Veränderungen auf Steinheims Friedhof: Baumbestattungen und muslimisches Gräberfeld

Steinheim. Immerhin – es hat nicht ewig gedauert, auch wenn es um die ewige Ruhe der Steinheimer geht: Einstimmig hat der Kernstadt-Ausschuss jüngst zwei größere Veränderungen bei den Begräbnisformen beschlossen. Anpassungen an die aktuellen Trends der Bestattungskultur – und diese Kultur lässt sich deutlich in Zahlen ablesen: So fanden vor zehn Jahren 127 Menschen in Steinheim die ewige Ruhe, von denen lediglich 25 in einer Urne bestattet wurden. Ein amtlicher Durchschnittswert, der aus drei Jahren berechnet wird. Für dieses Jahr geht die Stadtverwaltung anhand der Zahlen der vergangenen Jahre von 138 Bestattungen aus, bei denen die Angehörigen gleich 49-mal ein Urnengrab wählen. Um diesem Trend der Urnengräber gerecht zu werden, hat die Stadt schon vor Jahren ein Kolumbarium eingerichtet. Dort werden die Urnen in Grabkammern gestellt, die mit Namensplatten versehen sind. Eine pflegeleichte Alternative, die gut angenommen wird – das Kolumbarium in Steinheim ist weitgehend belegt und ist von den ursprünglich 52 Plätzen bereits auf über 90 Plätze erweitert worden. 2023 erhielt auch der Friedhof in Rolfzen ein Kolumbarium, und nun sollen auch die Ruhestätten in Grevenhagen und Hagedorn mit ebensolchen Kolumbarien ausgestattet werden. Baumbestattungen sollen in den Fokus rücken Auf Initiative der SPD soll nun in Steinheim eine weitere Bestattungsform in den Fokus gerückt werden, die eigentlich schon seit 20 Jahren möglich ist, bisher aber kaum genutzt wurde: Baumbestattungen, ähnlich der Beerdigung in einem Ruheforst. Hierbei sind ausschließlich Urnenbestattungen möglich. Bereits vor mehr als einem Jahr stellten die Sozialdemokraten den Antrag, eine geeignete Fläche zu suchen, auf der eine Art kleines Friedwäldchen entstehen kann (die &bdquo;NW“ berichtete). Der Rat verwies das Thema in den Kernstadt-Ausschuss, der bei Friedhofsangelegenheiten ein Mitspracherecht hat. Dieser hat sich bereits im Herbst darauf verständigt, eine geeignete Alternative zu suchen, denn bisher war lediglich eine kleine Fläche am Eingang des neuen Friedhofs dafür vorgesehen. Die geeignete Fläche wurde nun im alten Friedhofsteil gefunden: Dort gibt es parallel zur Wöbbeler Straße zwei Abteilungen, die einst für Sargbestattungen genutzt worden waren, aber längst eingeebnet sind. Da Urnen nicht so tief in die Erde eingelassen werden, ergeben sich dadurch wohl keine Probleme. Einstimmiges Votum für muslimisches Gräberfeld &bdquo;Wir freuen uns, dass gemeinsam mit der Verwaltung ein zentraler Ort gefunden werden konnte“, so SPD-Fraktionschef Jürgen Unruhe, der das besondere Engagement seiner Parteikollegin Silke Lüke bei diesem Thema hervorhebt. Er freue sich zudem, dass der SPD-Vorschlag, Baumbestattungen attraktiver zu gestalten, von allen Parteien unterstützt werde. Nun sollen im Herbst noch einige größere Bäume gepflanzt werden, um eine geschlossene Fläche zu erhalten. Ebenso einstimmig wie das Thema Baumbestattungen, hat der Kernstadt-Ausschuss auch in der Frage eines muslimischen Grabfeldes votiert. Denn das entstandene Problem ist offensichtlich: &bdquo;In Steinheim gibt es zahlreiche Einwohner muslimischen Glaubens, die derzeit im Stadtgebiet keine Möglichkeit haben, ihre Angehörigen nach ihren religiösen Vorgaben bestatten zu lassen“, erklärte jüngst der für Friedhofsangelegenheiten zuständige Kämmerer Heinz-Josef Senneka. Der Bedarf werde in den nächsten Jahren steigen, weil es immer mehr muslimische Einwohner gebe, die in Deutschland geboren sind und nur noch wenig Bezug in die Heimatländer ihrer Vorfahren haben oder aber aus politischen Gründen nicht mehr in ihre Herkunftsländer zurückkehren können. Bedarf für muslimisches Gräberfeld besteht Schon in den vergangenen Jahren habe sich die Stadtverwaltung immer wieder Gedanken über die Anlage eines muslimischen Grabfeldes gemacht, die dann Ende des vergangenen Jahres erstmals konkretisiert wurden. Im Februar kam dann auch die Türkisch-Islamische Gemeinde Steinheim auf die Stadt zu und signalisierte einen entsprechenden Bedarf. Entsprechende Gespräche wurden kurzfristig geführt. Schnell fand die Verwaltung auch ein geeignetes Areal im neuen Friedhofsteil, das ursprünglich mal als Erweiterungsfläche vorgesehen war. &bdquo;Durch den Wandel der Friedhofskultur ist der Anteil der Urnenbestattungen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen“, so Senneka in der Sitzungsvorlage. Damit einher gehe ein Rückgang des Flächenverbrauchs. So gebe es keine Notwendigkeit mehr, die Erweiterungsfläche für Sargbestattungen vorzuhalten. Und zusätzlich seien eben auf dem alten Friedhofsteil auch große Flächen durch den Ablauf der Ruhefristen frei geworden. Bei der Einrichtung eines muslimischen Grabfeldes geht es vor allem um die Ausrichtung der Grabstellen gen Mekka. Auch die Gestaltung der Gräber soll freier möglich sein. Eine Sargpflicht gibt es in Nordrhein-Westfalen schon länger nicht mehr. Ansonsten aber muss dann auch bei muslimischen Bestattungen die Steinheimer Friedhofssatzung eingehalten werden. Ein bestehender Aufbahrungsraum soll speziell eingerichtet werden &bdquo;Ebenso würden die mit der eigentlichen Beisetzung verbundenen Arbeiten, wie Grabaushub und -herrichtung, vom Bauhof durchgeführt“, so Senneka. Gleichzeitig soll einer der Aufbahrungsräume in der Steinheimer Friedhofskapelle so eingerichtet werden, dass dort die mit einer muslimischen Bestattung verbundenen Rituale, wie beispielsweise eine Waschung, durchgeführt werden können. Damit diese Veränderungen auf den Friedhöfen der Emmerstadt künftig stattfinden können, muss nun nach dem Kernstadt-Ausschuss noch der Stadtrat den angedachten Änderungen zustimmen. Letzterer tagt am Dienstag, 18. Juni, um 18.30 Uhr in der Stadthalle. Die Sitzung ist öffentlich.

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