den Corona-Maßnahmen im vergangenen Jahr rund 10.000 Euro, der Erlass der Gebühren rund 9.400 Euro. &bdquo;Aufgrund des Wegfalls der Parkgebühren kommt im Dezember noch ein weiterer fünfstelliger Betrag zusammen", rechnet Spönlein vor. Das Warburger Unternehmen Brauns-Heitmann hatte über die Stadt aus Solidarität mit den Warburger Geschäftsleuten zwischen April und Dezember insgesamt 10.212 Flaschen an Desinfektionsmitteln verteilt. Noch seien in Warburg keine Corona-bedingten Geschäftsschließungen zu verzeichnen, hält Spönlein fest. Doch fragt er sich, wie lange noch? Die Situation der Händler sei angespannt, sagt der Wirtschaftsförderer. Den ersten Lockdown im Frühling vergangenen Jahres habe man noch verkraften können und der Sommer sei nach Aussagen der meisten Einzelhändler &bdquo;einigermaßen in Ordnung gewesen". Doch seien mittlerweile die Ausfälle nur noch schwer zu kompensieren. Vor allem in der Gastronomie und der Textilbranche. &bdquo;Die Auszahlungen kommen einfach zu spät" Der verlängerte Lockdown sei existenzbedrohend, wiederholt Spönlein. Auch weil die angekündigten Wirtschaftshilfen umständlich zu beantragen seien, weil über Steuerbüros oder Anwälte entsprechende Nachweise geführt werden müssten. &bdquo;Die Auszahlungen kommen einfach zu spät", fürchtet Spönlein. &bdquo;Das Geld kommt auch nicht im ausreichenden Maß", setzt er hinzu. In Abschlägen sei die Novemberhilfe erst im Januar gezahlt worden. Und die angekündigte Januarhilfe habe erst im Februar beantragt werden können. Die Miete und der Blick auf weiter laufende Fixkosten: Allein die Lebenshaltungskosten zu betrachten sei zu wenig, bemerkt Spönlein. Dass es vielerlei Gespräche in der Stadt zwischen Eigentümer und Mieter, die halfen, gegeben habe, bestätigt er. Von der Politik fordert er einen &bdquo;roten Faden": Wann und unter welchen Voraussetzungen die Geschäfte wieder öffnen können. &bdquo;Denn allzu lange halten wir das nicht mehr durch, dann stehen wir vor toten Innenstädten", schildert er für viele kleinere Städte eine dramatische Lage. Der Lockdown habe den Online-Handel gestärkt, ob die Kunden in die Einkaufszone zurückkehren, &bdquo;schwebt mit einem Fragezeichen im Raum". Gemeinsam mit den Gewerbetreibenden und der Warburger Hanse sammele die Stadtverwaltung derzeit Ideen, &bdquo;die eine Zukunft versprechen", hofft Spönlein. Wichtig sei es, dass die Bundesregierung bei den wirtschaftlichen Hilfen nachbessere, auf die einzelnen Branchen schaue und Zeitvorgaben für die Wiederöffnung in Aussicht stelle.

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