Planungen: Täglich bis zu 30 Güterzüge mehr im Hochstift

Warburg/Altenbeken. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 für den Zugverkehr könnte in einem Fall auch Auswirkungen auf das Hochstift haben. Die &bdquo;Kurve Kassel" soll gebaut werden, um einen Engpass zu umgehen und eine schnelle und kürzere Verbindung für den Schienengüterverkehr zwischen Hamm/Ruhrgebiet und Halle/Mitteldeutschland zu schaffen. Die Folge für das Hochstift: Bis zu 29 Güterzüge täglich mehr könnten zukünftig von Hamm über Altenbeken, Willebadessen, Warburg in Richtung Kassel rollen. Das Vorhaben wurde als sogenannter &bdquo;Vordringlicher Bedarf" zur Engpassbeseitigung aufgenommen. Bisher besteht die kürzeste Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet und Mitteldeutschland über Altenbeken, Eichenberg und Nordhausen. Doch für diese Strecke ist ein zeit- und kostenintensiver Fahrtrichtungswechsel im Rangierbahnhof Kassel notwendig, da keine direkte Durchbindung besteht, heißt es in der Projektbegründung. Daher fahren die Güterzüge derzeit noch vermehrt die Verbindung über Minden, Hannover, Braunschweig und Magdeburg. Doch dort komme es laut Projektbeschreibung zu Überlagerungen mit dem Verkehr von den Nordseehäfen. Durch das hohe Zugaufkommen im Raum Hannover und die teilweise nur eingeschränkten Kapazitäten der Strecken im Raum Magdeburg komme es zu Engpässen mit großen Überlastungen und Wartezeiten. &bdquo;Gleichzeitig weist die Strecke Hamm – Altenbeken – Kassel – Eichenberg – Halle noch deutliche Kapazitätsreserven auf", heiß es im Projektinformationssystem zum Bundesverkehrswegeplan 2030. 20 Kilometer weniger Der Neubau einer Verbindungskurve soll die Strecken von Paderborn über Altenbeken nach Kassel mit der Verbindung von Kassel nach Eichenberg und Nordhausen miteinander verbinden und so den Rangierbahnhof in Kassel umgehen, um für eine 20 Kilometer kürzere Strecke zwischen dem Ruhrgebiet und Mitteldeutschland zu sorgen. Dadurch würde die bisherige Verbindung entlastet und die weniger ausgelastete Strecke durch das Warburger Land genutzt. Im Bereich Kassel hat sich bereits eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben gegründet. Sie befürchten durch die &bdquo;Kurve Kassel" einen erhöhten Bahnlärm für zahlreiche Bürger. Stattdessen fordern sie, die Strecke von Altenbeken Richtung Northeim und weiter Richtung Nordhausen als Alternative zu prüfen – aber auch die würde durch den Kreis Höxter führen. Im Warburger Land hat sich ebenfalls Widerstand bemerkbar gemacht. Dort sorgen sich die Sozialdemokraten ebenfalls um den zu befürchtenden Lärm. &bdquo;Hier muss zügig gehandelt werden", zieht SPD-Kreisvorsitzender Helmut Lensdorf das Fazit einer länderübergreifenden SPD-Gesprächsgruppe, die sich in Willebadessen mit dem hessischen SPD-Landtagsabgeordneter Oliver Ulloth zum Thema &bdquo;Kurve Kassel" getroffen hatte. "Eine enorme Belastung" &bdquo;Güterverkehr auf der Schiene ist besser als auf der Straße, aber Lärmschutz – gerade auch für unsere kleinen, bahnanliegenden Orte – darf dabei aber nicht vergessen werden", so Lensdorf. Die Willebadessener SPD-Sprecher Mario Schmidt und Guido Gell stimmen zu: &bdquo;30 Züge und mehr jeden Tag sind für die Menschen in den betroffenen Dörfern eine enorme Belastung. Es geht vor allem um Nörde, Menne, Borlinghausen, Willebadessen und Warburg." Gerade habe die Region wieder an Attraktivität für Tagesausflügler und Urlauber gewonnen. Dieser Effekt wäre für den Warburger Raum gefährdet, befürchten die Sozialdemokraten. &bdquo;Wir wollen unsere Region stärken und Familien durch Qualitätsangebote ein gutes Leben ermöglichen. Das geht nicht mit Krach. Lärmschutzmaßnahmen müssen im Budget drin sein", fordert SPD-Kreispolitikerin Nora Wieners. &bdquo;Lärmschutz ist Menschenrecht und Umweltschutz und verdient deshalb besondere Anstrengungen", so Wieners weiter. Ihre deutliche Kritik richtete sich in einer Pressemitteilung an den CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Haase: &bdquo;Eine lakonische Pressemitteilung zu diesem für unsere Heimatorte so wichtigen Thema reicht nicht. Hier ist beharrlicher Einsatz gegenüber dem Ministerium notwendig – für den Kreis Höxter und die gesamte Dreiländerregion. Christian Haase muss sich hier mehr bemühen", heißt es in einer Mitteilung der Sozialdemokraten. &bdquo;Seine bisherige offensichtliche Passivität in dieser Angelegenheit ist politisch mit unterlassener Hilfeleistung für Warburg und Willebadessen und deren Ortschaften zu bewerten", so Wieners. Lärmschutzmessungen laufen Der CDU-Bundestagsabgeordneter Christian Haase betonte dagegen an, bereits in Gesprächen zu sein. &bdquo;Grundsätzlich ist es richtig, dass wir mehr Güter auf der Schiene transportieren. Für mich dürfen dabei aber die Interessen der Menschen nicht in den Hintergrund treten", sagte er auf Nachfrage der Neuen Westfälische. Deshalb seien bereits Lärmschutzmessungen in Auftrag gegeben worden. &bdquo;Sobald die Ergebnisse der Messung zur Verfügung stehen, werden wir gemeinsam über Lösungen sprechen können", so Haase weiter. &bdquo;Mir sind Fakten bei diesem Thema wichtiger als Polemik. Schon länger bin ich zu dieser Sache bereits mit dem Verkehrsministerium, unserem heimischen Landtagsabgeordneten Matthias Goeken und der Stadt Warburg im Austausch."

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