Steinheimer niedergestochen: Tatverdächtiger schweigt

Steinheim. Der dringend tatverdächtige Steinheimer schweigt zu den Vorwürfen. Das bestätigt Oberstaatsanwalt Ralf Meyer jetzt gegenüber nw.de. Dem 20-Jährigen wird versuchter Totschlag vorgeworfen. "Weder bei der polizeilichen Vernehmung noch vor der Haftrichterin hat er etwas gesagt", erklärt Meyer. Allerdings habe sich der Steinheimer einen Anwalt genommen. Der Steinheimer soll in der Nacht zu Sonntag auf einem Schotterparkplatz in der Ostpreußenstraße in Steinheim auf einen 29-Jährigen eingestochen haben. Das Opfer erlitt lebensbedrohliche Verletzungen und musste notoperiert werden.Fall landet bei Anklage vor Jugendkammer Mit seinen 20 Jahren gilt der Tatverdächtige als heranwachsend. So werden junge Erwachsene bis 21 Jahre vor Gericht eingestuft. Sollte es zur Anklage kommen, erklärt der Oberstaatsanwalt, würde automatisch vor einer Jugendkammer verhandelt. Der wiederum obliege es, einzuschätzen, ob auch das Jugendstrafrecht angewendet wird. Wenn Jugendliche verurteilt werden, geht es vor allem darum, weiteren Straftaten entgegenzuwirken.Der Ansatz ist also eher ein pädagogischer: "Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Rechtsfolgen und unter Beachtung des elterlichen Erziehungsrechts auch das Verfahren vorrangig am Erziehungsgedanken auszurichten", heißt es im Jugendgerichtsgesetz. Heranwachsende bis 21 Jahre können nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, wenn deren Straftat aus einer typischen jugendlichen Lebenssituation entspringt, wie Imponiergehabe, jugendlichem Leichtsinn, Neugier oder Gruppendruck, wie die Bundeszentrale für politische Bildung erklärt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Paderborn erließ das Amtsgericht Paderborn einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags gegen den Tatverdächtigen. Der 20-Jährige wurde am Dienstag festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt. Laut Jutta Horstkötter, Kriminalhauptkommissarin und Leiterin der Mordkommission, geht der Ermittlungserfolg auch maßgeblich auf die Kollegen im Kreis Höxter zurück: &bdquo;Der schnelle Ermittlungserfolg wäre ohne die ortskundigen Beamten der Kreispolizeibehörde Höxter, welche als Mitglied der Mordkommission oder als interessierte Beamte die entsprechenden Hinweise lieferten, so nicht möglich gewesen.“ Polizei schweigt zur Tatwaffe In der Nacht von Samstag, 15. Januar, auf Sonntag, 16. Januar, war im Bereich des Schulzentrums an der Stettiner Straße offenbar ein Streit innerhalb einer relativ großen Personengruppe ausgebrochen. Die Polizei sprach gegenüber nw.de von einer Anzahl im &bdquo;kleinen zweistelligen Bereich“. In Folge der Auseinandersetzung soll der Tatverdächtige auf dem Parkplatz zugestochen haben. Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt. Nach einer Notoperation besserte sich der Zustand des 29-Jährigen bereits am Montag. Der Mann konnte mittlerweile vernommen werden, wie Oberstaatsanwalt Ralf Meyer gegenüber nw.de bestätigt. Dennoch bleiben einige offene Fragen. Womit wurde zugestochen? Der erste Gedanke bei Stichverletzungen geht schnell Richtung Messer. Die Polizei will sich dazu aber nicht äußern. Genauso wenig wie zu den Gründen für die Tat. Ob der Verdächtige sich einen Anwalt nehmen wird, ob er sich äußern will – am Dienstag ist das alles noch unklar.Im Dunkeln bleibt außerdem, ob und wie mögliche Aufnahmen aus den Überwachungsbändern am Gymnasium Steinheim weiterhelfen konnten. Im Eingangsbereich der Schule sind Videokameras installiert. Der spätere Tatort, der Schotterparkplatz, ist von dort zwar nicht einsehbar. Doch die Täter und Opfer sollen ja bereits zuvor im Umfeld der Schule gestritten haben. Zu den Bändern äußert sich die Polizei jedoch nicht. Nahezu identischer Fall im lippischen Lügde Die Parallelen sind geradezu grotesk: Auch in Lügde ist vor wenigen Tagen ein Mann lebensgefährlich durch Stiche verletzt worden. Erst eine Notoperation rettete den Mann. Am Montag macht die Polizei den Fall öffentlich – kurz nachdem die Pressemitteilung zu dem Verbrechen in Steinheim rausging. Einen Tag später ist der mutmaßliche Täter gefasst – ganz wie in Steinheim.Zugegeben, der Tatzeitpunkt ist nicht identisch. Wie die Polizei mitteilt, erhielt sie am Freitagmorgen Kenntnis über die Notoperation eines Mannes im Krankenhaus in Bad Pyrmont, der mit lebensgefährlichen Stichverletzungen eingeliefert wurde. Die ersten Ermittlungen ergaben, dass der 39-Jährige mit einem Taxi zum Krankenhaus gefahren wurde. Aus Bielefeld rückt eine Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Markus Ickler an und beginnt mit den Ermittlungen.Erste Anhaltspunkte ergeben, dass sich die Tat vor einem Mehrfamilienhaus ereignet haben soll. Ein Tatverdächtiger, ein 26-Jähriger, stellte sich dann am Montag selbst. Täter und Opfer seien in der Nacht in Streit geraten, heißt es. Die Hintergründe sind am Dienstag noch unklar. Er wurde festgenommen, einer Haftrichterin in Detmold vorgeführt. Der Vorwurf: versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Allerdings behaupte der 26-Jährige, er sei selbst angegriffen worden und habe sich wehren wollen. Am Montag stabilisierte sich der Zustand des Niedergestochenen so weit, dass er eine erste Aussage machen konnte.

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