Nach eingestellter Gerichtsverhandlung: Steinheimer Hanfzeit hat neue Pläne

Steinheim. Die Verhandlung ist nach wie vor das Thema. Ein Kunde will wissen, wie sie ausgegangen ist. &bdquo;Eingestellt“, sagt Bianca Wunderwald, die hinter dem Verkaufstresen steht, &bdquo;vorbei, die Chose“. Der Kunde hebt begeistert die Arme in die Luft. Die Unterhaltung läuft noch ein bisschen weiter. Wie es nun weitergeht, ob die Hanfzeit einen Klub aufmachen will, interessiert den Kunden. Das wüssten sie noch nicht, es sei ja auch Vieles noch nicht klar, ob sich das für die Hanfzeit überhaupt lohne. Dafür aber gebe es etwas anderes Neues. Der Kunde verabschiedet sich, winkt allen im Laden freundlich zu und geht. Es ist vorbei. Bianca Wunderwald schnauft durch. Die vergangenen drei Jahre seien &bdquo;furchtbar“ gewesen, &bdquo;eine Katastrophe“. Wie berichtet, war die Steinheimer Hanfzeit im März 2021 von der Polizei durchsucht worden. Die Beamten beschlagnahmten zwei Lkw-Ladungen voll Waren und Rohstoffen. Dazu ein &bdquo;Riesen-Imageschaden“, wie Wunderwald erklärt. Kunden hätten ihr später erzählt, sie hätten sich nicht mehr getraut, in das Geschäft zu gehen, falls es überwacht würde. Die Leute, erzählt sie, hätten nicht selbst Ziel der Polizei werden wollen. Fünf Mitarbeiter mussten in der Folge entlassen werden. Rewe nimmt das Hanföl der Hanfzeit aus dem Programm. Verfahren wurde eingestellt Die Ermittlungen ziehen sich. Im August 2023 teilt die Staatsanwaltschaft Paderborn mit, dass sie Anklage gegen Inhaber Stefan Nölker-Wunderwald erhebt. Der Vorwurf: Handel mit Betäubungsmitteln. Der erste Verhandlungstermin im Januar wird verschoben, die Wunderwalds müssen sich bis Ende April gedulden, ehe alles ein Ende hat. Gegen eine Geldauflage wird das Verfahren eingestellt. Am Morgen der Verhandlung noch, erzählt Stefan Nölker-Wunderwald, hätte er nicht gedacht, dass er dem zustimmen würde. Denn so erhält er nicht einen Cent für die Waren, die mittlerweile in Obhut der Behörden abgelaufen oder vergammelt sind. Doch im Laufe des Prozesses entscheidet er sich für das sprichwörtliche Ende mit Schrecken. Hätte er einen Freispruch erreichen müssen, der es aus seiner Sicht eigentlich hätte sein müssen, &bdquo;dann hätte man so viele Sachen auseinanderfummeln müssen“. Die Verhandlung wäre noch ewig weitergegangen, befürchtete er. Da lieber die Einstellung. Auch wenn er, wie er sagt, lieber nicht mehr darüber nachdenkt, wie viele Euros er durch die Razzia verloren hat. Die Wunderwalds schauen stattdessen nach vorn. Sie wollen in der Hanfzeit einen Café-Betrieb einrichten. &bdquo;Café und Shop Hanfzeit“, sagt Nölker-Wunderwald. &bdquo;Das erinnert an Coffee-Shop, aber die Hanfzeit ist dann ein Café und ein Shop.“ Café mit Außenbereich Zunächst haben sie einen kleinen Teil des Ladengeschäfts umgestaltet und zusätzlich den Außenbereich hergerichtet. 24 Plätze an sechs Tischen stehen zur Verfügung. Ist die Nachfrage gut, könnte aber noch erweitert werden. Während der Öffnungszeiten der Hanfzeit können Kundinnen und Kunden dann einen Hanftee kosten, Hanfwaffeln, -kekse oder -kuchen probieren oder auch einen ganz normalen Kaffee trinken. Montags, dienstags und freitags ist die Hanfzeit jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Mittwochs ist bereits um 15 Uhr Feierabend. An Donnerstagen ist dafür bis 18 Uhr geöffnet. Samstags kann zwischen 11 und 13 Uhr eingekauft werden. Möglicherweise wird auch an den Zeiten noch einmal etwas verändert, sagt Nölker-Wunderwald, aber erst einmal gelten sie – auch für das Café. Das soll in Kürze an den Start gehen, das genaue Datum wird auf der Website veröffentlicht. Bis dahin laufen die letzten Vorbereitungen. Unter anderem soll über jedem Tisch noch eine Lampe angebracht werden. Nölker-Wunderwald spricht von &bdquo;ganz historischen“, &bdquo;spannenden“ Zeiten. Noch zu Jahresbeginn habe er nicht dran geglaubt, dass die Entkriminalisierung von Cannabis wirklich kommt. Aufkleber und Flyer im Laden fordern sie immer noch. Auch wenn die Razzia schwere Folgen hatte – auch finanziell: &bdquo;Ich habe 25 Jahre dafür gearbeitet, dass sich etwas bewegt, da mache ich doch jetzt nicht den Laden zu.“ &bdquo;Wir wollen aufklären“ Stattdessen wird behutsam wieder aufgebaut. Bianca Wunderwald verhandelt mit Rewe, auch wenn einige Läden ihr Hanföl mittlerweile aus anderen Quellen beziehen. Auf den Anbau von Nutzhanf hat das Paar in diesem Jahr allerdings verzichtet, um &bdquo;mehr Luft“ zu haben. Und seit April begrüßen die Wunderwalds im Laden auch immer wieder neue Gesichter. Und anders als vermutet sind das keine Jugendlichen. &bdquo;Die erste Kundin, die angerufen hat, war 82“, sagt Nölker-Wunderwald. In ihrer Jugend habe sie mal Cannabis konsumiert und wollte es nun noch einmal ausprobieren. Manch einer oder eine ist ganz neu in der Thematik. Da müsse viel erklärt werden. Wie wird angebaut, wie wird Cannabis verwendet? Wie dreht man eigentlich einen Joint? In der Hanfzeit sollen Vorträge dazu angeboten werden. &bdquo;Wir wollen aufklären“, sagt Bianca Wunderwald. Die Termine sollen ebenfalls online bekannt gegeben werden.

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