Überfall auf Juwelier in Steinheim: Junge Räuber von Serien inspiriert

Steinheim. Daniel P. (Namen geändert), Denis U. und Nino T. sehen nun gar nicht aus wie skrupellose Kriminelle, die nur an den schnellen Euro wollen. Kein Wunder, denn die drei Steinheimer sind gerade mal 20, 18 und 16 Jahre alt. Nichtsdestotrotz muss das Trio jetzt auf der Anklagebank des Landgerichts Paderborn Platz nehmen, es soll für den Überfall auf ein Steinheimer Juweliergeschäft verantwortlich sein, der im April vergangenen Jahres, wie mehrfach berichtet, für großes Aufsehen sorgte. In dem großen Saal, in dem die Richter regelmäßig über schwere Kapitalverbrechen zu urteilen haben, backen die drei sofort kleine Brötchen, nachdem Staatsanwalt Ralf Walther die Anklage verlesen hat. Unumwunden gesteht Daniel P., der Älteste des Trios, dass er der Rädelsführer war und so damals bei dem Überfall mit einer Softair-Pistole voranging in den Verkaufsraum, wo der 38 Jahre alte Uhrmachermeister zusammen mit einer Bekannten an einem Tisch saß. Ebenso gibt er zu, dass er die gut 1.000 Euro nahm, die der Geschäftsinhaber angesichts der täuschend echt aussehenden Waffe auf seine Anweisung hin auf die Theke gelegt hatte. Auch Denis U. und Nino T. schildern ganz offen, wie sie - gleichfalls maskiert und ganz in Schwarz gekleidet - ihrem Kumpel ins Geschäft gefolgt waren und dort mit Hämmern zwei Vitrinen zerschlugen, um an den dort ausgestellten Silberschmuck zu kommen. Schwager liefert einen der Flüchtigen an die Polizei aus Weit kamen sie mit ihrer Beute nicht. Daniel P. und Nino T., an deren Fersen sich der Uhrmachermeister furchtlos geheftet hatte, wurden in einer Seitenstraße mithilfe aufmerksamer Steinheimer Bürger geschnappt. Zwar gelang Denis U. die Flucht nach Hause. Doch als dort bei seiner Familie innerhalb kürzester Zeit durchsickerte, was sich in der Steinheimer Innenstadt abgespielt hatte und wer dahinter steckte, wurde der 18-Jährige von seinem Schwager sofort der Polizei übergeben. &bdquo;Für mich ist das irritierend“, sagt dieser vor Gericht über das Verhalten der jungen Burschen. Deren Generation sei doch sehr auf sich selbst fixiert und gucke zu viel Fernsehen. Tatsächlich hat Denis U. zuvor Ähnliches dem Gericht erzählt, als die Vorsitzende Nicole Klein nach den Gründen für die Tat fragte. &bdquo;Ich habe in der Zeit viel Netflix geschaut, viele Kriminalfilme“, erklärt der 18-Jährige. &bdquo;Ich dachte, es wäre cool, so etwas zu machen.“ Auch der Jüngste im Trio scheint weniger die ganz große Beute im Blick gehabt zu haben. Ohne zu überlegen habe er mitgemacht, als ihn die Freunde nur kurze Zeit vor der Tat an diesem Aprilnachmittag anriefen. &bdquo;Für mich war nicht wichtig, was da raus kam“, sagt Nino T. und spricht von &bdquo;Gruppenzwang“, während Daniel P. zugibt, dass es ihm schon ums Geld ging. Er habe einfach mal weggewollt aus Steinheim, weg von der Familie, wo es zu der Zeit grad ein bisschen Stress gegeben hätte. Alle Angeklagten beteuern, dass sie niemanden verletzten wollten Dass niemand hätte verletzt werden sollen, beteuern alle drei und auch, dass sie ihr Handeln bereuen. Als die Steinheimerin, die an dem frühen Aprilabend dem Juwelier in seinem Geschäft einen Besuch abgestattet hatte, mit hörbar bewegter Stimme erzählt, wie sie sich erst nach und nach aus großer Angst wieder zurück in ihr altes Leben kämpfen konnte, hören ihr die drei jungen Männer mit gesenkten Köpfen zu. Sie wirken erleichtert, dass ihnen die 37-Jährige zumindest gestattet, ihre Bitten um Entschuldigung loszuwerden. &bdquo;Ich habe vorher nie Probleme gemacht“, sagt im Verlauf der Verhandlung Denis U. und ergänzt: &bdquo;Mein Vater ist sehr enttäuscht von mir.“ Netflix habe er seit der Tat nicht mehr geschaut. &bdquo;Es war eine ganz dumme Idee“, fasst Rädelsführer Daniel P. zusammen. &bdquo;Ich bin kein gewalttätiger Mensch und habe mich noch nie geschlagen.“ Ehemaliger Chef bricht eine Lanze für einen Angeklagten Sein ehemaliger Chef, der ihn trotz der Tat weiter ausbilden wollte, bricht für den 20-Jährigen eine Lanze. Zwar hat Daniel P. auf eigenen Wunsch vor der Zeit das Lehrverhältnis in dem Steinheimer Familienbetrieb beendet, doch gram ist ihm der Unternehmer trotzdem nicht. Der 20-Jährige habe sich stets Kunden und Kollegen gegenüber einwandfrei verhalten, berichtet er und findet, dass Daniel P. noch einiges zum Erwachsensein fehlt. &bdquo;Da geht noch was“, macht er aus seiner optimistischen Auffassung kein Geheimnis. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 6. Juni, fortgesetzt.

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