Anwalt über Steinheimer Hanfzeit: „An jedem Produkt ist das MHD abgelaufen“

Steinheim. Der Prozess hat zu einem Ende gefunden, zwei Tage lang konnte alles ein wenig sacken. Das Verfahren gegen Hanfzeit-Betreiber Stefan Nölker-Wunderwald wegen angeblichen Handelns mit Betäubungsmitteln wurde, wie berichtet, gegen eine Geldauflage von 2.000 Euro eingestellt. Sein Mandant sei erleichtert gewesen, bestätigt Kai-Friedrich Niermann, einer von zwei Verteidigern des Steinheimers, im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Die Steinheimer Firma Hanfzeit stellt Hanfprodukte her und vertreibt sie auch unter anderem über ihr Ladenlokal am Lipper Tor 5 in Steinheim. Im März 2021 hatte die Polizei bei einem Großeinsatz zwei Lkw voll Rohstoffen und Waren beschlagnahmt. Der Verdacht: Die Produkte weisen einen zu hohen THC-Gehalt aus. Tetrahydrocannabinol ist das, was Cannabis berauschend macht. Für Nutzhanfprodukte gelten THC-Obergrenzen von 0,2 beziehungsweise 0,3 Prozent. Allerdings, wie Niermann betont, zum Zeitpunkt der Ernte auf den Feldern. Wird der Nutzhanf weiterverarbeitet, zum Beispiel getrocknet, verliert das Produkt Wasser, die anderen Bestandteile erhöhen sich also prozentual. &bdquo;Wenn ich etwas vom Rohstoff wegnehme, ist es ganz normal, dass sich an den Verhältnissen etwas ändert“, sagt Niermann. Anwalt betrachtete Hanfzeit-Prozess als richtungsweisend Der Paderborner Rechtsanwalt hatte im Vorfeld des Prozesses gegenüber der &bdquo;NW“ gemutmaßt, der Fall könne richtungsweisend für eine ganze Industrie sein. Landwirten sei es erlaubt, Nutzhanf anzubauen. Dann müsse es auch erlaubt sein, den Rohstoff weiterzuverarbeiten, lautete seine Argumentation im Januar. Das wurde durch die Anklage gegen Nölker-Wunderwald ja aber gewissermaßen in Abrede gestellt. Nun ist aber auch kein Urteil gefallen. Das Verfahren wurde eingestellt. Die Entscheidung, die möglicherweise bundesweit hätte Bedeutung haben können, ist nicht gefallen. &bdquo;Ein Präzedenzfall, nein, das kann man jetzt nicht mehr sagen“, resümiert Niermann. Seiner Auffassung nach sei der Fall Hanfzeit aber auch aus einem Grund nicht geeignet gewesen, zum Präzedenzfall zu werden. &bdquo;Dafür muss ein Fall geeignet sein, das war der hier nicht, weil es um zu viele unterschiedliche Produkte ging.“ Von Pflanzenbestandteilen über Öle, Tees, Kosmetika, Duftkissen und Backwaren war alles dabei. Auch Abfallprodukte aus der Herstellung von Artikeln sind beschlagnahmt worden. Laut Niermann bräuchte es eine große Firma, eine Teefirma zum Beispiel, mit viel Geld und Interesse, juristisch für klare Verhältnisse zu sorgen. Interesse hätte Nölker-Wunderwald sicher auch gehabt. Allerdings haben ihn, wie Niermann vor Gericht schilderte, die Razzia und deren Folgen finanziell arg gebeutelt. Ganz zu schweigen von den Werten, die im März 2021 mit der Polizei vom Hof rollten. Mittlerweile sind die Waren alle verdorben. &bdquo;An jedem Produkt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen“, weiß Niermann. Die Pflanzenrohstoffe seien verrottet. Zurück bekommt Nölker-Wunderwald das ganze Zeug nicht. Es wird außergerichtlich eingezogen, also vernichtet. Razzia-Folgen haben hohe Kosten verursacht Anwalt Niermann schätzt, dass die Entsorgungskosten 10.000 Euro betragen könnten. Auch die Lagerung von März 2021 bis jetzt habe &bdquo;Unkosten“ verursacht. Außerdem seien für die Analyse sämtlicher Asservate 44.000 Euro fällig geworden. Eine dicke Rechnung, die der Staat trägt, nicht der ehemalige Angeklagte. Darüber hinaus müsse auch noch ein Container entsorgt werden, in dem eine Hanfernte getrocknet wurde. &bdquo;Die ist natürlich auch verrottet nach vier Jahren.“ Laut Niermann bräuchte es dafür einen 40-Tonner und einen Kran, weil nicht so leicht an den Container heranzukommen sei. Und dann müsse das Metall auch noch zerlegt werden.

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