Steinheimer Fahrzeugwerk Spier: Seit 150 Jahren der Zukunft zugewandt

Bergheim. Geschichten die das Leben schrieb, gibt es unzählige. Die Geschichte, die das Familienunternehmen Spier schrieb, dürfte allerdings einmalig sein. Sie beginnt ganz klein und unscheinbar mit einem fleißigen Handwerker und ist heute bei einem international erfolgreichen Unternehmen angekommen, das rund 360 Menschen einen sicheren Arbeitsplatz bietet. Den Grundstein für das florierende familiengeführte Unternehmen legt Heinrich Spier sen. im Jahr 1872. Er macht sich als Stellmacher und Wagenbauer selbstständig und überzeugt mit solider Handwerksarbeit seine Kunden. Als Heinrich Spier jun. 1924 den Handwerksbetrieb seines Vaters übernimmt, werden darin noch Milchwagenanhänger gebaut. Doch schon 16 Jahre später entstehen in der Steinheimer Werkstatt die ersten Karosserien für Kraftfahrzeuge. Da infolge der steigenden Auftragslage Raum für die Weiterentwicklung des Betriebs benötigt wird, stehen in den folgenden 20 Jahren zwei Umzüge in neue Betriebsgebäude an. Diese bieten Platz für die Produktion aber auch für die wichtige Weiterentwicklung des Unternehmens. So stellt Spier ab 1949 Verkaufswagen her und baut Pkw zu Nutzfahrzeugen um. Mit dem Bau der leichten, Kraftstoff sparenden Aluminium-Aufbauten beginnt bei Spier bereits 1957 eine weit vorausschauende Entwicklung, die das Unternehmen auch Kontakte in die USA knüpfen lässt. Die neue Ideen 1971 wird der 1951 als Lehrling in den Betrieb eingetretene Willi Spier neben seinem Vater Heinrich Mitgeschäftsführer. Er entwickelt neue Ideen und wird mit seinem 1974 zum ersten Mal in Deutschland montierten &bdquo;Spier-Top-Spoiler“ europaweit bekannt. Die Aufsehen erregende aerodynamische Optimierung wird mit großem Erfolg fortgesetzt und führt 1989 zu den &bdquo;Spier Aeroform“-Design-Kofferaufbauten. 1976 beginnt die bis heute andauernde Geschäftsverbindung mit einem global tätigen US-amerikanischen Paketdienst. Aus dieser Geschäftsbeziehung entsteht 1988 das in selbsttragender Bauweise konzipierte Verteilerfahrzeug &bdquo;Spier SP36.“ Im selben Jahr wird Spier beim Kraftfahrt-Bundesamt als Fahrzeughersteller registriert. Die aktuelle Generation Mit Jürgen und Michael Spier tritt 1991 die vierte Generation ins Unternehmen ein. Getreu dem Firmenmotto, &bdquo;Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“, wird 1994 mit der Entwicklung der &bdquo;Spier Zurrmulden“ für die Ladungssicherung die Reihe der Innovationen fortgesetzt. Diese Neuheit ermöglicht eine ganzflächige Verzurrung des Ladegutes und minimiert die Gefahr von Beschädigungen. 1996 folgt die Neukonstruktion aller Kofferaufbau-Systeme, die Einführung neuer Fertigungsprozesse und die konsequente Implementierung der Fügetechnik &bdquo;Kleben“. Bis heute haben die Steineimer von diesem Kofferaufbau &bdquo;Spier Athlet“ mehr als 50.000 Einheiten hergestellt. Zeitgleich wird Spier erstmals in einem Qualitäts-Management-System zertifiziert. Zwei Jahre später wird zur Optimierung der Nutzlast die Produktreihe der Kofferaufbauten um den &bdquo;Spier Athlet plus“ in Leichtbauweise erweitert. Der Weg in die Moderne Am 1. April 1998 übergibt Willi Spier die Geschäftsführung an seine Söhne Jürgen und Michael Spier. Mit Beginn des neuen Jahrtausends werden Schiebeplanen-Aufbauten, unter anderem für den Getränketransport mit Kommissionier-Ausstattung und integrierter Ladungssicherung entwickelt und produziert. In den folgenden Jahren kommt ein vollständiger &bdquo;Spier Curtainsider-Baukasten“ für Motorwagen-Aufbauten auf den Markt. 2006 wird Spier nach dem Umwelt-Management-System zertifiziert und ist damit eines der ersten Unternehmen in der Branche der Aufbau- und Anhängerhersteller. In der Folge werden neue spezielle Integralaufbauten für Paketdienste hergestellt. Aufgrund des nachhaltigen Unternehmenswachstums beschließt die Geschäftsleitung den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes. Bezogen wird es im Jahr 2008. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Hannover zeigt Spier erstmalig den zukunftsweisenden Transporter-Aufbau &bdquo;Spier Aerobox“. Wesentlicher Vorteil: Eine sehr gute Aerodynamik im Vergleich zu konventionellen Aufbauten und erhebliche Reduktionen an Kraftstoffverbrauch und Schadstoff-Emissionen. 2010 präsentiert Spier auf der IAA-Nutzfahrzeuge den aerodynamisch optimierten Frischdienst- und Kühlaufbau &bdquo;Spier Athlet Thermo“. Die Entwicklung des neuen Zustellfahrzeugs vom Typ &bdquo;Spier SP60“ und &bdquo;Spier SP70“ mit großen Scheibenflächen im Fahrerhaus, bieten infolge einer besseren Sicht und Wahrnehmung ab dem Jahr 2012 bedeutende Vorteile. Im selben Jahr bekennt sich das Unternehmen mit dem Bau einer neuen Produktionshalle in Bergheim erneut aus Überzeugung zum Kreis Höxter und zu seiner sich voll und ganz im Dienst der Kunden einsetzenden Belegschaft. Die Mitarbeiter Der Firmenleitung zufolge verdankt Spier seine umfangreichen Neu- und Weiterentwicklungen vor allem seinem qualifizierten Personal. Großen Wert legt das Unternehmen auf eine hochwertige Ausbildung und Qualifizierung des eigenen Nachwuchses. Punkten kann Spier in der letzten Dekade mit den Zustellfahrzeugen &bdquo;Spier SP80“ und &bdquo;SP45plus.“ Vor allem der SP45 setzt in Sachen Ergonomie, Effizienz, Nutzlast und Sicherheit neue Maßstäbe. 2019 wird am Standort Bergheim ein weiterer Werksstandort erschlossen. Die im neuen Werk 3 entwickelten Fahrzeuglösungen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen werden zunehmend nachgefragt. Dieser Entwicklung entstammt der völlig neue Kofferaufbau &bdquo;Spier Athlet S.“ Bemerkenswert sind im letzten Geschäftsjahr die Anfragen nach alternativen Antrieben. Deshalb trägt auch Spier dem zunehmenden Wunsch nach Elektro- und Gasantrieben Rechnung. Nach den von Corona-Pandemie und Russland-Ukraine-Krieg negativ beeinflussten Geschäften hat sich die Auftragslage nach Aussage der Geschäftsleitung, erfreulicher Weise erholt und merklich gebessert. Neuer Schwung Neuen Schwung verspricht zudem der &bdquo;CEP Van.“ Ein Transporter mit elektrisch betriebener Schwenk-Schiebetür seitlich und Rolltor hinten sowie ab 2023 erstmalig das rein elektrisch angetriebene Integralfahrzeug &bdquo;SP45plus.“ In 2023 sind 360 Mitarbeiter beschäftigt, die auf einer Gesamt-Grundfläche von etwa 163.000 Quadratmetern und einer Gebäude-Grundfläche von etwa 31.000 Quadratmetern jährlich bis zu 5.500 Einheiten an Aufbauten, Anhängern und Ausbauten herstellen. &bdquo;Spier bleibt auch nach 150 Jahren am Puls der Zeit“, sagen die Geschäftsführer und signalisieren mit dieser Aussage sowohl den Kunden, als auch den Mitarbeitern für die Zukunft ein gutes Miteinander zu.

Meistgelesen