Nach Großbrand in Steinheim: Brandermittler dürfen jetzt ran

Steinheim/Schieder-Schwalenberg. Einen geschätzten Schaden im siebenstelligen Euro-Bereich hatte am Donnerstagabend ein Brand in einem Steinheimer Produktionsbetrieb am Papiermühlenweg verursacht. Zur Ermittlung der Brandursache war der Brandort von der Polizei beschlagnahmt worden. Erst jetzt ist es nach Angaben der Polizei möglich, dass die Brandermittler der Polizei – zusammen mit weiteren Stellen wie der Versicherung – das Areal betreten. An diesem Dienstag, 25. Juli, werden sie gemeinsam den immensen Schaden in Augenschein nehmen. Und herausfinden, wie es zu dem Großbrand in der alten Papierfabrik in Steinheim gekommen war. Das erklärte die Polizei Höxter auf Anfrage der &bdquo;NW“. Bislang war das aufgrund von Nachlöscharbeiten, Asbest-Untersuchungen und Terminabstimmungen unter den Beteiligten noch nicht möglich gewesen. Die Flammen hatten das Gebäude komplett zerstört. Gemeldet worden war das Feuer am Donnerstag gegen 20.05 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Mitarbeiter im Betrieb, die laut Polizei diesen unverletzt verlassen konnten. Feuer auf zwei Hallen ausgebreitet Das Feuer breitete sich schnell auf insgesamt zwei Hallen aus, die dann unter Aufsicht der Feuerwehr kontrolliert abbrannten. Da es zu einer erheblichen Rauchentwicklung kam, wurden Anwohner über Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Lösch- und Nachlöscharbeiten zogen sich noch bis weit in den Freitag hinein. Mehrere hundert Einsatzkräfte waren vor Ort. Bei dem Brandereignis in Steinheim waren auch mehrere ABC-Erkunderfahrzeuge der Feuerwehren im Einsatz und haben an unterschiedlichen Stellen Proben aus der Luft entnommen. Dabei konnte keine Schadstoffbelastung festgestellt werden, meldet der Kreis am Montag. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat bei einer Begehung der Brandstelle Proben der Dachabdeckung beider Gebäudeteile genommen, um diese auf Asbest zu untersuchen. Der Asbestverdacht habe bei der späteren Untersuchung mittels Rasterelektronenmikroskop bestätigt werden können. &bdquo;Super, dass wir sofort eine Schlauchleitung von der Emmer zum Brandherd legen konnten“ Entsprechend der Empfehlungen des LANUV würden weitere Maßnahmen durchgeführt, so der Kreissprecher. Der betroffene Bereich werde bis zur Reinigung zusätzlich feucht gehalten. Das dabei eingesetzte Wasser werde aufgefangen &bdquo;und umweltgerecht entsorgt“. Die Empfehlungen des LANUV hinsichtlich der Reinigung von Einsatzkleidung und -geräten seien an die Führungen der beteiligten Einsatzkräfte weitergegeben worden. Um die Steinheimer Feuerwehr bei der Bekämpfung des Großbrandes zu unterstützen, waren auch 40 bis 50 Kräfte der Schieder-Schwalenberger Feuerwehr im Einsatz und kümmerten sich zunächst um die Wasserversorgung für die Löscheinheiten vor Ort. Und: Sie sicherten die Emmer ab, berichtet Feuerwehrchef Mike Mundhenke. &bdquo;Es war super, dass wir sofort eine Schlauchleitung von der Emmer zum Brandherd legen konnten“, berichtet der Schieder-Schwalenberger Stadtbrandmeister. &bdquo;Aber wir mussten noch etwa 500 Meter bis zu einem Punkt überbrücken, an dem man vernünftig Wasser entnehmen konnte.“ Doch das war nicht die einzige Sorge, die ihn umgetrieben habe: &bdquo;Wir mussten natürlich auch sicherstellen, dass die Emmer durch das kontaminierte Löschwasser keinen Schaden nimmt, wenn es zurück in den Fluss fließt.“ Insgesamt drei Flusssperren Und genau deswegen kratzte die Schieder-Schwalenberger Wehr so ziemlich alles an Material zusammen, was sie zur Errichtung von Flusssperren zur Verfügung hat. &bdquo;Wir haben insgesamt drei Sperren errichtet. Eine bei Wöbbel, eine in Schieder wenige Meter vor der Emmerbrücke an der Bahnhofstraße und eine Richtung Lügde.“ Inzwischen hatte der Kreis Höxter als Untere Wasserbehörde bereits das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) alarmiert, um sich ein Bild von der Gefährdung zu machen. &bdquo;Als die Fachleute in Steinheim ankamen, waren sie sehr froh, dass wir bereits Sperren errichtet haben.“ Auf diese Weise konnten die Experten von LANUV und Kreis zunächst einmal eine Nullprobe oberhalb der Brandstelle nehmen, um Vergleichswerte zu haben. &bdquo;Dann wurden jeweils vor und hinter den Sperren weitere Proben entnommen, jeweils sechs Liter“, erklärt Mundhenke. Ganz bewusst hatte die Wehr keinen Löschschaum benutzt, um die Emmer zu schonen. Proben gingen sofort ins Labor Sämtliche Proben wanderten ins Labor, während vor Ort an den Sperren bereits das von den Feuerwehrleuten ausgestreute weiße Bindemittel alles an Chemikalien und etwaigen Ölrückständen aufnahm, was dort ankam. Es kamen unterschiedliche Sperren zum Einsatz. Beispielsweise bei Wöbbel war eine Kunststoffsperre gespannt. &bdquo;Das war gar nicht so einfach, weil wir erst mal eine geeignete Stelle im Fluss finden mussten.“ Dann rein in die Wathosen und das Ding über die gesamte Flussbreite ausgebracht, bevor dann das Bindemittel alles, was so ankommt, auffängt. Das Bindemittel lässt sich nicht mit Wasser ein, sondern saugt lediglich Öl und bestimmte Chemikalien auf. Wo es bräunlich verfärbt ist, hat die Vorsichtsmaßnahme gewirkt. Zwei Mal am Tag haben die Feuerwehrleute die Sperren kontrolliert und die kontaminierten Teile abgefischt, um sie durch frisches Bindemittel zu ersetzen. In Schieder sind die Schlauchsperren selbst wie Tampons mit Bindemittel gefüllt. &bdquo;Die sind zwar etwas teurer, aber darauf konnten wir in dieser Situation keine Rücksicht nehmen.“ Wahrscheinlich kein großer Schaden Das kontaminierte Bindemittel wird übrigens über den Bauhof entsorgt und landet in der Müllverbrennung, sagt Mike Mundhenke. &bdquo;Viel war es allerdings nicht.“ Großer Schaden scheint nach ersten Erkenntnissen des LANUV nicht in der Emmer entstanden zu sein. &bdquo;Wir haben zumindest keine Veränderung des PH-Wertes feststellen können, es sind also keine Säuren oder Laugen in das Flusswasser gelangt“, heißt es dort in der Pressestelle. Für die Wasserproben, die der Kreis Höxter mit dem LANUV gezogen hat, liegen die Laborergebnisse allerdings noch nicht vor, sagt Pressesprecherin Silja Polzin. &bdquo;Darauf warten wir noch.“ Für die Schieder-Schwalenberger Feuerwehr sieht es jedenfalls nach Entwarnung aus. Nachdem keine signifikanten neuen Verschmutzungen auf dem Bindemittel festgestellt werden und der Stauwärter Alex Kühne auch keine besonderen Mengen toter Fische feststellen konnte, wurden die Sperren in der Emmer am Montagabend wieder aufgehoben. Dabei half der städtische Bauhof mit dem Radlader, denn die Sperren sind ganz schön schwer, wenn sie aus dem Fluss gezogen werden.

Meistgelesen