Steinheim/Nieheim/Kreis Höxter Der Verstand sagt Nein: So steht es um den Karneval im Kreis Höxter

Steinheim/Nieheim/Kreis Höxter. Das Herz sagt Ja – der Verstand sagt Nein: So formuliert Thorsten Meier als Sprecher der Nieheimer Karnevalsgesellschaft (NKG) die widerstrebenden Gefühle, die ihn nach der offiziellen Absage für alle Saal-Karnevalsverstaltungen in NRW durch den Ministerpräsidenten bewegen. Und was wird mit Rosenmontag, wenn sich Wagenbauer nicht in größeren Gruppen in Scheunen und Hallen zum Arbeiten an den Motivwagen treffen können? Ja, irgendwie habe man es schon kommen sehen, dass die zum 11.11. hoffnungsvoll gestartete Session abgebrochen werden müsse, ergänzt Sprecher-Kollege Marc Schriegel von der Steinheimer Karnevals-Gesellschaft (StKG). Hohe Infektionszahlen und die ansteckende Corona-Variante Omikron gaben den Ausschlag. Während man in Nieheim schon konkret zwei Ideen für die nächsten Wochen hat, um &bdquo;die Glut des Karnevals" ins neue Jahr tragen zu können (O-Ton Meier), stand bei den Steinheimern am Mittwochabend noch eine Präsidiumssitzung, bei der man Möglichkeiten besprechen wollte. Grundsatz in beiden närrischen Hochburgen des Nordkreises: So sehr das Herz für die tolle Zeit schlägt, die Gesundheit steht an erster Stelle. Und die Verantwortung dafür. Prinzenpaar bleibt in Amt und Würden Dirk Guse wird neben Prinzessin Marion Krücke in Nieheim wohl noch eine weitere Session das Zepter als Karnevalsprinz schwingen, sagt NKG-Vorsitzender Stephan von Koelln nach einem Präsidiums-Gespräch am Dienstagabend. Eigentlich hätte am 15. Januar 2022 die neue Tollität im Zeichen der schwarzen Katze proklamiert werden sollen. Ja, man hatte bereits ein neues Prinzenpaar inpetto gehabt, ergänzt er. &bdquo;Das hatte aber viel Verständnis und bleibt jetzt inkognito." Weil mit Prinzessin Neila Simon und Prinz Kuno Müller bereis im November in der Grundschule ein neues Kinderprinzenpaar in den vierten Klassen ausgelost worden war, das im nächsten Jahr jedoch in weiterführende Schulen gehen wird, will man den beiden Nachwuchs-Karnevalisten dennoch eine kleine Bühne bieten: Irgendwann &bdquo;an den tollen Tagen rund um Rosenmontag" in einer Light-Variante mit Open-Air-Bühne und kleinem Umzug an der Lehmkuhle. &bdquo;Wo man das Gelände kontrollieren kann. Wir sind in Abstimmung mit dem Ordnungsamt, was geht", sagt von Koelln. Alles Stand jetzt, alles &bdquo;auf Sicht gefahren", alles mit der Möglichkeit, die Reißleine zu ziehen. Dann könnten auch die Garden, die weiterhin voll im Training seien, dort auftreten. Und zwar ohne große Menschenmassen auf engem Raum. Zudem wird über eine digitale Sitzungsvariante nachgedacht. Mit Sequenzen, die mit närrischen Akteuren an verschiedenen Orten rund um Nieheim unter Wahrung des Abstands mit wenigen Leuten open-air professionell gedreht und für eine Übertragung im Netz zusammengestellt werden können. Als Karnevalssitzung für daheim. Das haben die Steinheimer mit ihrem Man-teou-TV in der vergangenen Session bereits erfolgreich praktiziert. Und das könnte jetzt auch eine Neuauflage erfahren, sagt Schriegel. &bdquo;Wir werden passende Lösungen finden", sagt er zuversichtlich vor der Präsidiumssitzung am Mittwochabend. So sehen das andere Vereine Bei der Rot-Weißen-Garde in Bad Driburg ist zwar noch keine endgültige Entscheidung pro oder contra Karneval gefallen, eine Tendenz ist im Gespräch mit dem Vorsitzenden Uwe Rohde jedoch rauszuhören: &bdquo;Wir würden ja unseres Lebens nicht mehr froh, wenn sich auf unserer Veranstaltung jemand schwer infiziert und stirbt." Leichtfallen wird es den Bad Driburger Jecken trotzdem nicht. Denn es sind nicht nur die eigenen Vereinsmitglieder von möglichen Absagen betroffen, sondern auch Künstler wie DJs oder Tanzgruppen, mit denen langfristige Verträge bestehen. &bdquo;Wenn man Kosten im fünfstelligen Bereich hat, sagt man nichts leichtfertig ab", erklärt Rohde. Die Empfehlung aus Düsseldorf kennt er. Rohde hätte sich jedoch eine klarere Ansage gewünscht. Denn so werde die Verantwortung an Ehrenamtliche abegegeben. Rohde kritisiert außerdem den Kulturfonds, den das Land eingerichtet hat. Neun Tage Zeit habe er, um dort Anträge zu stellen und Nachweise einzureichen. Als Ehrenamtlicher in der Weihnachtszeit. Dabei hätte schon viel, viel früher ein Plan B erarbeitet werden können, meint er: &bdquo;Wir baden jetzt aus, was die Politik im Sommer verbaselt hat." Einen Schritt weiter ist der Karnevalsverein Brakel Radau. Vorsitzender Mark Elberg erklärt, dass der Karneval an der Nethe abgesagt ist. Im Gespräch mit anderen Vereinen habe er eine Verunsicherung gespürt, dass aber auch niemand als erster habe absagen wollen. Die Richtlinien vom Land empfindet er als &bdquo;Rückendeckung". In dieser Zeit ergebe es keinen Sinn, Karneval zu feiern. Und zwar, wie Elberg sagt, aus Verantwortung, aus moralischen Gründen (&bdquo;Wir würden lustig Karneval feiern, während andere im Krankenhaus um Leben kämpfen") und auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit. Freuden für kleine Karnevalsfans geplant Bei den Karnevalisten in Beverungen und Lauenförde ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Die soll es am Freitag bei einem Treffen des Vorstands geben, erklärt der Präsident des Carnevals-Vereins-Weserbrücke (CVWB) Friedhelm Dierkes. Die Richtung steht nach ersten Besprechungen aber schon. &bdquo;Wir werden wahrscheinlich alle Indoor-Veranstaltungen absagen", so der Präsident. Maskenball, Prunksitzung, ökumenischer Gottesdienst: All das wird es also wahrscheinlich nicht geben. Auch hinter Kinder- und Rosenmontagsumzug setzt Dierkes schonmal vorsichtig ein Fragezeichen, auch wenn der Verein sie noch nicht absagen möchte. Sollte es aber mit Blick auf die dann herrschende Infektionslage weiterhin dringend geraten sein, auf große Ansammlungen drinnen lieber zu verzichten, machten auch die Umzüge &bdquo;keinen Sinn", so Dierkes. &bdquo;Wer zum Rosenmontagsumzug kommt, will nicht nur an der Straße stehen, sondern auch in der Stadthalle und in Kneipen feiern." Zwischen 8.000 und 9.000 Euro an Kosten seien schon angefallen, denen nun keine Einnahmen durch Eintrittsgeld, durch Spenden und den Verkauf der Karnevalszeitung gegenüberstünden. Sessionsorden wurden bereits angefertigt und Kamelle bestellt – ohne corona-bedingte Storno-Möglichkeit. Die Süßigkeiten wollen die Karnevalisten in jedem Fall unters Volk bringen. Angedacht sei wie in der vergangenen Session die Kindergärten und Grundschulen in Beverungen und Lauenförde zu besuchen. "Selbstverständlich, dass es nicht stattfindet" Wie die Karnevalisten in anderen Städten hätte sich auch Dierkes eine Regelung gewünscht, &bdquo;die für alle verbindlich gewesen wäre." Mit ihrem gemeinsamen Entschluss hätten Politik und Karnevalistenvertreter aus Dierkes Sicht noch etwas warten können. Dierkes: &bdquo;Warum trifft man jetzt schon die Entscheidung ohne Not?" Bis Mitte Januar hätte man sich noch Zeit lassen können, hätte das Infektionsgeschehen beobachtet und dann entschieden, findet der CVWB-Präsident. Doch er betont auch: &bdquo;Wenn die Zahlen sind wie sie jetzt sind, ist es selbstverständlich, dass es nicht stattfindet. Wir tragen ja nicht nur Verantwortung für unsere Mitglieder, sondern auch für die Besucher." Dass sich die Corona-Lage bis Januar soweit bessern könnte, dass über den Karneval anders entschieden würde, glaubt er nicht. Noch keinen Entschluss gibt es bei den Karnevalisten in Peckelsheim. Stand vergangene Woche sollte der Karneval stattfinden, berichtet Uwe Jonietz, Präsident des Karnevalsvereins &bdquo;Pickel-Jauh". Nun will sich der Vorstand Ende des Jahres erneut treffen, um zu entscheiden.

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