In Warburg fordert Carsten Linnemann „achtsame Normalität“ als Maßgabe

Warburg. Eine gute Viertelstunde hatte sich Carsten Linnemann Zeit gelassen, um am Werkstor mit einigen rumänischen Fahrern ins Gespräch zu kommen. Erst dann führte der Weg des christdemokratischen Bundestagsabgeordneten aus Paderborn in die Kantine des Warburger Unternehmens Brauns-Heitmann im Industriegebiet West. Dort warteten rund 40 Vertreter aus den Chefetagen heimischer Betriebe und Parteifreunde auf das Gespräch mit Linnemann. Als Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) sollte der Paderborner seinen Blick auf die Corona-Krise schildern und Impulse geben. Eingeladen hatte CDU-Bürgermeisterkandidat Tobias Scherf. Politik und Wirtschaft müssten sich gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft stellen, hielt Scherf zur Begrüßung fest. Als Partei der Wirtschaft habe die Union darin eine besondere Verpflichtung, betätigte Linnemann. Gesellschaftsjahr für junge Menschen Was ihn seit dem Ausbruch des Virus aber ebenso umtreibe, seien die gesellschaftlichen Auswirkungen, die er bis heute nicht fassen könne. Nicht nur in den Sozialen Medien werde die Sprache härter. Mit Blick auf die Demokratie und die Demos am Wochenende in Berlin plädierte Linnemann für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für junge Menschen, &bdquo;die nach der Schulzeit in die Mitte der Gesellschaft geworfen werden". Davon, dass es auch angesichts gestiegener Infektionszahlen keinen zweiten Lockdown geben werde, sei er überzeugt. Mitunter sei die Politik wie im Falle Gütersloh doch zu weit gegangen. Man müsse passgenauer reagieren. Am Beispiel des Einzelhandels wies Linnemann auf den Strukturwandel hin, der mit einem rasch wachsenden Online-Handel bereits vor Corona begonnen und zu großen Verwerfungen geführt habe. &bdquo;Auf diesen Wandel müssen wir den Fokus legen", bemerkte der Bundespolitiker, um am Ende noch lebendige Innenstädte zu haben. &bdquo;Innenstädte sollten Begegnungsstätten sein", brachte er es auf eine griffige Formel. Die Bürgermeister sollten daher den Mut aufbringen, unter Corona-Bedingen jetzt wieder Veranstaltungen zuzulassen, um soziales Leben in der Innenstadt &bdquo;wieder ankurbeln" und sie zu einem Erlebnisort zu machen. Klare Regeln Für den Bereich der Wirtschaft gebe die Politik in der Corona-Krise sehr viel Geld aus. Zehn Jahre lang sei an der schwarzen Null festgehalten worden, &bdquo;jetzt haben wir das Geld, um es auszugeben". Doch wisse er, dass nach neuesten Zahlen aktuell 270.000 mittelständische Unternehmen Probleme hätten, ihre Rechnungen zu bezahlen. In die Wege geleitete gegensteuernde Maßnahmen sollten daher nicht weiter hinausgeschoben werden. &bdquo;Das macht die Probleme nur größer, als sie sind". Die Spielregeln dafür müssten jetzt aufgestellt werden. &bdquo;Klare Regeln mit vorrangigem Blick auf die Bereiche Daseinsvorsorge und Sicherheit." Dass &bdquo;im Moment Geld ausgegeben wird, als ob es kein Morgen gebe", sei seines Erachtens nach falsch. Ebenso wie das Kurzarbeitergeld bis über die Bundestagswahl hinaus zu verlängern. &bdquo;Ich bin mir sicher, die Unternehmen werden so nachhaltiger unter Corona leiden". Es sei ein Fehler zu denken, bald gebe es einen Impfstoff, und damit sei das Thema erledigt. Linnemann lehnte eine Impfpflicht ab und nannte dagegen das Schlagwort &bdquo;achtsame Normalität". Weil es sich mancher im Homeoffice gut gehen lasse, &bdquo;brauchen wir eine Anpassung der Arbeitszeiten", regte er die Diskussion in den Betrieben an. Es gelte für die Firmen, die Chancen im Wandel, den nicht nur die Corona-Krise hervorgebracht habe, zu erkennen und für die Zukunft zu nutzen.

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