Das kleinste Finanzamt in NRW feiert 100. Geburtstag

Warburg. Das kleinste Finanzamt im Land Nordrhein-Westfalen feiert Geburtstag. &bdquo;Vor 100 Jahren hatte das Reichsfinanzministerium angeordnet, hauptamtliche Veranlagungsbehörden zu bilden", erklärt Katrin Kirchner, Dienststellenleiterin des Finanzamtes. Damit zog der Fiskus auch in die Hansestadt an der Diemel ein. Heute soll an eine bewegte Geschichte erinnert werden. Mehrere Umzüge gehörten bereits zur Historie des Amtes, bevor es 1958 ins damals neue Gebäude an der Sternstraße ging. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Land das ganze Steuerwesen neu aufgestellt. Gesetzliche Grundlagen und einheitliche Steuerstandards wurden geschaffen. &bdquo;Ein einheitliches Steuerrecht hatte es im Kaiserreich noch nicht gegeben", sagt Kirchner. Bis Oktober 1918 verwalteten sogenannte Veranlagungskommisionen die direkten Steuern der Bürger. Als Nebenstelle des Staatssteueramtes in Paderborn wurde in Warburg im April 1919 ein Zweisteueramt eingerichtet und markierte mit dem Büro im damaligen Landratsamt die Geburtsstunde der Warburger Finanzbehörde. Im Jahr 1958 wird neu gebaut Bereits sieben Monate später suchen die fünf Amtsmänner, nun als das Finanzamt Warburg, nach neuen Räumen. Die werden im &bdquo;Rintelschen Haus", einem großen Fachwerkgebäude an der Unterstraße 12, gefunden. Ende 1921 stehen dem Vorsteher, Obersteuerinspektor Hollmann, dann 14 Mitarbeiter zur Seite. Zwei Jahre später, im Oktober 1923, ziehen Beamte, Angestellte und Akten dann an die Sternstraße, in das Haus, das heute das Stadtmuseum beherbergt. Im Zweiten Weltkrieg fehlt es an Personal, die Arbeit im Altkreis Warburg wird unterbrochen. Wenige Tage nach dem Einmarsch der alliierten Truppen in die Stadt beginnen dann acht Angestellte und 14 Beamte wieder mit den Tätigkeiten. Es wurde eng. Bewertungsstelle, Bodenschätzung, die Grunderwerbssteuer- und Lohnsteuerstelle fanden ein Zuhause in zusätzlich angemieteten Dienstzimmern außerhalb des &bdquo;Stern". 1958 wird neu gebaut: Das heutige Finanzamtsgebäude wird errichtet. &bdquo;Kostengünstiger als veranschlagt", bemerkt Kirchner. Die Steuerbehörde hatte fünf Jahre zuvor von der Stadt das benachbarte Grundstück erworben. 1990 wird das Gebäude umfangreich saniert. Durch die undichten Fenster des Dachgeschosses zog der Wind. Heute kümmern sich 75 Mitarbeiter um die steuerlichen Belange von Bürgern und Unternehmen. &bdquo;Darunter 16 Auszubildende", sagt Vorsteherin Kirchner. Die promovierte Juristin leitet seit April vergangenen Jahres als 19. Chefin das Amt. "Die abgewehrte Fusion war ein Höhepunkt" 2006 schwebte für gut zwei Jahre das Damoklesschwert einer Schließung über den Finanzamts-Standort Warburg. Die Oberfinanzdirektion in Münster strebte eine Fusion mit Höxter an. Die damals 65 Mitarbeiter mussten zwar nicht um den Verlust ihres Arbeitsplatzes bangen, aber unklar blieb, wo sie dann ihren Beruf künftig ausüben würden. Der Ausbau des Finanzamtsstandorts in der Kreisstadt war ebenso in der Diskussion wie der der Bezug eines leer stehenden Verwaltungsgebäudes in Brakel. Frohe Kunde für die Bediensteten kam dann 2008 wenige Tage vor dem Weihnachtsfest: Der Zusammenschluss der beiden Finanzämter im Kreis Höxter war vom Tisch. Das hatte das NRW-Finanzministerium entschieden. &bdquo;Die abgewehrte Fusion war ein Höhepunkt", sagt Mitarbeiterin Birgit Borchert-Dietz. Mit ihren Kollegen Patrick Rose und Annika Klenke hat sie Fakten und Exponate für eine Ausstellung gesammelt, in der sich Interessierte ab heute im Erdgeschoss des Finanzamtsgebäudes über das Jahrhundert in der Steuerbehörde informieren können. Der Ausgangspunkt: &bdquo;Ein Karton auf dem Dachboden", sagt Borchert-Dietz. Historische Daten, alte Dokumente und Kopien, dazu das ein oder andere Foto. Die Auswertung: &bdquo;Spannend", bilanziert Patrick Rose. &bdquo;Eine Zeitreise", sagt Kirchner. Die Arbeitswelt in den Amtsstuben habe sich schon mächtig verändert, fügt Borchert-Dietz an. Steueraufkommen im dreistelligen Millionenbereich Alte Rechenmaschinen, Stempel, Pfandsiegel, Verordnungen: &bdquo;In den beiden Vitrinen der Ausstellung liegen Dinge, in den sich der Zeitgeist ausdrückt", sagt Kirchner. Heute sei man abhängiger von der Technik geworden. Was aber in den 100 Jahren geblieben sei: &bdquo;Das Steuergeheimnis", sagt Regierungsdirektorin Kirchner. Das Steueraufkommen des Warburger Finanzamts betrug im Jahr 2017 rund 124 Millionen Euro. Der Zuständigkeitsbereich umfasst die Stadtgebiete Warburg, Borgentreich und Willebadessen mit insgesamt rund 43.000 Einwohnern. Rund 5.450 Unternehmen sind im Finanzbezirk ansässig, darunter 70 Großunternehmen.

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