In diesem Dorf gibt es trotz Corona einen Hauch von Weihnachtsmarkt

Warburg-Ossendorf. Sie wollen etwas bewegen in ihrem Ort: &bdquo;Weil es uns hier gefällt", sagen Tristan Wiemers und Dennis Kirchner. Vor zwei Jahren haben der 28- und der 27-Jährige im Dorf ein Kleinunternehmen gegründet und verkaufen neben Job und Studium Buchen- und Fichtenscheite: Brennholz für den heimischen Kamin. Jetzt wollen sie frisches Grün ins Dorf bringen: Tannenbäume fürs weihnachtliche Wohnzimmer. &bdquo;In Ossendorf gibt es schon seit einigen Jahren keinen Weihnachtsbaum-Verkauf mehr", sagt Wiemers. &bdquo;Leider", bedauert auch Kirchner. Die Gärtnerei Fuest, die dafür bis vor sechs Jahren noch ihre Pforten geöffnet hielt, ist geschlossen. Seitdem müssen sich die Ossendorfer den Christbaum von weit her holen. Auch dass der Coronavirus fast allen Veranstaltungen im Ort den Garaus gemacht habe, ärgert die beiden. Sie möchten mit ihrer Aktion &bdquo;in einem gemütlichen Rahmen allen, die Chance bieten, sich einen Tannenbaum auszusuchen und anschließend daheim einen Glühwein zu trinken", beschreiben sie ihr Ansinnen. Neben Wiemers’ Wohnhaus am Dunsterweg 10 werden sie ihren Verkaufsstand aufbauen, auch wenn es nicht möglich ist, wie geplant gebrannte Mandeln und Würstchen anzubieten. Dennoch ein Hauch von Weihnachtsmarkt im Dorf: &bdquo;Wir möchten in dieser schwierigen Zeit die Gemeinschaft und das Miteinander stärken", sagen sie. Und für die vorweihnachtliche Stimmung sorgen. 200 kleine Bäumchen in der Schonung Vor einigen Jahren hatten die beiden Freizeit-Unternehmer bereits mit der Idee gespielt, mit Weihnachtsbäumen Handel zu treiben. Blaufichten und Nordmanntannen pflanzten sie auf einem Gelände an der Ortsausfahrt nach Menne an. &bdquo;200 Stück stehen in der Schonung", sagt Tristan. Doch sie sind noch nicht so weit, um mit Kerzen und Kugeln geschmückt am Heiligen Abend das entsprechende Flair zu verbreiten. Deshalb werden Wiemers und Kirchner in dieser Woche ins Sauerland fahren. In Rösenbeck werden sie Nordmanntannen bis zu einer Höhe von sechs Metern abholen. &bdquo;Eine genügend große Menge", verspricht Kirchner. Nachgeordert werden könne jederzeit. Der Tannenbaum-Verkauf hat sich im Dorf schnell herumgesprochen. Fünf der Sechs-Meter-Tannen sind bereits fest bestellt. Die werden sie ausliefern. Den Service bieten die jungen Ossendorfer aber auch den Senioren an. Nachbarschaftshilfe: &bdquo;Wir nehmen den älteren Menschen die Arbeit ab und liefern", kündigt Wiemers an. Vom Brennholz zur Weihnachtstanne Das Unternehmertum nach Feierabend und an den Wochenenden habe sich &bdquo;so ergeben", sagt Wiemers. Mit den Vätern zogen die beiden schon in Kindertagen in den Wald, kümmerten sich ums Holz für den Privathaushalt. Vor zwei Jahren wurde daraus mehr. Wiemers und Kirchner gründeten eine GbR, schmiedeten aus einem Miststreuer hinterm Traktor einen Holzrückewagen, auf den sie mächtig stolz sind, stapelten auf einem rund 800 Quadratmeter großen Areal am Dunsterweg Brennholz auf und stiegen in den Verkauf ein. &bdquo;Ofenfertig auf Wunschlänge gesägt", wirbt Wiemers. Das Holz stamme aus Wäldern in der Diemelstädter Region, sagt Kirchner. Man arbeite mit Hessen-Forst zusammen und könne mittlerweile auf einen festen Kundenstamm bauen. Der Holzhandel im Nebengewerbe stieg in diesem Jahr auf gut 200 Festmeter. &bdquo;Vernünftige Qualität", wirbt Wiemers unverhohlen weiter. Die Arbeit an der frischen Luft mache ihm Spaß", sagt er. Im Job ist der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann im Landmaschinen-Handel tätig. Elektrotechnik-Student Kirchner sieht es hingegen als sportliche Leistung. In der Stadt zu leben, das können sich beide nicht vorstellen. Die jungen Ossendorfer mögen das Landleben. &bdquo;Und würden den Kirchturm arg vermissen", schiebt Sophia Weymann (25) ein. Vor fünf Jahren waren Wiemers und seine heutige Lebenspartnerin das gefeierte Regentenpaar der Schützen im Ort. In einer cremeweißen Prinzessinnenrobe und langer Schleppe schritt die damals 19-jährige an der Seite ihres Königs Tristan dem Festzug in der rund 1.400 Einwohner zählenden Ortschaft voran. Mini-Weihnachtsmarkt am Samstag Schafe auf der Wiese des Onkels, zwei Ziegen im eigenen Garten: &bdquo;Landleben entschleunigt", sagt seine ehemalige Majestät und blickt am Esstisch sitzend zu seiner Partnerin hinauf und dann hinab zu Beagle-Border-Collie &bdquo;Bruno", der um seine Waden wedelt. Vor allem die Gemeinschaft im Ort werde unter allen Generationen geschätzt. In Sachen Nachbarschaftshilfe sage hier niemand Nein, schildert die heilpädagogische Erzieherin. Man kennt sich, achtet auf solidarisches Miteinander, auch wenn im Dorf diesen Begriff kaum jemand nutzt. Dass Ossendorf besonders bei jungen Familien als Wohnort beliebt ist, belegt die anhaltende Nachfrage nach Bauplätzen. Gut fünf Dutzend neue Wohnhäuser wurden in den vergangenen zehn Jahren errichtet. Im Bereich Lange Twete und Dunsterweg entsteht im Westen des Dorfes in der Nähe des Kindergartens, der aktuell erweitert wird, ein neues Wohngebiet mit rund 20 Bauplätzen. Attraktive Grundstücke mit einer sehr guten Verkehrsanbindung an die Stadt und die Autobahn. Doch noch schauen die beiden Ossenorfer Freizeit-Firmenchefs am angrenzenden Eigenheim von Wiemers und Weymann über eine Ackerfläche. Platz und Weite genug, um an den kommenden Adventswochen ihren coronakonformen Mini-Weihnachtsmarkt ins Spiel zu bringen: Am Samstag, 5. Dezember, geht es um 10 Uhr am Dunsterweg los – natürlich unter Beachtung der Corona-Regeln – doch entlang frisch geschlagener Nordmanntannen auch ohne den wohligen Duft gebrannter Mandeln und dampfenden Glühweins.

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