Steinheimer hat ins Tor getroffen – und bei seiner Frau mitten ins Herz

Steinheim. Mit 100 Aktivitäten 65 Jahre lang gemeinsam durch ein wechselvolles Leben: Herbert und Maria Jürs feiern an diesem Dienstag, 5. August, ihre Eiserne Hochzeit. Am 2. Juni 1939 wurde Herbert Jürs als Sohn von Eltern geboren, die in Lübeck eine Gärtnerei und mehrere Blumengeschäfte betrieben. Maria Stock erblickte am 3. Dezember 1940 in Steinheim das Licht der Welt. Kennenlernten sie sich 1957, als sie interessiert dem Spiel des SV 21 Steinheim zuschaute, während er, der in Steinheim spezielle Erfahrungen als Gärtner sammeln sollte, als Ersatzmann aufs Spielfeld geschickt wurde. Dabei zauberte er &bdquo;so verschrobene“ Vorlagen, dass daraus drei Tore entstanden. Der Kommentar eines bekannten Steinheimers, &bdquo;der schießt so schief, wie die Tulpen wachsen“, brachte ihm den Spitznamen Tulpe ein – und hat manchen Steinheimer vergessen lassen, wie &bdquo;der Tulpe“ wirklich heißt. Näher kennen und lieben lernten sich die beiden in der Tanzschule Meures. Er war 18 und sie war 17 Jahre jung. Dem Anschein nach war der junge Herbert auch bei Marias Mutter gerngesehen, denn als ihre Kräfte nachließen, forderte sie die beiden auf, &bdquo;doch zusammenzuziehen“ und mit ihr in einem Haus zu wohnen. Die beiden sagten zu und bestellten die standesamtliche Trauung für den 5. August 1960. Es war damals die zweite Ehe zwischen Katholiken und Protestanten in Steinheim Einen Tag zuvor mussten sie sich für immer von Marias Mutter verabschieden. Da man zu jener Zeit als katholischer Christ aber nur als Paar zusammenlebte, wenn die Kirche ihren Segen dazu gegeben hatte, heirateten Herbert und Maria am 25. September 1960 in der Pfarrkirche St. Marien in Steinheim. Und daran erinnert sich das eiserne Hochzeitspaar immer noch sehr gut, denn es war damals in Steinheim die zweite &bdquo;Mischehe“, die von Pastor Hubert Schulte zwischen einer Katholikin und einem Protestanten geschlossen wurde. Bedingung war, dass die später geborenen zwei Mädchen und drei Jungen katholisch erzogen wurden. Heute haben Maria und Herbert Jürs sechs Enkelkinder. Von einer Tochter mussten sie sich verabschieden, als diese 42 Jahre alt war. Auch lesenswert: 70 Jahre verheiratet: Ehepaar mit Wurzeln im Kreis Höxter feiert Gnadenhochzeit Er saß im Betriebsrat und war SPD-Parteivorsitzender in Steinheim Beruflich war Jürs später bei der Molkerei in Steinheim tätig und dort Betriebsratsvorsitzender. Maria Jürs war wegen der Kinder zunächst ans Haus gebunden und arbeitete später im Haushalt und in der Gastronomie. Mit Leidenschaft, Ausdauer, Sachverstand und Herzblut waren beide in der Politik aktiv. Seit 1972 in der SPD, übernahm er in Steinheim den Parteivorsitz. Er arbeitete im Rat Steinheim mit und war Mitglied des Kreistags Höxter. Zweimal holte er das Direktmandat und war etliche Jahre Schiedsmann der Stadt Steinheim. Neben etlichen weiteren Ehrenämtern in Politik und Sport befasste sich Herbert Jürs beim Kreiswehrersatzamt Detmold mit den Eingaben der Wehrdienstverweigerer. Auch der Karneval spielte im Leben der Steinheimer eine große Rolle Als Ende der 1980er-Jahre von Steinheim aus Hilfstransporte nach Polen organisiert wurden, stand Jürs in der vorderen Reihe und saß stundenlang hinter dem Lenkrad. Geehrt wurden die Hilfsgüter Fahrenden mit einem Empfang des polnischen Papstes Johannes Paul II. in Allenstein. Zeitweilig wurde Jürs von seiner Frau begleitet. Sie selbst war für die SPD im Rat Steinheim, sie arbeitete aktiv in der ASF mit und brachte sich in der Arbeiterwohlfahrt ein. Außerdem war sie Schöffin am Gericht in Minden. Neben Sport und Schützenverein hatte &bdquo;Tulpe“ Jürs noch eine ausgeprägte Leidenschaft: Sie gehörte dem Karneval und brachte ihn viele Jahre immer wieder in die närrische Bütt. Bilanz des Ehepaars aus Steinheim: Zwei Konfessionen aber eines Glaubens Es begann 1957 mit einem Auftritt in Steinheims &bdquo;Blauer Grotte“. Danach führten ihn die närrischen Reden von Steinheim nach Horn, Künsebeck, Höxter, Bad Meinberg, Detmold, zum Winzerfest an die Mosel, ins Münsterland, nach Halle und Salzburg. So machte der Steinheimer Elferrat und Senator der StKG nicht nur sich selbst, sondern auch die Möbelstadt über die Grenzen hinaus bekannt. Das, wenn eben möglich, mit seiner Frau Maria an der Seite und ihrer stärkenden Liebe im Rücken. Und welches Fazit ziehen die beiden Eisernhochzeiter nach dem langen gemeinsamen Lebensweg? &bdquo;Wir gehörten zwei unterschiedlichen Konfessionen an, aber wir waren eines Glaubens. Und wir waren Sozialdemokraten mit Leib und Seele.“ Feiern werden Maria und Herbert Jürs mit ihrer Familie und gratulieren werden ganz sicher viele gute alte Freundinnen, Freunde und Weggefährten. Lesen Sie auch: Liebe hält jung: Ehepaar aus Höxters Nachbarkommune seit 60 Jahren verheiratet

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